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Das Werk Kassel-Bettenhausen der Deutschen Ton- und Steinzeugwerke AG

Briefkopf und Produkte der Dt. Ton- und Steinzeugwerke

Briefkopf und Produkte der Dt. Ton- und Steinzeugwerke in der Leipziger Str. 156
Foto: K.-P. Wieddekind, Kassel

Auf dem Gelände des ehemaligen Bettenhäuser Friedhofs an der Leipziger Straße ließ sich 1883 das Tonwarenwerk Bettenhausen nieder. Nach dem Zusammenschluss mit drei weiteren Steinzeug-Herstellern firmierte das Werk unter dem Namen „Vereinigte Tonwarenwerke AG“. Das vielfältige Lieferprogramm umfasste hauptsächlich Konstruktionsteile und Anlagen aus säurebeständigem Steinzeug und technischem Porzellan für die chemische Industrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, schloss die Firma 1975 aus wirtschaftlichen Gründen. Auf dem Gelände an der Leipziger Str. 156 befindet sich heute ein großes Autohaus.

Das Vorkommen von Ton in der Nähe Kassels war die Grundlage dafür, dass sich Firmen, die feuer- und säurefesten Erzeugnissen anfertigten, in Bettenhausen ansiedelten. Hierzu gehörte auch das Tonwarenwerk Bettenhausen, das sich auf dem Gelände des 1883 geschlossenen alten Friedhofs an der Leipziger Straße niederließ. Der Bettenhäuser Friedhof war erst zu den Zeiten des Pfarrers Joh. Ludwig Brehm am 19. Januar 1849 an dieser Stelle eröffnet worden.

Am 1. Januar 1902 schlossen sich die Werke

  • Ernst March Söhne, Charlottenburg,
  • Ernst March Söhne, Zweigniederlassung Muskau,
  • Ludwig Rohrmann AG, Krauschwitz
  • und das Tonwarenwerk Bettenhausen, Dr. Plath, Staub & Piepmeyer

zusammen und bildeten die Firma „Vereinigte Tonwarenwerke AG“ in Charlottenburg. Die Betriebsleitung verblieb bei den einzelnen Werken, die Hauptverwaltung und die zentrale Verkaufsstelle wurden bei March in Charlottenburg eingerichtet.

Zum Produktionsprogramm von 1892 zählten u. a. Destillations- und Kondensationsanlagen, die bei der Herstellung von Salpetersäure, Essigsäure, Äther und Chlorgas gebraucht wurden. Die DTS in Bettenhausen beschäftigte im Jahr 1927 zehn Beamte (Leitende Angestellte) und 100 weitere Belegschaftsmitglieder. Dazu zählte auch Carl Steinigk - ehemaliger Stadtverordneter für Bettenhausen.

Werksansicht aus dem Katalog von 1909
Werksansicht aus dem Katalog von 1909  Foto: H. Klein, Bad Muskau

Am 13. 4. 1944 wurde das Werk in Bettenhausen bei einem Fliegerangriff getroffen. Der Schaden im Fertigungsbetrieb war nicht allzu groß, die Produktion wurde nur 12 Tage unterbrochen. Ein Wohnhaus mit dem Betriebsbüro wurde zerstört. Bis Kriegsende wurde in Bettenhausen nur noch Steinzeug in geringen Mengen produziert.
Die Bombenschäden aus der Kriegszeit konnten notdürftig behoben werden. Ihre endgültige Beseitigung und die Erneuerung der Anlagen belasteten das Unternehmen. Die Maschinen mussten von Transmissions- auf Einzelantrieb umgestellt werden, ein neuer Lastenaufzug gebaut, ein weiteres Formenlager und ein Magazin errichtet und neue Büroräume geschaffen werden. Wegen der schlechten Versorgungslage zogen sich diese Arbeiten bis Anfang der 50-er Jahre hin. Ende 1946 waren in Bettenhausen 51 Personen beschäftigt.

Ton- und Steinzeugwerke in 1929
Ton- und Steinzeugwerke in 1929  Foto: Stadt Kassel, Stadtarchiv

Am 13. 5. 1950 wurde der Betrieb in Bettenhausen durch einen Feuerschaden nochmals zurückgeworfen.
Am 23. 6. 1961 feierte die Deutsche Ton- und Steinzeugwerke AG ihr 125-jähriges Jubiläum. Das vielfältige Lieferprogramm im Jubiläumsjahr umfasste Konstruktionsteile und Anlagen aus säurebeständigem Steinzeug und technischem Porzellan für die chemische und der damit verwandten Industrie und alle übrigen Industriezweige, die sich mit Korrosionsschutz befassten und z. B. säurefeste Rohrleitungssysteme und Ausgussbecken herstellten. Für Fabriken, Universitäten, Forschungsinstitute, Fotolabore und Krankenhäuser wurden u. a. kompletten Absorptionskolonnen für die Erzeugung von Salzsäure und Salpetersäure geliefert. Hinzu kam die Belieferung von Anlagen zur Bromgewinnung, zum Trocknen von Chlor und anderen korrosions-gefährdeten Fabrikationsvorgängen in der chemischen Industrie.

Ton- und Steinzeugwerke, 1964
Ton- und Steinzeugwerke, 1964  Foto: H. Klein, Bad Muskau

Zum 31.12.1975 schloss das Werk in Bettenhausen aus wirtschaftlichen Gründen. Auf dem Gelände der ehemaligen Deutschen Ton- und Steinzeugwerke AG befindet sich heute das Autohaus Glinicke, Hessenkassel GmbH & Co. KG, Leipziger Str. 156.

Text: K-P. Wieddekind, Kassel, 2008
Fotos: H. Klein, Bad Muskau

Quellennachweis: Ferdinand Hoffs, Dissertation 1964, Saarbrücken 

Editor: Bernd Schaeffer, Februar 2013

 Anmerkung:

Die 10-seitige Originalfassung der Firmenchronik ist im Oktober 2007 in der Broschüre „Industriestandort Bettenhausen – Firmengeschichten aus dem Kasseler Osten Bd.1“ erschienen. Ein Nachdruck ist im Stadtteilzentrum Agathof, Agathofstraße 48 erhältlich.

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Kurzbeschreibung

Auf dem Gelände des ehemaligen Bettenhäuser Friedhofs an der Leipziger Straße ließ sich 1883 das Tonwarenwerk Bettenhausen nieder. Nach dem Zusammenschluss mit drei weiteren Steinzeugherstellern firmierte das Werk unter dem Namen „Vereinigte Tonwarenwerke AG“. Das vielfältige Lieferprogramm umfasste hauptsächlich Konstruktionsteile und Anlagen aus säurebeständigem Steinzeug und technischem Porzellan für die chemische Industrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, schloss die Firma 1975 aus wirtschaftlichen Gründen. Auf dem Gelände an der Leipziger Str. 156 befindet sich heute ein großes Autohaus.

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