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Familie Kibbhen und das Gasthaus "Zum Osterholz"
- Autor: Elke Resch
- Zeit: 1901
- Ort: Gaststätte Zum Osterholz
- Vom: 01.10.2015
- Themen: Stadtteilkultur, Gaststätten
Zwei Weltkriege hat das Gasthaus "Zum Osterholz" überstanden, viele schöne und traurige Anlässe begleitet. Die Wirtin Waltraud Feiker steht im Jahr 2015 hinter der Theke und bedient ihre Gäste, zu welchem Anlass auch immer.
Der Gutsbesitzer Carl Elbelt aus Bettenhausen stellte am 11.02.1901 schriftlich einen Antrag beim Königlichen Landratsamt in Bettenhausen und bat um Ertheilung der Erlaubnis zum Betriebe einer Gastwirtschaft für sein Haus Heiligenröder Strasse 200 (heute 140) in Bettenhausen. Er begründete den Antrag damit, Rast für durchreisende Fuhrleute und Pferde, sowie Speisen und Getränke bereitzuhalten.
Außerdem führte er an, erholungsbedürftigen Personen in seinem großen Haus einen Sommeraufenthalt zu ermöglichen. Seinem Antrag wurde im selben Jahr stattgegeben.
Die Witwe Sophie Kibbhen, geb. Malkomes war laut Konzessionsakte die nächste Besitzerin des Hauses mit Grund und Boden. Im Adressbuch Kassel 1921/1922 war der Name der Witwe zweimal untereinander aufgeführt. Einmal in der Pfingstweide 7 mit dem Zusatz Gärtnerei und darunter Heiligenröder Strasse 200 (heute 140), somit war sie zu dieser Zeit die Besitzerin des Anwesens. Sophie Kibbhen hatte die Konzession für die Gastwirtschaft nicht verlängern lassen, da sie einen Pächter namen Dau, einem Landwirt das Land verpachtet hatte, um ihre drei kleinen Kinder zu versorgen und pflegen. Ihr Ehemann war im 1.Weltkrieg gefallen.
Der nächste Pächter, ein Metzgermeister Richard Backhaus wollte im Jahr 1927 die Konzession zum Betreiben einer Gastwirtschaft neu erhalten mit Ausspann für Pferde unter Einschluss des Ausschankes aller spirituellen Getränke. Ausserdem sollte eine Metzgerei eröffnet werden. Seinem Antrag wurde vorerst nicht stattgegeben, so dass er einen Rechtsanwalt beauftragte, seine Interessen wahrzunehmen. Am 30.09.1927 entschied letztendlich der Bezirksausschuss zu Kassel - Bettenhausen war 1906 eingemeindet worden - zu Gunsten des Antragstellers.
Die Witwe entschloss sich 1931 selber das Lokal "Zum Osterholz" weiterzuführen und stellte am 03.06.1931 den entsprechenden Antrag. Ein Flurstück in Bettenhausen trug den Namen Osterholz, so erhielt das Lokal seinen Namen. Für dem Ausschank erhielt sie eine Genehmigung. Ihr Sohn August übernahm mit seiner Ehefrau Emilie und Tochter Waltraud den Betrieb, zu dem ein Biergarten unter Birken gehörte, am 01.06.1949 von seiner Mutter. August Kibbhen war 1948 aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.
Die Baptistengemeinde hielt von 1947 bis 1951 ihre Kindergottesdienste in den heutigen Lokolaräumen ab. Das Umfeld des Lokal`s, die Spitze an der Heiligenröder Strasse war in dieser Zeit noch nicht bebaut und das Land, auf dem heute ein Autohändler zu Hause ist, wurde im Wechsel mit Kartoffeln und Weizen bebaut.
Die oberen Geschoße des Hauses waren vermietet und wurden als Wohnung von der Familie Kibbhen genutzt. Sophie Kibbhen wohnte zu dieser Zeit in dem Raum, den ihr Sohn 1952 zum heutigen Schankraum ausbaute. Im Nebenraum befand sich der Ausschank mit Tresen. Dieser stand an der Stelle, wo später die große Glastür eingebaut wurde. In die Gaststätte gelangte man damals durch eine Treppe im Haus. Die beiden genannten Räume waren bis zum Umbau durch einen Flur getrennt. Gleichzeitig wurde die Aussentreppe angebaut. Die Holzverkleidungen im Lokal wurden damals angebracht. Ab 1952 nutzte der FC Viktoria und später der Bürgerverein Gartenstadt Eichwald die Gaststätte als Vereinshaus. Die Siedlergemeinschaft Bunte Berna Gartenstadt Eichwald e.V.traf sich ab dem Jahr 1999 regelmäßig zu ihren Versammlungen.
Die Vereine kamen zu ihren Weihnachtsfeiern, zum Karneval und diversen Familienfesten in das Lokal. Der Lotterieclub Eichwald, gegr. 1928 traf sich regelmäßig im Haus bis in die 90er Jahre.
Bei den Eichwaldfesten der 50er Jahre war August Kibbhen der Festwirt, der das beliebte Römer Pils ausschänkte.
Das Lokal war damals sehr gut besucht, Busse hielten und die Reisenden aßen und tranken. Es wurde gekocht, ausgeschenkt und gefeiert. Viele Firmenarbeiter von MAN, Dittmann, Meß- u. Regeltechnik verbrachten ihre Mittagspause in dem Lokal.
Am 01.02.1972 starb Sophie Kibbhen. Im Jahr 1984 starb der Wirt August Kibbhen und seine Frau Emilie führte mit ihrer Tochter Waltraud als GbR die Gastwirtschaft weiter. Zehn Jahre nach ihrem Mann August starb auch Emilie Kibbhen und Waltraud Feiker, geb. Kibbhen führte, unterstützt von ihrem Mann Willi und den Töchtern Ilona und Tanja die Gastwirtschaft. Willi Feiker starb am 05.09.2002.
Regelmäßig finden sich heute die Schnuddelrunde, der Damenstammtisch "Herzdamen", die Doppelkopfrunde, Ortsbeiratssitzungen, der Stammtisch der Werbegemeinschaft pro Bettenhausen und die Siedlergemeinschaft Bunte Berna Gartenstadt Eichwald in dem Lokal ein.
Über 100 Jahre Gastwirt- und freundschaft stehen in der Heiligenröder Strasse 140.
Nachtrag:
Im März 2020 hat Waltraud Feiker nach fast 120 Jahren Betriebszeit die Gastwirtschaft aus persönlichen Gründen geschlossen.
Editorin: Elke Resch, 06.2015
Quellen:
- Waltraud Feiker
- Stadtarchiv Kassel
- Bettenhäuser Heimatblatt 1955
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Kurzbeschreibung
Zwei Weltkriege hat das Gasthaus "Zum Osterholz" überstanden, viele schöne und traurige Anlässe begleitet. Die Wirtin Waltraud Feiker steht im Jahr 2015 hinter der Theke und bedient ihre Gäste, zu welchem Anlass auch immer.
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