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Die "Gartenstadt Forstfeld bei Cassel"

Luftaufnahme der "Gartenstadt"

Luftaufnahme der "Gartenstadt"
Foto: @Falk Urlen

Gartenstadt Forstfeld bei Cassel - Kassels erste Arbeitersiedlung

Zur Zeit des Ersten Weltkrieges erhielt der Architekt Karl Dupont den Auftrag, auf dem Gelände des Kasseler Forsts eine riesige Munitionsfabrik zu bauen, die schließlich ca. 18000 Menschen beschäftigten sollte.
Der Architekt Paul Schmitthenner hatte bereits in Berlin-Spandau neben der Munitionsfabrik die „Gartenstadt-Staken“ geplant, so bekam er den Auftrag, auch in Kassel eine entsprechende Arbeitersiedlung zu planen und auszuführen, was er von Berlin aus organisierte. Nach einigen Bedenken war die „Allgemeine Wohnungs– und Spargenossenschaft“ (heute: Vereinigte Wohnstätten von 1889 e. G.) bereit, den Bau der Arbeitersiedlung durchzuführen. Es ging um das Gelände zwischen Söhrebahn, Forstbachweg und Ochshäuser Str. (650 m Länge und 240 m Breite), welches die Gesellschaft lt. Vertrag für 1,50 RM/m2 erwerben sollte. Zu jeder Wohnung sollte ein Stück Gartenland gehören, sowie ein kleiner Viehstall. Die Grundidee war wahrscheinlich die gleiche wie bei den späteren Siedlungen in Forstfeld: In schwierigen Zeiten sollten sich die Bewohner auch weitgehend autark ernähren können.

Zugang zu den Gärten
Zugang zu den Gärten  Foto: @Falk Urlen
Junkers-Luftbild (1928)
Junkers-Luftbild (1928)  Foto: @Falk Urlen

Auf diesem Grundstück plant Schmitthenner den Bau von 333 Einfamilien- und 64 Vierfamilienhäusern, dreier Kaufhäuser, eines Verwaltungstraktes sowie eines Gasthofes. Es sollten viele Bäume gepflanzt werden, hinter jedem Haus sollte ein Garten angelegt werden, der von außen grundsätzlich nicht einzusehen sein sollte. Jedes Haus verfügt über einen eigenen Stall, der den Einfamilienhäusern gartenseitig und den Vierfamilienhäusern seitlich entlang der Straßenflucht angebaut wird. Zwischen den Häusern entstehen so kleine Wohnhöfe. Hinter dem Haus finden sich angelagerte Gärten. Auf Vorgärten wird in der Planung verzichtet. Vom Marktplatz aus nimmt ein separates durch die Gärten führendes Fußwegenetz seinen Ausgang. Der Bebauungsplan deutet noch nicht die späteren Stallgebäude in den Gärten der Mehrfamilienhäuser an. (Anmerkung des Verfassers: Wahrscheinlich wurden von den Planern der sog. Fieseler-Siedlung, die ab 1936 fertiggestellt wurde, diese Grundideen übernommen; so entstand diese Gartenstadt 20 Jahre später auf der anderen Seite der Ochshäuser Str. Interessant ist, dass die vielen geplanten Bäume erst durch den Künstler Joseph Beuys verwirklicht wurden.) Unter Überwindung großer Schwierigkeiten sollten mitten im Krieg 19 Wohnhäuser mit 53 Wohnungen in dieser Gartenstadt verwirklicht werden, von den ursprünglichen Plänen ging man dabei aber ab.

Geplante
Geplante "Gartenstadt Forstfeld" bei Cassel  Foto: @ Falk Urlen

Die ersten Bewohner zogen bereits 1916 ein. Es blieb bei der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts - elf zweigeschossige Vierfamilien- und Achtfamilienhäuser. Die Wohnungen hatten eine Wohnfläche zwischen 54 und 66 qm. So entstand in Kassel die erste Arbeitersiedlung, die so beliebt war, dass auch heute noch Nachfahren der ersten Bewohner hier leben. Die dazugehörige Straße hieß General-Emmich-Straße. (Benannt nach Albert Theodor Otto von Emmich, preußischer General der Infanterie, der im Ersten Weltkrieg mit viel Glück die Festung Lüttich eroberte). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die General-Emmich-Straße in Steinigkstraße umbenannt. Carl Steinigk (Namensgeber dieser Straße) war als "Anwalt der Armen" im Kasseler Osten bekannt. Der Ortsbeirat Forstfeld hat in den 90er Jahren den westlichen Teil der Steinigkstraße entsprechend der Pläne Schmitthenners wieder mit Bäumen bepflanzen lassen und den alten Zustand des Straßenverlaufs weitgehend wieder herstellen lassen, was nicht immer den Wünschen der Anlieger entsprach. Zunächst beschatteten die jungen Bäume sehr stark die Wohnräume, außerdem wurden die Parkplätze geringer. Andererseits ist so ein klein wenig von der Wohnstadt Forstfeld bei Cassel erhalten geblieben.

Geplante "Gartenstadt Forstfeld bei Cassel",
links und oben: Ochshäuser Str. unten: Forstbachweg
rechts: Söhrebahntrasse

Plan Schmitthenners für die General-Emmich-Str., heute Steinigkstraße
Plan Schmitthenners für die General-Emmich-Str., heute Steinigkstraße  Foto: @Falk Urlen

Plan Schmitthenners für die General-Emmich-Str., heute Steinigkstraße.

Autor: Falk Urlen, Oktober 2009

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Kurzbeschreibung

Gartenstadt Forstfeld bei Cassel - Kassels erste Arbeitersiedlung

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