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Das Fass auf der Fulda

Das Fass auf der Fulda, Viele Menschen und ein geschmücktes Fass

Foto: Kulturbild aus dem Kasseler Biedermeier, Robert Friderici, Ausschnitt aus einem 192 cm langem Leporello

Der Eisgang auf der Fulda wird im Jahr 1836 von einer Kasseler Zeitung, die sich mit dem "Vergnügen in Kassel" befasste, zu den besonderen Vergnügungen gerechnet. Der schlimme Winter 1739/1740, in dem das Eis auf der Fulda erst am 15. März auftaute, führte zu einer Gelegenheit von besonderer Lustbarkeit. Die Hof- und Stadt-Bänderei-Knechte (Küfergesellen), fertigten auf dem Eis der Fulda ein großes Weinfass von ungefähr 22½ hl und führten es am 17. März 1740 gefüllt mit Wein durch die Gassen zum Landgrafenschloss von Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Es war ein Hochzeitsgeschenk der löblichen Küferzunft an den Erbprinzen Friedrich, den späteren Landgrafen Friedrich II..

Drei Männer bearbeiten auf dem Eis das Fass. Eine Kapelle spielt
Darstellung des Fassbaues auf einer Lithographie von J. C. Gerlach aus dem Jahr 1845  Foto: Fass auf der Fulda, Friedrich Lometsch Verlag Kassel, 47. Druck der Arche , 1964
Urkunde der Fassübergabe von 1740
Foto: Fass auf der Fulda, Friedrich Lometsch Verlag Kassel, 47. Druck der Arche , 1964

Nach dem in Frankfurt 100 Jahre später dieses Spektakel zur Nachahmung führte, beschloss die Kasseler Küferzunft am 18. März 1845 bei ähnlichem winterlichen Frost wie 1740 den Bau eines Weinfasses auf der Fulda zu wiederholen. Sie richteten auf dem Eis der Fulda im März 1845 zwischen der Unterneustadt und dem Renthof einen Werkplatz ein. Sie zimmerten bei Tag und selbst bei Fackellicht oder hellem Mondschein bis in die späte Nacht. Die Küfer hatten Glück, kurz bevor das Tauwetter einsetzte war das Wunderfass fertig. Am 28. März 1845 war es dann soweit das Fass wurde von der Fuldabrücke aus in einem feierlichen Umzug durch die Altstadt am Rathaus vorbei zum Palais der Kurfürsten am Friedrichsplatz geführt um es dem Prinz-Mitregenten und späteren Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu überbringen. Den Zug führte der Gildemeister Schäfer an, Karl Herbold und der damalige Oberbürgermeister Ludwig Arnold begleiteten ihn. Herbold, der sog. "Bürgerkönig", war bei Hofe wegen seiner politischen Tätigkeit nicht gut angeschrieben und der Regierungsrath Arnold missfiel in der Ausübung seines Amtes der konsrvativen Regierung sehr.

Die Biedermeierzeit in der Kurfürstlichen Residenz Kassel war eine Epoche der Gärung und schweren Auseinandersetzung politischer, wirtschaftlicher und sozialen Art. Die Revolution von 1830 in Kurhessen hatte zur Ausarbeitung der Kurhessische Verfassung von 1831 mit einem Einkammerparlament und zur Stärkung der Stände geführt. In der Folge entstanden zwischen den fortschrittlichen liberalen Kräften und dem konservativen oft selbstherrlichen Kurfürsten Spannungen.

Text: Gerhard Böttcher, 2015

Editor: Erhard Schaeffer, November 2016

 

 
 

 


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Kurzbeschreibung

Der Eisgang auf der Fulda wird im Jahr 1836 von einer Kasseler Zeitung, die sich mit dem "Vergnügen in Kassel" befasste, zu den besonderen Vergnügungen gerechnet. Der schlimme Winter 1739/1740, in dem das Eis auf der Fulda erst am 15. März auftaute, führte zu einer Gelegenheit von besonderer Lustbarkeit. Die Hof- und Stadt-Bänderei-Knechte (Küfergesellen), fertigten auf dem Eis der Fulda ein großes Weinfass von ungefähr 22½ hl und führten es am 17. März 1740 gefüllt mit Wein durch die Gassen zum Landgrafenschloss von Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Es war ein Hochzeitsgeschenk der löblichen Küferzunft an den Erbprinzen Friedrich, den späteren Landgrafen Friedrich II..

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