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Ein Hafen für die Binnenschifffahrt bis zur Nordsee
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1895
- Ort: Hafen Kassel
- Vom: 08.03.2011
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Der Kasseler Hafen wurde 1893 bis 1895 im Zuge des Ausbaues der Fulda für den Gütertransport gebaut. In seiner mehr als 100jährigen Geschichte war er lange Zeit das Herzstück für die Binnenschifffahrt auf der Fulda. Von ihm starteten einst die Frachtschiffe für die Fahrt bis nach Bremen und brachten von dort vor allem Getreide und Stückgüter in die nordhessische Metropole. Heute ist er der Heimathafen des Yacht Clubs Kassel e.V. mit seinen vielen Motoryachten und Booten.
Während der Nutzung des Kasseler Hafens gab es Höhen und Tiefen, welche durch die deutsche Geschichte hervorgerufen wurden. Der Hafen blieb von den Wirren der Zeitgeschichte nicht unverschont. Im wirtschaftlich aufstrebenden Deutschen Kaiserreich des 19. Jahrhunderts begann man im September 1893 mit dem ersten Spatenstich den Ausbau des Fuldabeckens für den Casseler Hafen mit einer Länge von 295m und einer Breite von 60m. Da er am rechten Ufer geplant wurde, musste 1895 auch ein Verbindungsgleisanschluss zum Bahnhof Bettenhausen gebaut werden. Die sichere Fahrt auf der Fulda von Hann. Münden bis Kassel wurde durch Staustufen und Nadelschleusen, wie die in Wolfsanger, ermöglicht. Sieben Staustufen waren nach den Plänen des Bremer Reeders, Theodor Rocholl, zu denen auch ein fester Hafen gehört, zur Regulierung des Wasserstandes erforderlich. Mit deren Bau wurde bereits 1890 begonnen. Am 1. August 1895 konnte der Hafen mit einem großen Wasserfestzug feierlich eröffnet werden. Der Frachtdampfer „Cassel“ mit Oberbürgermeister Westerburg am Bord zerriss symbolisch das Band, das die Einfahrt sperrte, und gab die Anlage frei. Am Ufer herrschte Volksfeststimmung.
Kurz nach der Eröffnung des Hafens begann auch die Personenschifffahrt auf der Fulda, so war am 8. August 1895 im Casseler Tageblatt zu lesen: „Gestern Nachmittag 6 Uhr 10 Minuten traf der angekündigte erste Salon- und Schnelldampfer Lydia, Kapitän F. Dehne, mit 150 Passagieren an Bord von Münden hier ein.“
Der Schraubendampfer Gustav ging dagegen zu tief für die Fulda und musste zu einem Hinterrad-Salondampfer umgebaut werden. Er wurde erst im Frühjahr 1896 in Dienst gestellt und lief dann unter dem bekannten Namen ELSA.
Die „Bremer Schleppschifffahrts-Gesellschaft“ hat wesentlich zur Entwicklung des Binnenschiffsverkehrs auf der Fulda mit ihren modernen Eildampfern beigetragen. Von 1898 bis 1939 hat die Firma Broekelmann sen. & Grund, die Kasseler Agentur dieser Reedereien betrieben. Sie hatte die Lagerhäuser, für die die Stadt zuständig war, von dieser gepachtet. Die Hafenanlage hingegen unterstand dem Staat.
Der Güterverkehr wuchs schnell und es wurden Erneuerungen und Umbauten erforderlich. Für mehr Liegeplätze wurde die Ufermauer auf 155m verlängert, zwei fahrbare Elektrokräne errichtet und das Lagerhaus auf 6200 m² vergrößert. Die Binnenschiffe brachten Getreide, Maschinen und Jute nach Kassel und nahmen Schotter und Basaltpflastersteine mit nach Norden. Nach einem Großbrand im Lager für Öle und Schmierstoffe übernahm 1936 die „Bremer-Mindener-Schifffahrtsgesellschaft“ die Lagerhäuser. Sie baute einen 5000 Tonnen Silo. Der Hafen erlebte bis 1939 einen neuen Aufschwung. Ein Anschluss an die Großschifffahrtsstraßen Main und Rhein über einen Werrakanal war geplant. Die Pläne wurden allerdings durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen und nie wieder aufgenommen. Infolge entstandener Verkehrsschwierigkeiten wurde am 15. März 1941 erstmalig 100 t Zellwolle der Spinnfaser im Fuldahafen auf einen Kahn verladen und nach Münster transportiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Kasseler Hafen noch einmal eine Blütezeit. Die ersten Schiffe laufen am 05. September 1946 im Hafen ein. Sie bringen Maschinenteile für die Firma Henschel & Sohn. Vor dem Krieg wurden zwischen 80.000 und 100.000 Tonnen an Gütern umgeschlagen. 1958 erreichte man 70.000 Tonnen Warenumschlag und weil die Schiffe immer größer wurden reichten die Schleusen nicht mehr aus. Man hoffte durch einen Ausbau der Fulda die Kapazitäten steigern zu können. Die zunehmende Verlagerung des Transportes auf die Schiene machte alle Pläne zunichte. Der Güterumschlag ging zurück bis der Hafen 1977 ganz geschlossen wurde.
Der Yacht Club Kassel (YCK) wurde 1973 gegründet. Ziel und Zweck der Vereinsgründung 1973 war es, im Yachtclub Fuldatal (YCF), wie er damals hieß, eine Gemeinschaft zu bilden, in der der Wassersport mit Wasserfahrzeugen jeglicher Art ausgeübt werden sollte. Der Verein entwickelte das Interesse, das gesamte Hafengebiet in Eigeninitiative zu einem Sportboothafen auszubauen. Der erste Schritt hierzu war die Errichtung von 30 einheitlichen Steganlagen. 1979 wurde die Marina Kassel feierlich mit einem großen Fest gegründet, so dass nun neben den Vereinsmitgliedern auch Gäste Stegplätze anmieten konnten. Mit dem Bau des Clubhauses wurde 1979 begonnen, fertiggestellt wurde es im Jahr darauf.
1980 kam es zur Gründung des Zweckverbandes Kasseler Sportschifffahrt (ZKS).1991 wurde der Yacht Club Kassel zum Stützpunkt des Deutschen Motoryachtverbandes ernannt.
Mehrere Tausend Zuschauer trafen und informierten sich vom 25. bis 27. August 1995 auf dem Gelände des Yacht Club Kassel e.V. zum 100jährigen Hafengeburtstag. 1998 konnte der Yacht Club Kassel e.V. sein 25jähriges Jubiläum mit einem großen dreitägigen Hafenfest feiern. Es war aber auch das Jahr, das im Januar den bisher größten Hochwasserschaden im Hafen mit sich brachte.
Die Bemühungen um den Hafenkauf wurden als Ziel verstärkt weitergeführt. 2001 war es endlich erreicht, am 5. Mai feierte der Yacht Club die Übergabe des Hafens mit einem Festakt und einer anschließenden gemeinsamen Bootsfahrt zur hessisch-niedersächsischen Landesgrenze – ein stolzer und historischer Tag für den Verein.
Im Juni 2003 feierte der Yacht Club sein 30jähriges Vereinsjubiläum mit einem Festwochenende. Der Hafen bot inzwischen Liegeplätze für 60 Boote unterschiedlicher Größe, vom kleinen Sportboot bis zum seegängigen Kajütboot.
Zur Förderung des Wasser-Tourismus luden der YCK und die Stadt zur „Geführten Wesertour 2010“ in die Hafenanlage ein. Im Mai gingen 50 Motorbootbesitzer aus Deutschland, Niederlande und sogar Österreich mit ihren Schiffen auf eine lange Reise über die Oberweser und Fulda nach Kassel. Am 13. Mai traf die Weser-Flotte mit ca. 100 Passagieren an Bord im Sportboothafen ein und wurden mit mehreren Schüssen Salut aus den historischen Kanonen der Kasseler Traditionskanoniere gebührend begrüßt. Zum viertägigen Programm gehörten neben der geselligen Feier im Hafen auch die Besichtigung der Kunst- und Kulturstadt Kassel unter der Leitung von Kassel-tourist.
Editor: Erhard Schaeffer, 2011
Quellen:
100 Jahre Hafen Kassel, Yacht Club Kassel e.V., 1995
Chronik des Yacht Clubs Kassel e.V., Ingrid Friedrich
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Kurzbeschreibung
Der Kasseler Hafen wurde 1893 bis 1895 im Zuge des Ausbaues der Fulda für den Gütertransport gebaut. In seiner mehr als 100jährigen Geschichte war er lange Zeit das Herzstück für die Binnenschifffahrt auf der Fulda. Von ihm starteten einst die Frachtschiffe für die Fahrt bis nach Bremen und brachten von dort vor allem Getreide und Stückgüter in die nordhessische Metropole. Heute ist er der Heimathafen des Yacht Clubs Kassel e.V. mit seinen vielen Motoryachten und Booten.
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