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KADRO, Einkaufstelle nordhessischer Drogisten
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1966
- Ort: Sandershäuser Straße
- Vom: 29.10.2016
- Themen: Firmen- und Industriegeschichte, Industrie und Gewerbe
Als im Jahr 1966 die KADRO, der Gemeinschafts-Großhandel nordhessischer Drogisten eGmbH, in der Hannoverschen Straße 24 ½ in Sandershausen seine neuen Räume bezog gab es in der Bundesrepublik noch rund 8000 dieser spezialisierten Einzelhandelgeschäfte. Doch spätestens in den 1980 Jahren nach der Aufhebung der Preisbindung für Drogerieartikel ab 1974 ging diese lange erfolgreiche Ära mit den Gründungen von Drogerieketten und ihren Filialen bundesweit zu Ende. Eine heute nicht mehr am Markt vertretene Drogeriekette der Firma Schlecker besaß bereits 1984 1000 Drogerien in Deutschland West. Hier soll am Beispiel der KADRO, der für den nordhessischen Raum zuständigen Einkaufsgenossenschaft, dieser Niedergang beleuchtet werden.
Die KADRO wurde bereits 1930 in Kassel gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges schloss sie sich unter dem Zwang der Verhältnisse der Thüdro Erfurt an. 1945 wurden die Verbindungen zwischen Kassel und Erfurt jedoch abgebrochen. Darum entschlossen sich Kasseler Drogisten, die KADRO neu zu gründen. 1948 erfolgte der Eintrag ins Genossenschaftsregister. In der Friedrich-Ebert-Straße 72 wurde das erste Lager auf einem Trümmergrundstück in Betrieb genommen. Sie hatten Erfolg damit. Der Umsatz konnte gesteigert werden. Auch die Drogisten in Bettenhausen wie z. B. die der Sonnen- und der Hassia-Drogerie profitierten von dieser Einkaufsgenossenschaft. In den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren der Nachkriegszeit stieg der Bedarf an Drogerieartikel wie Körperpflegemittel, Kosmetik und Parfümerien aber auch Farben und Fotoartikeln stetig. Die betriebliche Ausbildung zum Drogisten war umfangreich und sehr anerkannt. Das Domizil der Kadro war inzwischen in der Parkstraße in Kassel angesiedelt. Sie war Lieferant für zahlreiche Drogerien in Nordhessen. Dem Vorstand stand bis zu seinem Tode 1964 Herr Christoph Friedrich vor. Vorsitzender des Drogistenverbandes Nordhessen war von 1953 bis 1978 Herr Karlheinz Quentin aus Kassel. Seit dem 1. April 1964 lag die Geschäftsführung der Kadro in der Hand von Herrn Heinz Weißert, der von der ESÜDRO eGmbH Frankfurt kam.
Als die Lagerräume 1966 für die große Vielzahl der Einzelartikel zu klein wurden entschloss man sich zum Neubau an der Hannoverschen Straße. Die voll klimatisierte eingeschossige Lagerhalle nahm 2100 m² ein und der integrierte Bürotrakt war nochmals 224 m² groß. An zwei Rampen konnten die Lieferwagen beladen werden. Die Einkaufsgenossenschaft verfügte über sechs eigene Fahrzeuge. 50 Mitarbeiter sorgten für einen schnellen Umschlag der Waren. Fast 10.000 Artikel unterschiedlicher Warengruppen lagerten in verschiedenen Abteilungen der Halle. Über die KADRO bezogen damals 140 Mitglieder und 30 Nichtmitglieder ihren Einkauf. Dies waren ausschließlich anerkannte Drogisten, die ihre Geschäfte mit dem roten Mörserzeichen zieren durften.
Der Kunde war König, er steigerte den Konsum durch seine Ansprüche, aber er wechselte mit der Zeit auch seine Einkaufgewohnheiten. Diesem Punkt mussten nicht nur die Hersteller, sondern vor allem die Drogisten Rechnung tragen. Bestimmte Artikel konnte man in Warenhäusern, Handwerkermärkten oder bei Supermärkten ebenfalls und oft preiswerter erwerben. Was den Drogisten aber auszeichnete, war die Dienstleistung und die fachliche Beratung. Eine wesentliche Rolle spielte in den 1970er Jahren der Drogist als Helfer und Berater in Fragen der Gesunderhaltung der Bürger. Deshalb wurde das Gesundheitszentrum in den Mittelpunkt der Drogerien gestellt. Später wurden die Ladenlokale der Drogerien teilweise in zeitgemäße Selbstbedienungsgeschäfte umgewandelt. Dieser Trend setzte sich verstärkt fort. Am 2. Juni 1973 feierte die Drogistenfamilie im Hotel Reiss in Kassel mit den Mitarbeitern der KADRO ihr 25jähriges Jubiläum.
Supermärkte und insbesondere Drogerieketten entzogen in der Folgezeit den althergebrachten Fachdrogerien zunehmend die Existenzgrundlage. Weiterhin hatte die Umstellung von der Preisbindung zur Preisempfehlung in 1973/74 per Saldo bei Drogerieartikel eine Preissenkungswirkung zur Folge. Drogerieketten eröffnete kleine, einfache Läden mit wenig Personal – dafür aber überall in Deutschland. Wer bei den Herstellern große Mengen orderte, bekamen bei ihnen hohe Rabatte. Schlecker z. B. orderte am meisten – schließlich besaß er europaweit mit rund 11.000 Filialen zeitweilig das größte Ladennetz des Kontinents. Die Kadro fusionierte am 16.12.1974 deshalb mit der ESÜDRO (Einkaufsgenossenschaft Deutscher Drogisten) zur ESÜDRO-KADRO Drogerie - Dienstleistungsgesellschaft mit beschränkter Haftung. Karlheinz Quentin aus Kassel vertrat weiterhin die nordhessische Region in dem bundesweiten Drogisten Genossenschaftsverband bis 1986.
Am 14.11.1978 wird die ESÜDRO-KADRO Drogerie - Dienstleistungsgesellschaft mit beschränkter Haftung aufgelöst. Am 27. 6. 1980 wird der Sitz der einstigen Gesellschaft ESÜDRO-KADRO GmbH Drogerie - Dienstleistungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, Niestetal. u. Co. KG von Niestetal, Hannoversche Str. 72, nach Mülheim-Kärlich verlegt, danach erlischt die Firma aus dem Handelsregister. Heinz Weißert, der ehemalige Geschäftsführer der Einkaufsgenossenschaft Kasseler Drogisten (KADRO), bleibt noch bis zu seinem Ruhestand 1986 Geschäftsführer des Drogistenverbandes Berlin e. V..
Editor: Erhard Schaeffer, Oktober 2016
Quellen:
- 25 Jahre Kadro eGmbH, Hessische Allgemeine 1973
- Einkaufsstelle nordhessischer Drogisten, Hessische Allgemeine 1966
- de.wikipedia.org/wiki/Schlecker
- Geschichtskreis Bettenhausen früher und heute
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Kurzbeschreibung
Als im Jahr 1966 die KADRO, der Gemeinschafts-Großhandel nordhessischer Drogisten eGmbH, in der Hannoverschen Straße 24 ½ in Sandershausen seine neuen Räume bezog gab es in der Bundesrepublik noch rund 8000 dieser spezialisierten Einzelhandelgeschäfte. Doch spätestens in den 1980 Jahren nach der Aufhebung der Preisbindung für Drogerieartikel ab 1974 ging diese lange erfolgreiche Ära mit den Gründungen von Drogerieketten und ihren Filialen bundesweit zu Ende. Eine heute nicht mehr am Markt vertretene Drogeriekette der Firma Schlecker besaß bereits 1984 1000 Drogerien in Deutschland West. Hier soll am Beispiel der KADRO, der für den nordhessischen Raum zuständigen Einkaufsgenossenschaft, dieser Niedergang beleuchtet werden.
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