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Vom "Auto-Peter" über die "KOG" zur "KVG" - Omnibusverkehr im Kasseler Osten
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1927
- Ort: Betriebshof Sandershäuser Straße
- Vom: 06.02.2012
- Themen: Stadtentwicklung, Handel und Dienstleistungen
Anfang der 20. Jahrhunderts begann schon der Einsatz des Busses als Ergänzung oder als Ersatz für die Straßenbahn. Der Busverkehr setzte zwar kurz nach der Jahrhundertwende in Kassel ein, endete aber vorerst mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Fahrzeuge mit Vollgummireifen und Karbidlampen als Scheinwerfer verkehrten damals im Osten von Kassel auf der Strecke Kassel – Bettenhausen – Heiligenrode – Uschlag – Nieste. Das private Unternehmen nannte sich „Niestetaler- Kraftwagen-Verkehr“.
Mit dem technischen Fortschritt in den 20er Jahren wurden mehr und mehr Busse neben den Straßenbahnen für den öffentlichen Verkehr eingesetzt. Private Unternehmen erkannten den wirtschaftlichen Nutzen, die vom Straßenbahnnetz nicht erfassten Siedlungen und die durch Pendler nach Kassel ausgerichteten Orte für den Verkehr zu erschließen. Der bekannteste Privatunternehmer war der sogenannte "Auto-Peter", der am 12.09.1927 einen Stadtomnibusverkehr einrichtete. Seine Linien wurden mit Großbuchstaben bezeichnet, führten 12,5 km durch die Stadt und waren eine Konkurrenz für die Straßenbahn. Eine attraktive Linie führte z.B. vom Lindenberg über Hauptbahnhof, Stadthalle, Mulang bis ins Druseltal und eine andere Linie vom Vorort Harleshausen über Kassel ins Umland nach Nieste.
Nicht zuletzt wegen dieser Konkurrenz gründete die Große Kasseler Straßenbahn AG am 15.1.1928 ein Tochterunternehmen die Kasseler Omnibus-Gesellschaft m.b.H. kurz KOG genannt. Durch Kauf von Geschäftsanteilen von privater Gesellschaften wuchs das eigene Liniennetz schnell, so entstand z.B. die Linie Kassel – Nieste durch Vereinigung mit der Firma Schöneweiss aus Sandershausen. Das Unternehmen "Auto-Peter" wurde am 1.5.1929 von der KOG gekauft. Die Strecke von „Auto-Peter“ >Lindenberg - Hauptbahnhof - Stadthalle - Kuhberg< wurde auch von der „KOG“ weiter betrieben, so dass die Busse der KOG mit der Straßenbahn in Konkurrenz standen.
Die Wende trat 1932 ein, fortan übernahmen die Busse nur noch den Anschlussverkehr ab den Straßenbahnendstationen. An der Straßenbahn-Schleife „Ochshäuser Straße“, dem späteren Leipziger Platz, entsteht ein solcher Umsteigepunkt. Von hier fahren die Busse nach Heilgenrode, ins Niestetal, in die Erlenfeldsiedlung und auf den Lindenberg. Auch die Busstation am Hallenbad in der Leipziger Straße ist fortan ein wichtiger Umsteigeort für die Pendler im Kasseler Osten.
Bei den privaten Unternehmen waren die Busfahrer oft auch für Wartung und Pflege ihrer Fahrzeuge selbst verantwortlich. Der Dienst begann und endete für viele von ihnen am eigenen Wohnort. Bei der KOG wurde dies auf dem Betriebshof organisiert. Bereits 1929 erwarb die Kasseler Omnibus-Gesellschaft den Betriebshof in der Sandershäuser Straße. Am 13.6.1939 wurde mit der Neuorganisation der Straßenbahn die KOG von der KVG gekauft. Der Busbestand betrug zu diesem Zeitpunkt 53 Busse und 3 Anhänger und die Betriebsstrecken waren 156 km lang.
Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Entwicklung im Busverkehr. Busse mit Anhängern wurden ein häufiges Bild in den durch Kriegsschäden beschädigten Straßen. Die Busse hatten aber gegenüber den Straßenbahnen Vorteile. Sie konnten statt in den zentralen Depot, vereinzelt während der Nachtstunden am Straßenrand abgestellt werden und entgingen so den gezielten Bombenabwürfen. Ein weitere Vorteil war die Möglichkeit der Umfahrung von Bombentrichtern und Trümmern auf den Straßen. Durch die Kriegsereignisse wurden trotzdem viele Busse beschädigte oder total zerstörte. Die Motoren wurden aus Treibstoffknappheit z.T. mit Stadtgas betrieben. Im Aufbau des Busses steckte ein Gastank. Vom Gaswerk Kassel war zur Haltestelle Hallenbad, Leipziger Strasse - Ecke Söhrestrasse eine Leitung zur Betankung installiert worden. Während der Kriegsjahre wurden aus Mangel an deutschen Männern viele Busse und Straßenbahnen mit Zwangsarbeitern - 200 bis 300 Männer - als Schaffner und Fahrer besetzt. Im Mai 1945 war der Bestand auf fahrbereite 10 Busse geschrumpft und es gab keine Anhänger mehr. Zerstört wurde auch der Betriebshof in der Sandershäuser Straße.
Es begann der Wiederaufbau und die Neubeschaffung von Fahrzeugen und Ausstattung. Bereits 1953 hatte die KVG wieder 35 Busse und 10 Anhänger auf ihren Strecken im Einsatz. Im gleichen Jahr wurde die Wagenhalle des Omnibusbetriebshofs Sandershäuser Straße wieder aufgebaut. 1995 lag die Zahl der Linienbusse bereits bei 89 Fahrzeugen. Der Betriebshof in der Sandershäuser Straße wird in den 60er Jahren neu gebaut und später erweitert. Die Hersteller der Busse haben nach dem Krieg mehrfach gewechselt. So waren es ab 1948 Büssing, ab 1952 die ortsansässige Firma Henschel, ab 1963 MAN, ab 1978 Mercedes, ab 1994 die Firma Neoplan.
Die Zeiten von Bussen mit Anhängern im Straßenverkehr sind lange vorbei. 2011 unterscheidet man bei der KVG zwei Arten von Omnibussen, Standardlinienbusse und Schubgelenkbusse, die u.a. vom polnischen Hersteller Solaris mit dem Typ Urbino geliefert werden. Es sind absenkbare Niederflurfahrzeuge mit zwei bis drei Türen, 41 Sitzplätzen und Klapprampe für Rollstuhl- und Kinderwageneinstieg.
Editor: Erhard Schaeffer, Dezember 2011
Quellen:
- 1877 - 1977 Ein Jahrhundert Nahverkehr in Kassel, G. A.Stör, 1977
- Kasseler Schienenverkehr, Bus als Partner der Bahn bei der KVG, Wolfgang Kimpel, 1995
- Die Omnibusse der Kasseler Omnibus- Gesellschaft (KOG) und der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG (KVG),"Vom Hauber zum Niederflurbus", Holger Werner und Dr. Heribert Menzel
- Nieuwendijk - Ab nach Kassel
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Kurzbeschreibung
Anfang der 20. Jahrhunderts begann schon der Einsatz des Busses als Ergänzung oder als Ersatz für die Straßenbahn. Der Busverkehr setzte zwar kurz nach der Jahrhundertwende in Kassel ein, endete aber vorerst mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges.
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