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Mit der Konfirmation endete die Kindheit

Blick auf die Kirche von Westen

Marienkirche Wiederaufbau 1954
Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Rolf E. Pabst wurde 1941 in Salzmannshausen geboren und im März 1956 in der wiederaufgebauten Marienkirche in Bettenhausen konfirmiert. In seinem Buch "Neubeginn" beschreibt er wie für ihn mit der Konfirmation und der Schulentlassung eine Woche später der Lebensabschnitt Kindheit zu Ende ging. Hier aus seiner Autobiografie die Erzählung zur Konfirmation:

…Die Tage der Konfirmation rückten näher und zuhause wurde mit den Vorbereitungen begonnen. Dazu gehörte auch, mir einen Anzug auszusuchen. Mit Mama und Tante Frieda fuhren wir mit der Straßenbahn in die Stadt nach „Overmeyer“. Hier war man spezialisiert auf Konfirmanden und ich musste mehrere Anzüge probieren. Von hellblau über nachtblau bis schwarz war alles dabei, aber egal welches Stück ich anzog, in jedem sah ich zum Lachen aus. So hatte ich es jedenfalls empfunden, denn ich sah mich zum ersten Mal in meinem Leben im Spiegel mit einer langen Hose. Also bestimmte Mutter, welchen Anzug ich mit nach Hause nahm. Ein weißes Hemd und eine silberne Krawatte vervollständigten die Ausrüstung. Die schwarzen Halbschuhe hatte ich schon vor einem halben Jahr bekommen, damit es nicht so viel auf einmal kostete.

Kircheninnenraum Blick zum Altar
Marienkirche innen 1954  Foto: Geschichtskreis Bettenhausen früher und heute

Der Termin für die kirchliche Prüfung stand fest und ich büffelte noch die möglichen Fragen, das waren nicht wenige, denn ein Jahr intensiven Konfirmandenunterrichts lag hinter uns. Ein bisschen „Bammel“ hatten wir schon, als uns Pfarrer Sendler im Gemeindehaus zwei Stunden lang abhörte. Aber alles ging gut und erleichtert trollten wir uns heim. Die eigentliche Konfirmation begann mit dem Gottesdienst am Sonntagmorgen in der Bettenhäuser Kirche. Wir Konfirmanden saßen in den ersten beiden Reihen und die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt Zum Abendmahl musste einer nach dem anderen nach vorn zum Pfarrer kommen und sich seinen Spruch anhören und die Oblate auf die Zunge legen lassen und einen Schluck Wein aus dem Kelch trinken.

Ich hatte tags zuvor bei meinen Freunden angegeben und gewettet, dass ich versuchen würde, den Kelch mit einem kräftigen Zug auszutrinken. Tatsächlich aber verschluckte ich mich bei dieser Aktion, und nicht nur der Wein, auch die Reste der Oblate verzierten dass Ornat des Pfarrers. Wieder hatte ich einen Grund mich zu schämen.

Konfirmanten vor dem Kircheneingang
Die Konfirmanden des Jahrgangs 1956 mit Pfarrer Sendler vor der Ev. Kirche in Bettenhausen. (Rolf Pabst stehend als Dritter von links)   Foto: Rolf Pabst, Kassel

Alle Jungen waren gleichermaßen schick angezogen. Anzug, weißes Hemd und Krawatte waren Pflicht, die von vielen Eltern unter großen finanziellen Opfern angeschafft worden waren.

Zuhause waren die tagelangen Vorbereitungen abgeschlossen, das Wohnzimmer ausgeräumt, die Tische zusammengestellt, alle Verwandten eingeladen und viele Kuchen gebacken worden. In jener Zeit war es üblich, dass die Pateneltern dem Jungen eine Armbanduhr schenkten, wenn sie sich das finanziell leisten konnten. Onkel Emil und Tante Irmgard ließen sich nicht lumpen, und ich war plötzlich Besitzer einer richtigen Uhr mit Leuchtziffern und Lederband. Stolz trug ich sie an meinem dünnen Handgelenk, selbst im letzten Loch rutschte sie noch am Arm hin und her und abends unter der Bettdecke beeindruckten mich die Leuchtziffern.

Es wurde eine lustige Konfirmationsfeier in fröhlicher Runde. Nach Kaffee und Kuchen gab es Bier, Cognac und Eierlikör und beim gemeinsamen Abendessen Bauernbrot, Gehacktes, „Ahle Wurscht“ und Schweineschmalz. Zur Feier des Tages durfte ich zunächst zwei Eierlikör trinken, dann einen Cognac und anschließend vom Fassbier probieren. Und nach einer Weile konnte ich ermessen, wie sich mein Vater des Öfteren gefühlt haben musste.

Ich bekam von den Gesprächen kaum noch etwas mit, hatte eine „schwere Zunge“ und konnte nicht mehr gerade stehen. Ich war das erste Mal in meinen jungen Jahren betrunken, fühlte mich hundeelend dabei und musste mich auf der Toilette übergeben. Eigentlich schade, dass mit einer so unwürdigen Situation ein Lebensabschnitt zu Ende ging, der aufregend und spannend, lehrreich und geheimnisvoll zugleich gewesen war….

Editor: Erhard Schaeffer, 2010

Quelle: Rolf Pabst, Neubebinn -Autobiografie einer Kindheit-, 2010

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Kurzbeschreibung

In seinem Buch „Neubeginn“ schildert Rolf Pabst u.a. wie für ihn mit der Konfirmation und der Schulentlassung eine Woche später der Lebensabschnitt Kindheit zu Ende ging.

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