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Hochbunker Hafenstraße wird Wohnhaus
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1942
- Ort: Hafenstraße
- Vom: 17.03.2013
- Themen: Zweiter Weltkrieg, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Die Hochbunker sind als Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg im Stadtbild leicht auszumachen. Sie dienten dem Ziel, die Bevölkerung gegen Angriffe aus der Luft zu schützen. Die Bauwerke besitzen in der Regel rechteckigen oder gar quadratischen Grundriss und haben meterdicke Außenwände und Decken aus Beton. Ein großer Vorteil war es, dass sie Volltrefferschutz boten. Unter modernen militärtechnischen Gesichtspunkten ist dies nicht mehr gegeben.
Ein solcher Hochbunker steht noch heute in der Hafenstraße Ecke Pulvermühlenweg auf dem Grundstück des alten Friedhofs der Unterneustadt hinter der ehemaligen Justizvollzugsanstalt „ELWE“. Die Neustädter hatten bereits 1569 ihren Totenhof am Wege zur Pulvermühle ( jetzige Hafenstraße ) außerhalb des Befestigungswerkes angelegt. 1770 wurde dieser Friedhof geschlossen und die Verstorbenen der Garnison fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof vor dem Hohen Tor. 1936 fand der Vorschlag unter Erhalt des alten Baumbestandes auf dem Standort des alten Friedhofs eine Grünanlage zu schaffen in der Öffentlichkeit große Zustimmung .Die Unterneustädter Kirchengemeinde lehnte den Antrag der Stadt, das Grundstück zu kaufen, leider ab. Aus der Grünanlage wurde nichts, dafür entstand darauf später ein Luftschutzbunker.
Der viergeschossige Bunker besteht aus Kellergeschoss, Erdgeschoss und zwei Obergeschossen. Er hat eine Fläche von ca. 730 m² und ist mit einer Länge von 16 m und einer Breite von 15 m nahezu quadratisch. Er bot für ca. 600 Personen Schutzplätze. Dieser Bautyp wurde in den Jahren 1941 bis 1944 deutschlandweit als Regelbau errichtet. Zur Tarnung wurde er mit einem Biberschwanzdoppeldach ausgestattet. Es war auch noch eine Klinkerverblendung vorgesehen, die vermutlich aus Mangel an Zeit und Baumaterial nicht ausgeführt wurde. Er diente den Menschen aus der dichtbebauten Unterneustadt ohne sichere Kellerräume als Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten. Der Hochbunker trotzte auch dem vernichtenden Angriff am 22. Oktober 1943 bei dem die Unterneustadt vollständig zerstört wurde. Er rettete vielen Unterneustädtern in den Bombennächten 1943 das Leben und das ausgerechnet auf einem ehemaligen Friedhof.
In den 1960er Jahren wurde der Bunker im Rahmen der Zivilschutzplanung zur Zeit des kalten Krieges in den öffentlichen Schutzraumbau des Bundes neu einbezogen und nach der "Richtlinie für die Nutzbarmachung öffentlicher Schutzbauten" ausgestattet. Das Objekt des Bundes oblag die Auftragsverwaltung der Stadt Kassel. In den 1970er Jahren waren in dem Bunker zeitweise Fernmeldeeinheiten des Katastrophenschutzes untergebracht. Ab 1978 war der Bunker als öffentlicher Schutzbau wieder nutzbar.
Seit der Entlassung aus der Zivilschutzbindung diente er der Lagerung u. a. einer örtlichen politischen Partei als Lagerraum für Wahlplakate. In den 1990er Jahren wurde er auch zur Lagerung archäologischer Fundstücke aus Grabungen in Kassel genutzt.
Nach dem Verkauf durch Bund an eine private Grundstücksgemeinschaft wurde er ab 2016 zu einem Wohnhaus mit sieben Wohneinheiten umgebaut. Aus den 1,3 Meter dicken Außenmauern wurden Betonklötze herausgesägt und die bis zu 17 Tonnen schweren Teile mit einem Kran herausgehoben. In die Freiräume wurden die Fenster eingesetzt. Neben der Sanierung des Hochbunkers bis 2017 soll auf dem Grundstück an der Ecke Hafenstraße/Pulvermühlenweg noch ein Neubau errichtet werden.
Autor: Erhard Schaeffer, März 2013 / 2017
Quellen:
- Wieviel "gebauter" Krieg steckt in der Stadt, Fachbereich Architektur Uni Kassel, Lola Meyer 2006
- Flächenbombardierung als Kriegsmittel - die Luftangriffe auf Kassel im Zweiten Weltkrieg, Christopher Koch 2003
- Bau- und Kunstdenkmäler Band Cassel Band VI 2. Teil . A. Holtmeyer.
- Fotos Erhard Schaeffer, 2010 und 2017
- Luftbild Junkers 1928
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Kurzbeschreibung
Die Hochbunker sind als Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg im Stadtbild leicht auszumachen. Sie dienten dem Ziel, die Bevölkerung gegen Angriffe aus der Luft zu schützen.
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