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Die Marienkirche - Gotteshaus mit bewegter Geschichte

Blick durch den Garten auf Kirche

Marienkirche Bettenhausen
Foto: K.P. Wieddekind, Kassel 1996

Im Oktober 1954 wurde die Marienkirche nach ihrem Neuaufbau der Gemeinde übergeben. Das war der vorläufige Endpunkt einer bewegten Geschichte: Im 14. Jahrhundert ist erstmals eine Gotteshaus in Bettenhausen erwähnt worden, später musste die Kirche viele Veränderungen über sich ergehen lassen. Im Zweiten Weltkrieg war sie fast komplett zerstört, doch aus den Trümmern entstand eine neue Kirche.

Bettenhausen ist vermutlich von den Namen der drei Heiligen Frauen Wilbet, Barbeth und Anbeth der Katholischen Kirche abgeleitet. Noch heute gibt es im Inneren drei Türkeilsteine, die Köpfe darstellen und möglicherweise zur Verehrung der Frauen eingesetzt wurden.

1313 überträgt der Kleriker Bonifatius dem Kloster Kaufungen zwei Hufen in Bettenhausen. In der Folge erwirbt das Stift weiteren Besitz. In einer Urkunde vom 29. August des Jahres 1318 wird erstmals ein der Heiligen Maria geweihtes Gotteshaus genannt. Ein Gebäude in gotischen Stil stand inmitten eines Kirchhofes, der von einer Wehrmauer umgeben war. In Kriegszeiten bot die Kirche den Menschen Zuflucht vor Feinden, sie war die Burg der Bauern. Das Patronat lag in den Händen der Kasseler Familie „Vor dem Tore“, es ging später auf das Geschlecht derer von Elben über. Dies Familie vererbte im Jahre 1535 die Liegenschaft in Bettenhausen der Familie von Buttlar, an die heute noch ein Straßenname erinnert.

Nachdem sich Bettenhausen 1505 aus dem Filialverhältnis zu Waldau gelöst hatte und von da an zum Dekanat Kirchditmold gehörte, wurde Ende des 16. Jahrhunderts der Zustand wieder hergestellt: Waldau wurde erneut Sitz der Pfarrei für Bettenhausen. Der Straßenname „Pfaffenstieg“ erinnerte lange an die Zeit als der Pfarrer seinen Weg durch den Forst von Waldau zu seiner Bettenäuser Filial-Kirche nahm. 

Im Jahre 1639 lebten in Bettenhausen lediglich 200 Menschen, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung des Dorfes durch die Industrialisierung auf 800 Seelen. Das Jahr 1792 brachte dem Dorf den Neubau einer Saalkirche mit Empore auf dem Fundament des früheren Gotteshauses. Im Turm sind Reststeine des alten Gebäudes verbaut worden. Der Neubau entstand unter der Leitung von Steinbaumeister Philipp Noll aus Rotenburg an der Fulda. Die Kosten trug die Gemeine Bettenhausen, deren Einwohner auch Hand- und Spanndienste leisteten. Seit 1900 ist Bettenhausen eine selbstständige Kirchengemeinde.

2. Weltkrieg Zerstörte Häuser
Die stark beschädigte Marienkirche und die im Krieg zerstörte Dorfschänke 1945. Sie war traditionell die Wirtschaft der Arbeiterbewegung in Bettenhausen.  Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Am 15. Dezember 1944 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff der Alliierten bis auf den Turm zerstört. Am 20. Oktober 1946 wurde die von Schweizer Glaubensbrüdern gestiftete und auf den Fundamenten des Schiffes errichtete hölzerne Notkirche eingeweiht. Sie musste im Herbst 1953 dem Wiederaufbau weichen und wurde deshalb auf dem Rewaldschen Grundstück an der Ecke Dorfplatz/Ringhofstraße wieder aufgebaut, wo sie bis zur Einweihung des neuen Gotteshauses noch ihre Dienste leistete. Danach wurde sie der Eichwaldgemeinde in der Gartenstadt Eichwald am Umbachsweg zu Verfügung gestellt. Für den Neubau der Bettenhäuser Kirche wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Den ersten Preis bekam der Entwurf von Dipl. Architekt Walter Seidel.

Pfarrer Römheld am Rednerpult bei der Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Kirche 1953
Pfarrer Römheld am Rednerpult bei der Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Kirche 1953  Foto: Bettenhausen früher und heute

Die Einweihung der neuen Marienkirche fand am 3. Oktober 1954 durch Dekan Schwab statt. Bischof Wüstemann hielt die Festpredigt und Pfarrer Römheld gab den Baubericht. Im Glockenturm läuteten die Stahlglocken, die im Jahr 1920 als Ersatz für die im Ersten Weltkreig abgelieferten Bronzeglocken beschafft wurden. Die neue Kirche hatte 600 Plätze und die Baukosten betrugen rund 350.000 Mark. Der 600 Jahre alte Turm wurde in den Neubau harmonisch eingefügt.

Die Notkirche unten vor der wiederaufgebauten Marienkirche in 1954
Die Notkirche unten vor der wiederaufgebauten Marienkirche in 1954   Foto: Bettenhausen früher und heute

Editor: Erhard Schaeffer, 2010

Quelle:

  • Geschichtswerkstatt "Bettenhausen früher und heute"
  • Lagis, Harald Stirn

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Kurzbeschreibung

Im Oktober 1954 wurde die Marienkirche nach ihrem Neuaufbau der Gemeinde übergeben. Das war der vorläufige Endpunkt einer bewegten Geschichte: Im 14. Jahrhundert ist erstmals eine Gotteshaus in Bettenhausen erwähnt worden, später musste die Kirche viele Veränderungen über sich ergehen lassen. Im Zweiten Weltkrieg war sie fast komplett zerstört, doch aus den Trümmern entstand eine neue Kirche.

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