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Die ersten Bomben auf Salzmannshausen
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1940
- Ort: Salzmannshausen
- Vom: 17.02.2011
- Themen: Zweiter Weltkrieg, Menschen erzählen
Die ersten Bomben fielen in Kassel in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 1940 um 1:21 Uhr auf Salzmannshausen. In dieser Nacht knallte es bei den Häusern der Salzmannstraße 1 und 1 ½ fürchterlich. Für Kassels Bürger war es eine Sensation und eine große Schar von Schaulustigen fand sich am nächsten Tag ein. Zwei Menschen, die diese schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges selbst erlebt haben, berichten später unabhängig voneinander darüber.
Heinz Vonjahr, Jahrgang 1932, war damals noch ein Kind und wohnte genau in diesem betroffenen Häuserblock. Der andere war Willi Friedrich, Jahrgang 1925. Er lebte in der Huthstraße von Salzmannshausen.
Vonjahr schreibt in seinen Kindheitserinnerungen: "Eigentlich waren die Luftschutzalarme langweilig. Es passierte ja nichts. Im Sommer 1940 hörten wir zum ersten Mal ferne Detonationen, die nicht von der Flak stammten. Der Luftschutzwart sagte aufgeregt: „Das sind Bomben!“ Dann gab es ein helles Heulen, wie ich es noch nie gehört hatte. Zwei mächtige Donnerschläge folgten. Das Notlicht im Keller ging aus. Staub und Pulverqualm zogen von draußen herein. Herr Schmidt schrie: „Gasmasken auf.“ Als es draußen ruhig blieb, schaute er nach dem Rechten. Er brachte die gute Nachricht, dass es nicht brannte, aber das Haus war beschädigt."
Vonjahrs Eltern und die Großeltern mussten feststellen, dass die Fenster zum größten Teil zerstört waren, die Küche und die Schlafzimmer verwüstet aussahen und auf allem eine feine Staubschicht lag. Der Putz der Außenwände hatte Löcher, aber die Wände hatten gehalten. Für den achtjährigen Jungen war die Tatsache am schrecklichsten, dass der Käfig seines Kanarienvogels Hansi auf der Erde lag und der Vogel nicht zu sehen war. Die ersten Bomben in Kassel hatten ausgerechnet ihr Haus getroffen!
Heinz Vonjahr erinnert sich: „Als es hell wurde, sahen wir zwei Bombentrichter auf der Bleiche. Der Luftschutzwarte sagten uns, es seien englische 2½ Zentner-Bomben gewesen. Im linken Bombentrichter fanden wir meinen Hansi, leblos. Ich wurde sehr böse auf die englischen Flieger. Am anderen Tag pilgerten viele Menschen aus der Stadt nach Salzmannshausen, um sich die Schäden zu besehen, die die ersten Bomben auf Kassel angerichtet hatten.“
In den folgenden Kriegsjahren wurden die Luftangriffe immer häufiger und heftiger. Es blieb nicht bei Sachschäden. Ziele der Angriffe der alliierten Bomber von Engländern und Amerikanern waren vor allem die Industrieanlagen und die Versorgungseinrichtungen. Die Schäden bei der Zivilbevölkerung nahmen zu. Spätestens ab dem Oktober 1943 gehörte die Bombardierung der Wohngebiete von Kassel zur psychologischen Kriegsführung. In der Nacht vom 22.10.1940 verloren mehr als 10.000 Menschen auf schreckliche Weise ihr Leben im Bombenhagel.
Willi Friedrich schreibt 1980 in seiner Foto-Dokumentation, Kassel - Zerstörung und Wiederaufbau: „Niemand konnte an dem Morgen des 22. Juli 1940 ahnen, dass drei Jahre später am 22. Oktober 1943 fast die ganze Stadt dem Erdboden gleich gemacht wurde. Niemand weiß heute, wie viele der Schaulustigen von damals später unter den Trümmern ihrer eigenen Häuser begraben wurden.“
Das war der Anfang eines Krieges, bei dem nicht nur an den Fronten gekämpft wurde, sondern der durch die Bombenangriffe auch auf die Städte mit Frauen, Kindern, Krankenhäusern und Industrie ausgedehnt wurde. Kassel war eine Stadt, die durch die Luftangriffe fast dem Erdboden gleich gemacht wurde, und auch in Salzmannshausen waren später die Zerstörungen groß und viele Ruinen ragten in den Himmel. Die Angriffe im Umfeld von Salzmannshausen galten fast immer dem Lossekraftwerk, das die Stadt Kassel mit Strom versorgte, und den kriegswichtigen Fabrikhallen der Weberei Salzmann. Während das Lossekraftwerk fast unbeschädigt blieb, wurden die Werke I und II der Firma Salzmann schwer getroffen. Werk II wurde völlig zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Im dem zu fast 70% zerstörten Werk I ging die Produktion weiter. In den 50er und 60er Jahren nach dem Krieg wurden die Häuser von Salzmannshausen wieder aufgebaut oder durch Neubauten ersetzt. Heute ist von der Zerstörung von Salzmannshausen nichts mehr zu sehen. Die Erinnerungen der Überlebenden bleiben.
Editor: Erhard Schaeffer, 2011
Quellen:
- Meine Kindheit im Dritten Reich , Heinz Vonjahr 2001
- Kassel - Zerstörung und Wiederaufbau , Willi Friedrich 1980
- Wie es war - 75 Jahre Salzmannshausen, Willi Friedrich 1977
Kurzbeschreibung
Die ersten Bomben fielen in Kassel in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 1940 um 1:21 Uhr auf Salzmannshausen. In dieser Nacht knallte es bei den Häusern der Salzmannstraße 1 und 1 ½ fürchterlich. Für Kassels Bürger war es eine Sensation und eine große Schar von Schaulustigen fand sich am nächsten Tag ein. Zwei Menschen, die diese schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges selbst erlebt haben, berichten später unabhängig voneinander darüber.
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