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Hans Penndorf und der Forstfelder Untergrund
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 1926
- Ort: Forstfeld
- Vom: 06.12.2016
- Themen: Literatur, Künstler, Chronisten und Biografen
Hans Penndorf beschrieb in seinem Buch: "Geologische Wanderungen im Niederhessischen Bergland" 1926 den geologischen Untergrund des Kasseler Forstfeldes.
"Hans Penndorf wurde 1879 in Köstritz/Thüringen geboren. Nach der Mittelschule erfolgte eine Ausbildung zum Lehrer in Osterwieck a.H. und Mühlhausen/Thüringen. 1899 bestand er die erste und zweite Lehrerausbildung. Danach war er Volksschullehrer in Göttingen und nebenbei Gasthörer bei den berühmten Geologen und Paläontologen STILLE und KOENEN. Von 1906 bis 1943 versah er seinen Schuldienst in Kassel. 1918 wurde er Mitglied im Verein für Naturkunde. Ab 1921 stellte Hans Penndorf den geistigen Mittelpunkt einer neu gegründeten geologischen Sektion innerhalb des Vereins für Naturkunde dar und führte zahlreiche Exkursionen zur Geologie Niederhessens durch. Daneben hielt er auch Vorlesungen an der Kasseler Volkshochschule.
Von Kennern der nordhessischen Geologie wird Hans Penndorf oft als "Vater der nordhessischen Geologie" bezeichnet. Diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Denn seine rege Sammlungstätigkeit und seine profunden Kenntnisse der regionalen Geologie schlugen sich in einem 1926 veröffentlichten Werk "Geologische Wanderungen im Niederhessischen Bergland" nieder. Dies ist bis heute der einzige geologische Führer der Region geblieben. Sein spezielles paläontologisches Forschungsinteresse galt den Ceratiten des Oberen Muschelkalks. Die Forschungsergebnisse zu dieser Fossilgruppe fasste er in einer 1951 in den "Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft" erschienenen Publikation mit dem Titel "Die Ceratitenschichten am Meißner in Niederhessen" zusammen. Der größte Teil des gesammelten Materials befindet sich in den Sammlungen des Senckenbergmuseums." So ist es in den Internet-Veröffentlichungen des Kasseler Naturkundemuseums nachzulesen.
Beim Kanalbau in Forstfeld hatte man es sehen können, der Untergrund bestand aus Sand und Steinen, einige waren dabei so groß, dass sie beim Vortrieb nicht durch die Kanalrohre gingen und erst zerbrochen werden mussten. Einige davon konnten noch vor der Abfuhr gerettet werden und liegen als kleine Steinskulptur heute auf der südlichen Ochshäuser Str. im Bereich der Kreuzung Ochshäuser Str./Forstbachweg. Einer der größeren Brocken liegt an der Auffahrt zum Stadtplatz. Fangen wir aber von vorne an, vorne heißt hier die Lilienthalstraße, wo beim Bau der Munitionsfabrik der Untergrund genau untersucht wurde. Die folgenden Ausschnitte entnehme ich dem Buch von Hans Penndorf, "Geologische Wanderungen im Niederhessischen Bergland" aus dem Jahr 1926:
"Unter einer gelbgrauen, zum Teil auch braunen Lehmschicht von ungefähr 40 cm Mächtigkeit liegen Schotter, die aus mächtigen Buntsandstein-Brocken bestehen, unter denen auch Quarzite zu finden sind. Zum Lindenberg hin schwillt dann die Lehmdecke etwas an und die Gerölle verlieren an Größe. Die Zusammensetzung der Schottermassen aus Buntsandstein– und Quarzitbrocken beweist, dass sie aus der Nähe - von den umliegenden Höhen - stammen. Es sind sogenannte Nebentalschotter, die hier im Alluvium von Losse und Wahlebach abgesetzt worden sind. Beide Bäche haben hier, wo sie in die Fuldaniederung eintreten und dadurch an Transportkraft einbüssen, die gewaltigen Schottermassen zusammengetragen. Diese bezeugen dass die Bäche in längst vergangenen Zeiten über größere Wassermengen verfügt und stärkeres Gefälle besessen haben. Die Lehmdecke verdankt ihre Entstehung wohl großen Überschwemmungen und starken Regengüssen, welche die feinen Verwitterungserzeugnisse von den nächsten Hügeln herabspülen. Zum Unterschied vom diluvialen Lösslehm heißt diese alluviale Lehmschicht Auelehm. Der Lindenberg, welcher die Kriegerheilstätte (heute Seniorenwohnanlage Lindenberg) trägt, trennt das Wahlebach- vom Lossetal. Wir steigen zu ihm hinauf von der Leipziger Strasse her. Mit Tannen und Kiefern ist ein längst verlassener Steinbruch bepflanzt. Umherliegende Brocken verraten uns, dass roter Sandstein gebrochen wurde, der dem Mittleren Buntsandstein angehört. Derselbe schiebt sich weit nach Westen zum Forst hin vor, wie ein Einschnitt der Söhrebahn beweist, bis er unter der Schotterdecke des Forstfeldes verschwindet. ...Wir gehen am S.-Rand des Wäldchens nach W und kommen am Sammelbecken des Wasserwerks Bettenhausen vorbei zur Kriegerheilstätte. Die Ausschachtungen beim Bau derselben am W-hange des Hügels zeigen unter 0,15 m Dammerde braunen, tonigen Sand mit grobem Sandsteingeröll. Gehen wir zurück auf den Weg, der am O-Rand des Wäldchens nach SW führt, erreichen wir bald einen verlassenen Sandsteinbruch, dessen NO-Rand noch deutlich eine Werksteinbank des Mittleren Buntsandsteins zeigt. Dieser Aufschluss beweist zweifellos, dass der Lindenberg in seinem Untergrund aus Buntsandsein aufgebaut ist, der seinerseits entweder von seinen Verwitterungserzeugnissen oder kuluvialen Fulda - und Edderkiesen bedeckt ist. Hier am Bruch ist es verwitterter Sandstein, wie bei der Heilstätte; an den Masten und an anderen Stellen sind es Fulda– und Edderkiese, und am ganzen NO-Abhang ist es Lehm. Eine Bank in nächster Nähe ladet zum Genuss des herrlichen Blickes auf das Casseler Becken und seine Umrahmung ein. Wir verfolgen nun den Weg, der links abzweigt und auf der Höhe entlang nach SO führt. Die Gesteinsbrocken auf den Feldern und die Farbe des frischgepflügten Ackers beweisen uns, dass einmal der Buntsandstein, ein anderes Mal die Kiesschicht der Fuldaschotter die Krume geliefert hat. Der Boden ist mittelmäßig, bietet aber bei sorgfältiger Bearbeitung noch gute Erträge.
Nachdem wir eine knappe Viertelstunde auf dem Rücken gewandert sind, durchschreiten wir eine kleine Senke. Jenseits derselben erhebt sich die Kuppe des Heidenkopfes. An dem uns zugewandten Abhang gibt uns eine große Sandgrube Aufschluss über den inneren Bau des Hügels. Unter der Dammerde steht gleich am Eingange links eine ungefähr 60 cm dicke, vielfach zertrümmerte, hier und da noch von Sand überlagerte Quarzitdecke an. Dieselbe hat die darunter liegenden Sande vor der Abtragung geschützt. Unter der Quarzitbank folgen gelbe und weiße Sande von mehreren Metern Mächtigkeit. In dem weißen Sande tritt nochmals eine Quarzitbank auf. An der O‑Wand beobachten wir: 40 cm Dammerde, 2‑3 m gelben, tonigen Sand, eine dünne Geröllschicht und 50 cm weißen Sand, der teilweise zu Quarzit verhärtet ist. Nach SO zu schwillt dieser Quarzit zu einer 1 m mächtigen, festen Bank an, die von rotbraunen und weißen Sanden unterlagert wird. In der Sandgrube jenseits der Landstrasse wird eine mehrere Meter mächtige Schicht feinen, weißen Sandes abgebaut, in der auch mürbe Quarzite auftreten“.
Anm.: Wahrscheinlich schrieb sich der Fluß "Eder" früher "Edder", so wie in viele Bürgerinnen und Bürger heute auch noch aussprechen.
Autor und Redakteur: Falk Urlen, Dezember 2016
Literatur:
- Hans Penndorf: Geologische Wanderungen im Niederhessischen Bergland, Melsungen, Heimatschollen-Verlag 1926
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Kurzbeschreibung
Hans Penndorf beschrieb in seinem Buch: "Geologische Wanderungen im Niederhessischen Bergland" 1926 den geologischen Untergrund des Gebietes des Forstfeldes.
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