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Wie kamen die Häschen nach Forstfeld?
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 2000er Jahre
- Ort: Häschenplatz, Ochshäuser Str / Forstbachweg
- Vom: 02.08.2010
- Themen: Stadtteilkultur, Menschen erzählen
Im Rahmen von Kanalbaumaßnahmen wurde 2002 die Kreuzung Ochshäuser Str./Forstbachweg umgebaut. Der Ortsbeirat Forstfeld setzte sich dafür ein, dass die frei werdende Fläche zu einem Bürgertreffpunkt mit Kunstwerk und Brunnen umgestaltet wurde. Der damalige Ortsvorsteher Falk Urlen schildert die Hintergründe.
Ob Sie es glauben oder nicht – schuld daran waren die ständigen Kellerüberschwemmungen in den 90er Jahren. Die wurden vom Ortsbeirat solange reklamiert, bis sich die Kasseler Entwässerungsbetriebe dazu durchrangen, den Kanal unter der Ochshäuser Str. schneller zu erneuern, als das eigentlich geplant war. Die Baumaßnahmen begannen 1997 an der Nürnberger Str. und erreichten 1999 die Kreuzung Ochshäuser. Str./Forstbachweg. Hier wurden gewaltige Baumaßnahmen unter der Straße durchgeführt. Die Häuser der Umgebung erzitterten von der ständig arbeitenden Ramme. Heute zeugen davon nur noch ein paar Deckel auf der Straße, von denen aus man in die Unterwelt einsteigen kann. Von den Steinen, die zutage gefördert wurden, sind noch einige als kleines Kunstwerk am Rande der Straße erhalten geblieben.
So bot sich die Chance, die gesamte Kreuzung neu zu gestalten, bei der es sich um einen Unfallschwerpunkt handelte. Zunächst schlug ich einen Kreisel vor, der erst abgelehnt, später in Betracht gezogen und schließlich, weil andere Planungen bereits weiter waren, wieder verworfen wurde. Das hatte auch sein Gutes! Die Kreuzung wurde übersichtlicher und klarer gestaltet, dadurch fiel die Straße, die früher direkt am Bistro vorbeiging, weg. Der freie Platz sollte mit Kalkschotter überzogen werden, wild wachsende Kräuter (einige sagen auch Unkraut dazu) sollten ihn bewachsen. Das war aber nicht das, was wir wollten. In die Mitte, meinte ich als Ortsvorsteher, sollte wenigstens ein kleiner Brunnen sein, den ich notfalls auch noch selber bauen würde. Der Ortsbeirat trug seine Pläne den Ämtern vor. Ein Brunnen sei natürlich nicht möglich, weil so etwas 300 000 DM kosten würde, man gab uns aber freie Hand, wenn wir alles selber bezahlten - eine der üblichen Projektverhinderungsantworten. Aus Erfahrung wusste ich aber, dass es Erfolg haben kann, nicht aufzugeben und zu bohren und zu nerven.
In Herrn Weick vom Gartenamt fand ich einen engagierten Mitstreiter. Wir holten Kostenvoranschläge ein und banden die Forstfelder Stadtverordnete Hannelore Diederich mit ein. Herr Weick hatte bereits den Brunnen am Leipziger Platz in einer kostensparenden Bauweise geplant. Unser Brunnen wäre, wie wir meinten, für ca. 10 000 Euro zu realisieren. Aber jetzt kamen die Details: Strom, Wasser, Abfluss, Wartung, Reinigung, Wasser nachfüllen und ablassen. Jedes ein besonderes Problem für sich. Allein ein Stromverteilungskasten sollte über 3000 Euro kosten. Die Kanalbauer legten uns aber wenigstens schon einmal ein Leerrohr für Strom für einen Weihnachtsbaum. Das Geld reichte vorne und hinten nicht, sodass ich mehrere Spendenaufrufe über die „Forstfelder kleine Zeitung“, das Radio Forstfeld, die HNA und über direktes Anschreiben durchführte. Es kamen einige Tausend Euro zusammen. Der Brunnen war gesichert. Die HNA berichtete darüber. Da meldete sich beim Umwelt- und Gartenamt eine Künstlerin, Frau Bohrmann-Roth aus Grebenstein, und fragte an, ob man hier nicht noch ein Kunstwerk einplanen könnte. Sie würde die Planung und die Entwürfe ehrenamtlich durchführen. Das trug uns die neue Leiterin des Amtes, Frau Ohlmeier, vor. Da konnte man nichts dagegen haben. Wie wir aber später hörten, war es ganz klar, dass die Ausführung der Ortsbeirat bezahlen sollte - mit den beschränkten Mitteln, die schon bis 2003 für den Brunnen verplant waren. Dennoch trafen wir uns mit der Künstlerin. Unter anderem zeigte ich ihr alte Bilder aus der Chronik der Forstfelder Siedler - mit der in den 50er Jahren attraktiven Angorakaninchenzucht. So inspiriert entwickelte die Künstlerin die ersten Entwürfe für eine Häschenskulptur, die auf Säulen innerhalb einer acht Meter langen Steinbank montiert werden sollen. Drei Bronzeskulpturen, die kräftige Stallhasen darstellten, sollten auf drei 1,60 m hohe Säulen stehen. Das sollte wie eine Siegerehrung aussehen, bei der man auch auf einem Podest steht. Das Ergebnis wurde wieder in der Zeitung (HNA) veröffentlicht. Friedel Koch aus dem Wahlebachweg sprach mir dann auf lustige Weise auf den Anrufbeantworter, dass 1,60 m für Kinder doch sehr hoch seien. Die Künstlerin sah das dann auch so und wir einigten uns auf ca. 1,35 m. Wenn Kinder auf die Bank steigen, dann können sie die Hasen streicheln. Es sollte sich um Wunschhasen handeln: Wenn man ein Ohr streichelt, geht ein Wunsch in Erfüllung - früher oder später. Man darf ihn aber nicht verraten.
Jedes Häschen soll nun ca. 2700 Euro kosten. Wieder rief ich zu Spenden auf und war erfreut und dankbar, dass wir schon bald fast alle finanziert hatten. Schön war natürlich, dass die Gerhard-Fieseler-Stiftung und auch der Siedler-Förderungsverein Hessen e. V. in Oberursel je ein ganzes Häschen übernahmen. Die SPD-Forstfeld sagte eine Zwischenfinanzierung bis zu 3000 € zu. Ich meldete das der Künstlerin und diese versprach, gleich alle drei anzufertigen.
Alle hatten Vertrauen in mich und in meine Bettelfähigkeit, auch der Forstfelder Unternehmer, der schrieb: „...möchten wir Sie und den gesamten Ortsbeirat Forstfeld zum bisher Erreichten beglückwünschen. Kontinuierlich hat sich dieser Stadtteil entwickelt und an Lebensqualität gewonnen. ... An Ihrem neuen Projekt können wir uns jedoch nicht beteiligen. Bei Ihrem Engagement sind wir aber sicher, dass der „Stadtplatz“ wie geplant entsteht. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und...“
Stadtbaurat Bernd Streitberger schrieb in seinem Grußwort zur Eröffnung des Platzes: "Ich gebe es zu, als mir von Ortsvorsteher Falk Urlen zum ersten Mal die Idee eines Dorfplatzes im Stadtteil Forstfeld an der Kreuzung Ochshäuser Str./Forstbachweg präsentiert wurde, war ich skeptisch. Wie sollte an dieser verkehrsbelasteten Kreuzung eine ansprechende Fläche entstehen, die auch zum Verweilen einlädt?
Mit seiner Überzeugungsfähigkeit und seiner Beharrlichkeit hat es Ihr Ortsvorsteher verstanden, diese Skepsis zu überwinden und mit einfachen Mitteln einen Platz zu schaffen, der für den Stadtteil Forstfeld als Identifikationspunkt und Aufenthalts und Veranstaltungsort dienen wird. Ich bin froh, dass die Ämter des Baudezernats der Stadt Kassel an dieser Realisierung mitwirken konnten, obwohl es einen eigenen Haushaltsansatz für diese Maßnahme nicht gab..."
Das war 2002, inzwischen ist der Platz von den Forstfeldern angenommen worden. Das Jahr beginnt mit der Aufstellung des Maibaumes, der dann im Herbst wieder abgebaut wird, jedes Mal in Verbindung mit einem kleinen Fest, welches immer stärker besucht wird. Im Dezember stellen wir den Weihnachtsbaum auf, der uns auch von Lohfeldener Bürgerinnen und Bürgern viel Lob einbringt. Ich freue mich immer, wenn ich das Jauchzen der Kinder höre, die durch das sprudelnde Wasser springen oder auf den Häschen sitzen. Radfahrer rasten hier gerne, und wenn mal ein paar Männer ein Bier trinken, dann kann man das auch verstehen, solange es nicht zu einem Dauerproblem wird. Forstfeld hat seit 2002 einen neuen Mittelpunkt.
Editor: Falk Urlen, August 2010
(Fotos: Falk Urlen)
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Kurzbeschreibung
Im Rahmen von Kanalbaumaßnahmen wurde 2002 die Kreuzung Ochshäuser Str./Forstbachweg umgebaut. Der Ortsbeirat Forstfeld setzte sich dafür ein, dass die frei werdende Fläche zu einem Bürgertreffpunkt mit Kunstwerk und Brunnen umgestaltet wurde. Der damalige Ortsvorsteher Falk Urlen schildert die Hintergründe.
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