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Adalbert Römheld- Gemeindepfarrer in schweren Zeiten
- Autor: Bernd Schaeffer
- Zeit: 1930
- Ort: Salzmannshausen
- Vom: 06.03.2015
- Themen: Stadtteilkultur, Bedeutende Persönlichkeiten
Vom 1. Mai 1930 bis 31. Dezember 1962 war Adalbert Johannes Friedrich Römheld Pfarrer der Pfarrstelle-West in Kassel Bettenhausen. Sein länger als drei Jahrzehnte dauerndes Wirken als Pfarrer für die evangelische Gemeinde hat tiefe und nachhaltige Spuren hinterlassen. In seine Pfarrzeit fallen sowohl die zerstörerischen Jahre der Nazi-Diktatur als auch die Zeit des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihm verdankt die Kirchengemeinde nicht nur den Neubau der völlig zerstörten Marienkirche und die Gründung weiterer Pfarrbezirke in Bettenhausen sondern auch eine wissenschaftlich fundierte und umfassende Chronik der Ev. Kirchengemeinde Kassel-Bettenhausen von den Anfängen in 1318 bis 1971. Eine Vielzahl Bettenhäuser Bürger begleitete Pfarrer Römheld über mehrere Generationen durch alle Ereignisse eines Christenlebens von der Taufe bis zur Bestattung. Pfarrer Römheld wohnte bis 1974 in Salzmannshausen und ist in Bettenhausen beerdigt. Dem Editor war es deshalb ein besonderes Anliegen, den Lebensdaten des angesehenen Pfarrers nachzugehen und auf dieser Seite von Erinnerungen im Netz zu präsentieren. Durch Internetrecherche konnte Michael Bormann, ein Enkel des Pfarrers A. Römheld, ausfindig gemacht werden. Er erklärte sich spontan bereit, die Lebensdaten und Fotos seines Großvaters zusammenzustellen und für die Präsentation freizugeben.
Legende: * =geboren, ᷉ = getauft, + = gestorben, *= beerdigt
Adalbert Römheld (Johannes, Friedrich, Adalbert) wurde geboren als ältester Sohn von fünf Geschwistern der Eheleute
Karl Wilhelm Julius Römheld
* Gundhelm (heute: Schlüchtern) 17.2.1858, + Steinau a.d. Straße 18.1.1923
Pfarrer in Wallroth, zuletzt in Steinau a.d. Straße, Krs. Schlüchtern
und seiner Ehefrau
Therese Kornelie Sophie Johanna v. Segnitz-Schmalfelden (Ritterm. Reichsadel) (1)
*Niederwerrn bei Schweinfurt 19.4.1864, + Steinau 29.7.1938
* Wallroth (heute: Schlüchtern) 12.01.1890
~ Wallroth 2.2.1890
+ Frankfurt (Main) 8.6.1974 * Kassel 14.6.1974
Pate: Friedrich Segnitz von Schmalfelden (Bruder der Mutter)
Adalbert Römheld:
- besuchte die Volksschule Steinau; Privatunterricht durch Vater.
- 1902 bis 1910 Besuch des Gymnasiums in Hersfeld (Klosterschule; heute: Bad Hersfeld). Abitur.
- 26.04.1910 bis 09.08.1911 Studium der Theologie in Marburg (Lahn)
- Aktiv in der Burschenschaft Germania Marburg. Farben: schwarz-weiß-rot und in der Zeit
- 31.10.1911 bis 15.03.1912 in Berlin dann
- 26.04.1912 bis 02.03.1914 in Marburg .
- 12.8.1914 meldet er sich als Kriegsfreiwilliger (Teilnahme am Ersten Weltkrieg an der Westfront,
- Res. Feldartillerie, Reg. 51, in Flandern, Langemarck, Champagne, Verdun, Reims)
- 27.1.1916 Leutnant der Reserve.
- 29.7.1918 bei Beugneux (Frankreich) schwer verwundet.
- 28.1.1919 aus dem Heeresdienst entlassen.
- Er erhielt das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse und das Ehrenkreuz für Frontkämpfer.
- 15.11.1918 Marburg erste theologische Prüfung.
- 09.12.1918 Kassel kirchliches Tentamen.
- 02.12.1919 Kassel Examen pro ministerio.
- 19.10.1919 Ordinat. Marienkirche in Hanau durch General-Superintendent D. Fuchs (2)
- 01.11.1919 Hilfspfarrer in Altenhaßlau (heute: Linsengericht).(3)
- 1.10.1921 Pfarrer in Hohenzell (heute: Schlüchtern). (4)
- 1.5.1930 Pfarrer in Kassel-Bettenhausen. (5) Seit dem 1.4.1960 im Ruhestand.
- Wurde jedoch mit weiterer Dienstleistung beauftragt. (6)
- 01.1.1963 endgültig im Ruhestand. (7)
Er hat sich intensiv mit Familienforschung beschäftigt.
08.06.1974 gestorben auf dem römheldschen Familientag in Frankfurt am Main.
14.6.1974 beerdigt in Kassel-Bettenhausen
Adalbert Römheld war verheiratet mit
Else (Ella) Anna Maaß
oo 26.11.1920 Hamburg (standesamtlich)
27.11.1920 Hamburg (kirchlich)
* Hamburg 22.8.1895
~ Hamburg 15.2.1896
+ Kassel-Wilhelmshöhe 30.5.1989
besuchte die Höhere Töchterschule in Hamburg. Hilfstätigkeit in einem Kinderheim. Zweijährige Ausbildung auf der Gartenbauschule Berlin-Marienfelde. Praktikantin auf einem Obstgut in Jessen (Elster). Gutsgärtnerin in Trebendorf bei Forst (Lausitz).
Sie war die dritte Tochter von fünf Kindern der Eheleute
Berthold, Ernst, Helmuth, Gustav Maaß
*16.02.1852 in Gartz (Oder)
+19.05.1930 in Hamburg
Kaufmann, Inhaber der Übersee-Speditionsfirma Maaß & Schramm in Hamburg.
Elisabeth Schreier
* 20.04.1860 in Stettin
+ 08.02.1925 in Hamburg
Das Ehepaar Roemheld hatte drei Kinder.
Hanna Elisabeth (Hanneliese) Katharina Römheld
* Hohenzell (heute: Schlüchtern) 6.3.1922
Hildegard Else Theresa Cornelia Römheld
* Hohenzell (heute: Schlüchtern) 30.10.1923
Hanfried Werner Berthold Römheld
* Hohenzell (heute: Schlüchtern) 19.5.1926
Hervorzuhebende Ereignisse im Leben des Pf. Adalbert Römheld.
A)
1933 Anfang März beantragte die Ortsgruppe Bettenhausen der NSDAP bei dem Kirchenvorstand, ihr am Volkstrauertag zu gestatten, mit ihren Fahnen und Abzeichen am Gottesdienst teilzunehmen und mit den Fahnen im Altarraum Aufstellung zu nehmen.
Hiergegen wandte sich Pfarrer Römheld in der Kirchenvorstandssitzung unter Berufung auf einen Erlass der Kirchenregierung. Er wies darauf hin, dass alles vermieden werden müsse, was als eine politische Festlegung der Kirche gedeutet werden könnte.
Der Erlass lautete:
3) Betrifft Mitnahme von Fahnen bei kirchlichen Feiern.
Landeskirchenamt, Kassel, den 2. November 1932 Nr. C 6056/32
In der Verfügung vom 13. Februar 1932 – K. GR. Nr. 1747/31 – betreffend Stellung der Kirche zu den Parteiabzeichen (Kirchl. Amtsblatt S 26) hat die Kirchenregierung entschieden, dass gegen die Mitführung von Fahnen mit Parteiabzeichen bei Beerdigungen nichts zu erinnern sei. Diese Entscheidung erstreckt sich ausdrücklich auf Beerdigungen. Das Mitführen von Parteifahnen beim Kirchgang kann nicht gestattet werden. Wird unter Mitführung von Fahnen im geschlossenen Zug zur Kirche marschiert, so sind daher die Fahnen im Vorraum der Kirche oder, wenn das nicht möglich ist, am Eingang abzustellen.
Obwohl also der Antrag, den Pfarrer Römheld in der KV-Sitzung gestellt hatte, dem Ansuchen der Ortsgruppe nicht zu entsprechen, sich auf den klaren Entscheid des Landeskirchenamtes stützte, griffen der Ortsgruppenleiter und der Kreisleiter Pfarrer Römheld in öffentlichen Versammlungen auf das Schärfste an. Es wurde versucht, ihn aus seinem Amt zu entfernen.
Schließlich fand im Rathaus in Kassel eine Besprechung über diese Angelegenheit statt, wobei kirchlicherseits der Präsident des Landeskirchenamtes Dr. Bähr und der Gauleiter der DC Dr. Paulmann und von der Gegenseite die nationalsozialistischen Angehörigen des Kirchenvorstandes und der Kreisleiter Schimmelpfeng teilnahmen. Die Angelegenheit endete damit, dass Pfarrer Römheld ein scharfer Verweis erteilt wurde und ihm eine Bewährungsfrist zugestanden wurde, in der er unter Beweis stellen sollte, dass er zum Nationalsozialismus stehe. In der Folgezeit war Pfarrer Römheld dauernd der Bespitzelung ausgesetzt.
Die Kirchenregierung hob am 12.April 1933 ihre Verfügung vom 02. November 1932 auf. (8)
Ab jetzt konnten, Parteifahnen und –Abzeichen in der Kirche getragen werden.
B)
1953 Grundsteinlegung für die neue Evangelische Kirche von Bettenhausen mit der Aufschrift:
"Einen andren Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist JESUS CHRISTUS.“
Der Bischof: D. Wüstemann Kassel, den 18. Oktober 1953
Der Dekan: A. Schwab
Die Pfarrer: A. Römheld, H. Th. Sendler, W. Uhl, K. Biskamp
19. Dezember 1953 Richtfest, 1954 September Fertigstellung mit 700 Sitzplätzen
03. Oktober 1954 Einweihung des neuen Gotteshauses an Erntedank.
Dekan August Schwab, Bischof D. Wüstemann hielt die Festpredigt, Pfarrer H. Th. Sendler hielt die Begrüßungsrede, Pfarrer Adalbert Römheld gab den Baubericht und dankte allen Beteiligten.
Es folgte eine Aufzählung des Inventars und Ausstattung des Gotteshauses, welche im Evangelischen Kirchengemeindebuch zu Bettenhausen von Pfarrer i. R. Adalbert Römheld nachzulesen ist, welches sich im Besitz des Enkels Michael Bormann befindet.
Autor, Fotos und Copyright: Michael Bormann, März 2015
Der Editor Bernd Schaeffer dankt dem Autor für die Überlassung des Textes und der Fotos, Kassel im März 2015
Quellenverzeichnis: (°)
- Gotha. Genealogisches. Taschenbuch 1909 u. 1940 S. 542 ff.
- KA vom 06.11.1919 Nr. 20 S. 126
- KA vom 02.12.1919 Nr. 22 S. 136
- KA vom 15.10.1921 Nr. 17 S. 145
- KA vom 15.04.1930 Nr. 08 S. 043
- KA vom 07.04.1960 Nr. 028 S. 029
- KA vom 21.12.1962 Nr. 08 S. 072
- KA vom 01.11.1932 Nr. 11 S. 144
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Kurzbeschreibung
Vom 1. Mai 1930 bis 31. Dezember 1962 war Adalbert Johannes Friedrich Römheld Pfarrer der Pfarrstelle-West in Kassel Bettenhausen. Sein länger als drei Jahrzehnte dauerndes Wirken als Pfarrer für die evangelische Gemeinde hat tiefe und nachhaltige Spuren hinterlassen. In seine Pfarrzeit fallen sowohl die zerstörerischen Jahre der Nazi-Diktatur als auch die Zeit des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihm verdankt die Kirchengemeinde nicht nur den Neubau der völlig zerstörten Marienkirche und die Gründung weiterer Pfarrbezirke in Bettenhausen sondern auch eine wissenschaftlich fundierte und umfassende Chronik der Ev. Kirchengemeinde Kassel-Bettenhausen von den Anfängen in 1318 bis 1971. Durch Internetrecherche konnte Michael Bormann, ein Enkel des Pfarrers A. Römheld, ausfindig gemacht werden. Er erklärte sich spontan bereit, die Lebensdaten und Fotos seines Großvaters zusammenzustellen und für die Präsentation freizugeben.
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