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König Georg II mustert 1729 hessische Soldaten auf dem Forst

Georg II

König Georg II von England und Irland
Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e.V.

König Georg II von England musterte am 30. Juli 1729 12.000 hessische Soldaten auf dem Forst. Der Grund war, dass er mit dem Landgrafen Karl ein damals übliches "Subsidien-Tractat" (Mietvertrag über Soldaten) vereinbart hat. Das heißt, dass der Landgraf für einen sehr hohen Mietpreis Soldaten für den englischen König vorhalten musste.

F. C. Th. Piderit schreibt auf S. 295 der „Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Kassel“:

„Ein seltenes Schauspiel wurde den Bewohnern Kassels 1729, am 30. Juli, zu Theil. Die ganze hessische Armee von 12000 Mann hatte auf dem Forst ein Lager bezogen, wo sie vom König George II. von England, in dessen Solde sie vermöge eines Subsidien-Tractats stand, inspiziert werden sollte. Der König, ein stattlicher Herr, erschien mit zahlreichem Gefolge, an der Grenze empfangen und mit Kanonenschüssen begrüßt, gegen 9 Uhr Morgens in dem Lager, durchritt die Reihen dieser berühmten Krieger und ließ sie dann, geführt von dem Prinzen Wilhelm vor einem prächtigen Zelte defilieren. Der neunjährige Enkel des Landgrafen, Prinz Friedrich, führte sein Regiment dem Könige vor, und dieses gab die nächste Veranlassung, daß Friedrich II. Schwiegersohn des Königs wurde.“

Georg II von England und Irland wurde 10. November 1683 in Hannover-Herrenhausen als Sohn des Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg (Hannover) geboren, sein Vater erbte den englischen Thron und ging als George I of Great Britain in die Geschichte ein, seine Mutter war Sophia Dorothea aus Celle. Am 11. Juni 1727 folgte er seinem Vater nach dessen Tod auf den Thron. Gleichzeitig war auch er Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, nach ihm wurde die Georg-August-Universität in Göttingen benannt. Der Kasseler Landgraf Friedrich II heiratete 1740 Maria, die Tochter Georgs II.

Was machte der englische König hier in Kassel auf dem Forst und was ist ein „Subsidien-Tractat"?

In Pierers Universal-Lexikon von 1863 liest man, dass Subsidien „Hülfgelder“ sind, die ein Staat einem anderen bei einem entstehenden Krieg zahlt, um selbst nicht vom Kriege „behelligt“ zu werden oder „um seine eigenen Leute nicht in den Krieg zu schicken. Der darüber gemachte Vertrag heißt „Subsidien-Tractat“. Ein erster solcher Vertrag wurde von der englischen Königin Anna (1665 – 1714) mit Österreich zur Bekämpfung Ludwigs XIV von Frankreich geschlossen. England und Holland schlossen danach noch viele solcher Verträge, wobei sich der Preußenkönig Friedrich II stark dagegen aussprach. Ein Grund war, dass die Seemächte eine Abneigung gegen den Landkrieg hatten. England drängte seine Subsidien jedem Staate auf, der nur „die geringste Miene machte, sich gegen Frankreich zu rüsten“, so u. a. Österreich, Preußen, Hessen, Rußland und Spanien. Diese Staaten mussten dann eine gewisse Truppenzahl während des Krieges unterhalten. 1805 zahlte England für 100 000 Mann 1.250.000 Pfd. Sterling.

Feldjäger 1776 in grünen Uniformen mit roten Pasbeln
Feldjäger (Hessen-Kassel) um 1776, Uniformen der Amerikanischen Revolution  Foto: Charles MacKubin Lefferts

Ihre höchsten Einnahmen erzielten die Landgrafen von Hessen-Kassel im 17. und 18. Jhd. aus Subsidien. Dafür warben sie Soldaten an, rüsteten sie aus, trainierten sie und stellten diese im allgemeinen dem englischen König für dessen Kriege zur Verfügung. Aber nicht nur an England wurden diese Soldaten vermietet, sondern auch an deren Gegner, so im österr. Erbfolgekrieg  an England und an Kaiser Karl VII, so dass hier Kasseler gegen Kasseler kämpften. Wilhelm VIII vermietete ca. 17.000 Soldaten für 1,254 Mio. Pfund Sterling. Die Kasseler Landgrafen (Friedrich II, Wilhelm VIII und Wilhelm IX) wurden so zu den reichsten Fürsten in Deutschland. (Wikipedia).

Bei Brunner lesen wir: „Hessen besaß damals eine der größten Armeen, im Verhältnis größer als die des militaristisch geprägten Preußen. … Die Praxis, hessische Truppen zu vermieten, hatte schon länger Tradition, alleine das Geschäft mit England reicht bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. Hessen-Kassel verpflichtete sich dazu, der britischen Krone 12 000 Soldaten zur Verfügung zu stellen. Gefallene, verwundete und desertierte Soldaten mussten ersetzt werden. Das größte Kontingent aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel bestand aus vier Bataillonen Grenadieren, 15 Bataillonen Infanterie, zwei Kompanien Jägern und einem Generalkommando. Landgraf Friedrich II. ließ dafür eine Zahlung von über 21 Millionen Taler vereinbaren".

Auch wenn es fast unmöglich ist, die Kaufkraft mit der heutigen zu vergleichen, gibt es dennoch im Internet Tabellen, aus denen wenigstens eine Vorstellung des Wertes abzuleiten ist, danach hätten heute 21 Mio Taler den Wert von ca. 550 Mio € oder 1,2 Mio Pfund Sterling von damals wären fast 1 Mrd. € wert, was besagen soll, dass es sehr viel Geld war, mit dem man die hessische Wirtschaft durch Projekte wie Messinghof, Herkules, Bergpark Wilhelmshöhe, Schloss Wilhelmsthal, Gemäldegalerie, Karlshafen, Karlsaue, Orangerie, Fridericianum, Friedrichsplatz, Kunstakademie intensiv ankurbeln und Menschen beschäftigen konnte. Natürlich mussten vom dem Geld auch die Soldaten entlohnt und ausgestattet werden.

Hess. Soldaten 1776
Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Jedes Regiment hatte seine eigenen Uniformen, oben sind Feldjäger (1776 bis 1783) dargestellt, die Soldaten links lassen sich im Augenblick noch nicht zuordnen. Die Kopfbedeckung mit dem Quast fiel in Amerika besonders auf (Brunner).

Wenn Sie sich intensiver mit 2 Missionen befassen wollen, laden Sie sich die weiteren Ausführungen als PDF herunter.

Autor und Editor: Falk Urlen

Literaturverzeichnis

 

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Kurzbeschreibung

König Georg II von England musterte am 30. Juli 1729 12.000 hessische Soldaten auf dem Forst. Der Grund lag darin, dass er mit dem Landgrafen Karl einen damals üblichen "Subsidien-Tractat" (Mietvertrag über Soldaten) vereinbart hat. D. h., dass der Landgraf für einen sehr hohen Mietpreis Soldaten für den englischen König vorhalten musste.

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