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Kindheitserinnerungen an der Losse von Wolfgang Beyer

Losse Hochwasser Dorfplatz

Hochwasser am Dorfplatz
Foto: Geschichtskreis "Bettenhausen früher und heute"

Zwischen Fische fangen und Hochwasser - Wolfgang Beyer erlebte in der Zeit von 1951-1960  eine aufregende Kindheit an der Losse.

Ich wurde im Oktober 1946 in Kassel-Bettenhausen, Biegenweg 24, geboren. Die Losse floss direkt an unserer Straße vorbei. Ich habe einen Großteil meiner Kindheit und Jugendzeit an, in und auf der Losse verbracht.

An einige Dinge kann ich mich noch gut erinnern. Da wäre zum Beispiel die alte mächtige Weide gegenüber von meinem Elternhaus. Es war für mich geradezu eine Herausforderung, diesen alten Baum zu erklettern und auf einem starken Ast, der mitten über der Losse hing, Kapitän zu spielen.

Im Sommer haben meine Freunde und ich einen Damm gebaut, um das Wasser der Losse zu stauen. Dazu nahmen wir Steine aus dem Bach und Grashutzeln vom Ufer. Nachdem wir das Wasser ca. 50 – 60 cm hoch gestaut hatten, konnten wir mehr oder weniger gut darin krabbeln. Wir nannten das damals schwimmen.

Besonders viel Spaß gemacht hat auch das Fangen von Fischen. In meiner Erinnerung kommen noch Elritze und Stichlinge vor. Wir bauten am Rande der Losse ein separates Becken und setzten die gefangenen Fische dort hinein, um sie zu beobachten. Später machten wir das Becken wieder auf und entließen die Fische wieder in die Freiheit.

Hochwasser war auch ein Thema in meiner Jugendzeit. Das Wasser stieg so hoch, dass zwischen Wasseroberfläche und Brückenunterseite im Lohmühlenweg gerade noch eine Handbreit Platz war. Die Nachbarn und auch meine Eltern hatten große Angst, dass, wenn das Wasser noch weiter steigt, unsere Keller volllaufen könnten. Gott sei Dank ist es aber noch mal gut gegangen.

Die Eisfläche am Dorfplatz Anfang der 1950 Jahre, im Hintergrund ist der Holzbau der Notkirche zu erkennen.
Die Eisfläche am Dorfplatz Anfang der 1950 Jahre, im Hintergrund ist der Holzbau der Notkirche zu erkennen.  Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Im Winter war die Losse öfter zugefroren. Dann konnten wir Kinder Eishockey spielen. Wir nahmen dazu ausgediente Spazierstöcke und einen Tennisball. Ich erinnere mich auch an ein Erlebnis, das ich auf dem Heimweg von der Schule hatte.
Die Losse war mal wieder zugefroren und ich benutzte die Eisfläche als Heimweg. In Höhe der Osterholzstraße betrat ich die zugefrorene Losse. In Höhe der Pfarrstraße zerbrach plötzlich das Eis und ich versank bis zum Nabel im Wasser. Gott sei Dank konnte ich mich noch bis zum Ufer retten. Nass wie ich war, setzte ich den Heimweg auf der Straße fort. Bis ich allerdings nach ca. 20 Minuten zu Hause war, war der untere Teil meiner Kleider stocksteif gefroren.
Meine Mutter schlug die Hände über dem Kopf zusammen, zog mich aus, machte mir ein heißes Fußbad und rippelte mich gut trocken. Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich keine Erkältung bekommen.

Ratten waren natürlich auch ein Thema an und in der Losse.
Eines Tages, ich werde wohl so 13 bis 14 Jahre gewesen sein, spazierte ich an der Losse entlang. Als ich in Höhe des Abwasserkanals der Barackensiedlung war, wollte mich eine Ratte angreifen. Da ich zufällig einen Stock in der Hand hatte, konnte ich mich zur Wehr setzen und erschlug die Ratte. Dann beobachtete ich, das vom anderen Ufer zwei oder drei Ratten auf mich zuschwammen. Ich lief so schnell ich konnte los und mied in Zukunft diesen Bereich der Losse. Möglicherweise waren es Bisamratten, da sie viel dicker waren wie die normalen Wasserratten.

Meine Erinnerungen betreffen die Jahre 1951 bis 1960. Danach kam ich in die Lehre und die schöne Zeit an, in und auf der Losse war Vergangenheit.

Autor Wolfgang Beyer in 2005

Quelle: Archiv Bettenhausen früher und heute

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Kurzbeschreibung

Erinnerungen von, an, in und auf der Losse. Erzählt von Wolfgang Beyer in 2005.

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