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Wir schufen mit eigenen Händen unsere Siedlung – die Erlenfeldsiedlung
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 1932
- Ort: Erlenfeld
- Vom: 14.09.2010
- Themen: Stadtentwicklung, Menschen erzählen
Die Entstehung der Erlenfeldsiedlung
1932 wurde im Kasseler Osten aufgrund einer Notverordnung die Erlenfeld-Siedlung weitgehend in Eigenhilfe gebaut. Die Menschen sollten sich auf einem großen Grundstück weitgehend selbst versorgen können. Durch den Krieg kamen viele Menschen um, etliche Häuser wurden zerstört. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau, 1958 waren wieder alle Häuser bezogen.
In einem fast trostlosen und unbebauten Gebiet standen im März 1932 die ersten Erlenfeld-Siedler vor einem Stückchen Land, auf dem ihr Häuschen entstehen sollte. Zermürbt durch lange Arbeitslosigkeit und oft verzweifelt, ohne Hoffnung, wollten sie sich jetzt endlich einen Halt schaffen. Der Ruf der Regierung, durch Selbsthilfe auf „eigener Scholle“ ein Häuschen zu schaffen, wurde freudig aufgenommen. So entstand die Vorstadtsiedlung, die aus der Not der 30-er Jahre durch eine sog. Notverordnung geboren wurde, noch weit vor den Toren der Stadt Kassel, am äußersten Rande von Bettenhausen. Die Söhrebahn hatte hier lediglich eine Bedarfshaltestelle „Eisenhammer“ (dort wo heute das Haus Forstbachweg steht). Arbeiter- und Angestelltenfamilien sollten durch „Landzuweisungen“ gegen evtl. Krisen unabhängig gemacht und aus den lichtlosen Hinterhäusern der Stadt herausgeholt werden. Jeder der 103 Siedler erhielt als Erbpacht 1000 Quadratmeter Grund, je nach Größe der Kleintierhaltung konnte auch noch Land zur Futtergewinnung dazugepachtet werden.
Zunächst war die 3,5 km lange Wasserleitung vom Lindenberg bis ins Erlenfeld zu verlegen, später angelegte Siedlungen profitierten dann davon. Die Straßen wurden provisorisch angelegt, grober Kies und Kohlenasche waren das Straßenbaumaterial. Den Kies mussten mehrere Siedler unterhalb der Bleichen in wochenlanger Arbeit für die Stadt durchsieben, als Dank durften sie den groben Kies behalten und als Straßenbaumaterial verwenden.
Bereits im Mai wuchsen die ersten Grundmauern und damit die Freude auf eine Wohnung im Grünen. Mit zwei Kindern erhielt man 16 bis 18 Mark Unterstützung in der Woche, und so musste bei der Arbeit manchmal ein Stück trockenes Brot reichen. Wäre da nicht die Arbeiterwohlfahrt gewesen, die für 10 Pfennige ein gutes und reichlich bemessenes Mittagessen (sog. Volksspeise) am Kastell bereitstellte, von hier holten jeden Mittag einige Siedler mit Handwagen das Essen ab.
Zum Bau der Siedlerhäuser teilten sich die Siedler in 4 Gruppen, in jeder Gruppe wurden wieder mehrere Baufachuntergruppen gebildet. Alle wurden angeleitet von den Polieren der verantwortlichen Baufirmen, denn nur wenige Siedler waren Bauhandwerker, viele jedoch sehr gute Facharbeiter bei Henschel gewesen. Bereits im Oktober 1932 bezogen die Siedler ihr Heim, es war der schönste Tag in ihrem Leben. Es folgten Jahre friedlicher Arbeit, und vergessen waren die schweren Stunden. Der Gesundheitszustand der Kinder besserte sich, es gab viel Gemüse aus dem eigenen Garten und auch schon mal einen Kaninchenbraten. Die Siedler waren zufriedene Menschen geworden.
Die Straßen wurden nach dem Arbeitsbereich der Baugruppe benannt, so gab es dann den ersten bis vierten Erlenfeldweg. 1958 wurden die Straßen umbenannt: der erste Erlenfeldweg ist heute der Erlenfeldweg, der Lohfeldener Weg war der zweite Erlenfeldweg und aus dem dritten und vierten Erlenfeldweg wurde der Wahlebachweg. Dennoch kann ein Einzelner nicht alle Schwierigkeiten alleine meistern, erst ein Zusammenschluss zur Siedlergemeinschaft unter der Betreuung des Deutschen Siedlerbundes brachte vielfältige Erfolge, bis durch den unseligen Krieg vieles zerstört wurde. Die Männer wurden eingezogen, die Siedlerstelle den Frauen und Kindern überlassen, die diese Aufgabe aber meisterhaft bewältigten. 42 Siedler und Jungsiedler sind gefallen oder wurden vermisst, 2 Kinder fielen den Bomben zum Opfer, 19 Siedlerstellen waren total vernichtet, viele andere mehr oder weniger beschädigt. 1945 begann aus schwierigsten Bedingungen heraus der Wiederaufbau, zum größten Teil im Wege der Selbsthilfe unter großen persönlichen und finanziellen Opfern. Das letzte zerstörte Haus war 1957 wieder bezugsfertig.
Editor: Falk Urlen
Quelle: Falk Urlen: "Forstfelder Geschichte[n]", zusammengestellt aus Veröffentlichungen der Siedlergemeinschaft Erlenfeld und durch Erzählungen einzelner Bürgerinnen und Bürger
Zum 18-jährigen Jubiläum 1950 schilderte ein Siedler, der leider nicht mehr festgestellt werden kann, in einem Gedicht die damalige Situation. Zufällig wurde dieses Gedicht in den Akten einer anderen Siedlergemeinschaft gefunden. Sie können dieses Gedicht als PDF-Datei herunterladen.
Der Siedlungsvertrag wurde aus alten Urkunden übertragen, auch den können Sie herunterladen.
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Kurzbeschreibung
Die Entstehung der Erlenfeldsiedlung
1932 wurde im Kasseler Osten aufgrund einer Notverordnung die Erlenfeld-Siedlung weitgehend in Eigenhilfe gebaut. Die Menschen sollten sich auf einem großen Grundstück weitgehend selbst versorgen können. Durch den Krieg kamen viele Menschen um, etliche Häuser wurden zerstört. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau, 1958 waren wieder alle Häuser bezogen.
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