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Spaziergang unter dem Eis der Losse

Kinder laufen auf dem Eis der Losse

Kinder laufen auf dem Eis der Losse
Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Wer kann schon behaupten das er einmal unter dem Eis spazieren gegangen ist? Richard Vicum aus Bettenhausen hat dies einmalige Erlebnis in seiner Kindheit gehabt und berichtet hier darüber:

„Es muss schon ein sehr kalter Winter gewesen sein im Jahre 1963 im vorigen Jahrhundert. Jedenfalls hatte die Losse eine feste Eisdecke, so weit man sehen konnte. Und siehe da, man öffnete die Schleusentore am Dorfplatz und das ganze Wasser unter dem Eis floss ab. Stehen blieb aber das Eis, das jetzt einen Zwischenraum zwischen dem fließenden Wasser am Boden und der Eisdecke oben bildete.

Da kamen mein Freund und ich auf die Idee, im Bachbett unter dem Eis, das einem Dach glich, durchzuschreiten. Wir waren uns bewusst, dass dies nicht ohne nasse Füße möglich war. Trotzdem stiegen wir am Dorfplatz mit Schuhen und Strümpfen ins sehr kühle Nass. Unterwegs waren immer wieder Lücken im Eis über uns, hier hatte die Eisdecke nicht gehalten und war in die Losse gestürzt. Auch mussten wir an manchen Stellen den Kopf einziehen und praktisch unter dem Eis hindurchkriechen. Unsere Wanderung endete kurz hinter der Brücke über den Dormannweg in Sichtweite der Fa. Kadruf.

Dies alles war ein einmaliges Erlebnis für uns Kinder gewesen. Unsere Mütter waren bei unserer Rückkehr ganz anderer Meinung.“

(Autor: Richard Vicum)
 

Portait Friedrich Wilhelm Güll, ein deutscher Dichter des Biedermeier
Friedrich Wilhelm Güll, ein deutscher Dichter  Foto: https://www.deutsche-biographie.de/sfz24474.html

Vielleicht hat so manche/r Leser/in in der Kindheit ähnliche erfreuliche oder weniger erfreuliche  Wintererlebnisse auf oder unter von Eis bedeckten Wasserflächen gehabt. Der Dichter Friedrich Wilhelm Güll (1812 -1879), der vor allem durch seine Kinderlieder bekannt wurde, hat zu diesem Thema ein nettes Gedicht geschrieben. Viele der heutigen Senioren haben es in der Schule noch auswendig gelernt:

Das Büblein auf dem Eise

Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis: 
"Ich will es einmal wagen,   
das Eis, es muss doch tragen.
Wer weiß!"  

Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein. 
Das Eis auf einmal knacket,  
und krach! schon bricht's hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.  

"O helft,  ich muss versinken
in lauter Eis und Schnee!    
O helft,  ich muss ertrinken
im tiefen, tiefen See!"
Wär'  nicht ein Mann gekommen,
der sich ein Herz genommen,
o weh!   

Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat's geklopfet
es aus zu Haus.

 

Editor: Erhard Schaeffer, 2010

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Kurzbeschreibung

Richard Vicum erzählt ein Erlebnis vom Spielen auf dem Eis der Losse im Winter 1963.

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