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Die Fuldabrücke, die historische Verbindung zwischen Ost und West

Farbige gemalte Ansichtskarte der Wilhelmsbrücke ca. 1900

Ansichtskarte der Wilhelmsbrücke ca. 1900
Foto: Helmut Schagrün, Niestetal

Brücken über die Fulde waren schon immer die Lebensadern von Kassel in den Osten der Stadt. Die erste Nachricht über eine Fuldabrücke haben wir aus dem Jahre 1336.

Die wichtigsten Flussübergänge zur Stadtmitte gehen vom Unterneustädter Ufer aus, wobei die Flussüberquerung in Höhe der jetzigen „Fuldabrücke“ mit fast 700 Jahre die historisch bedeutendste in der Kasseler Brückengeschichte ist.

Die erste Nachricht über eine Fuldabrücke haben wir aus dem Jahre 1336. Die Brücke bestand aus einer Holzkonstruktion. Bereits 1346 musste sie erneuert werden. Die neue Brücke, die an ihrer Stelle trat, wurde mit steinernen Fundamenten und einem Holzdach erbaut. Um den Neubau zu finanzieren, führte Landgraf Heinrich der Eiserne ein Brückengeld ein. Sie diente dem Verkehr bis 1509. In den Jahren 1509 bis 1512 wurde die erste Steinbrücke mit drei Pfeilern gebaut.

Ansicht der steinernen Fuldabrücke von 1512 vor dem Landgrafenschloss
Ansicht der steinernen Fuldabrücke von 1512 vor dem Landgrafenschloss, Aquarell von H. Eisenträger 1772  Foto: Paul Heidelbach, Kassel

Auf denen standen jeweils ein Haus, auf dem mittleren sogar eine Kapelle, die dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Über die Brücke floss in hölzernen Rohren das so genannte Eichwasser aus dem Eichwald als Trinkwasser in die Altstadt. Bereits 1521 stürzte der mittlere Pfeiler ein. Nach dem Neubau wurde die Claus-Kapelle auf das Neustädter Ufer verlegt.

Die Fuldabrücke von 1512 mit Holzdach
Die Fuldabrücke von 1512 mit Holzdach  Foto: Stadtmuseum Kassel

1636 war das Brückendach ein Hindernis für die schwedische Reiterei des Feldmarschalls Baner und wurde kurzer Hand abgerissen. Von 1721-1737 wohnte der landgräfliche Konzertmeister Birkenstock im mittleren Haus. Wegen des stärker werdenden Verkehrs hatte diese Brücke am Ende des 18. Jahrhunderts ausgedient.

Blick über die Fulda in die Bettenhäuser Straße der Unterneustadt vor 1900, die alten Fundamente der Steinbrücke dienten als Eisbrecher
Blick über die Fulda in die Bettenhäuser Straße der Unterneustadt vor 1900, die alten Fundamente der Steinbrücke dienten als Eisbrecher  Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Ihr folgte die in den Jahren 1789 bis 1794 errichtete vierte Fuldabrücke. Diese nach Wilhelm dem IX benannte Wilhelmsbrücke überspannte die Fulda mit drei Bögen etwas weiter flussabwärts an der auch 2012 die heutige Brücke über die Fulda führt. Für die Unterneustädter war dieser Brückenneubau ein gravierender städtebaulicher Einschnitt. Die Magdalenenkirche wurde abgerissen, der Holzmarkt und der Unterneustädter Kirchplatz entstanden. Die Pfeiler der alten Brücke dienten über mehr als 100 Jahre als Eisbrecher.

Farbige Ansichtskarte der Wilhelmsbrücke mit Blick in die Altstadt nach 1900
Wilhelmsbrücke mit Blick in die Altstadt nach 1900  Foto: Helmut Schagrün, Niestetal

In der Zeit von 1909 bis 1910 wurde die fünfte Fuldabrücke erbaut. Mit einer Spannweite von 57,5m und Gesamtlänge von 73m war sie damals Deutschlands flachste Betonkonstruktion. Deutschen Truppen sprengten sie aus Verteidigungsgründen beim Einmarsch der Amerikaner am ersten April 1945.

Wilhelmsbrücke mit Blick in den Altmarkt mit Straßenbahn ca. 1900
Wilhelmsbrücke mit Blick in den Altmarkt ca. 1900  Foto: Stadtmuseum Kassel

Vorn 1945 bis 1948 wurde der Verkehr zwischen Bettenhausen und Kassel durch Fähren und über die Hafenbrücke aufrechterhalten. Am ersten November 1948 konnte schließlich die sechste Fuldabrücke vom Oberbürgermeister Willi Seidel dem Verkehr übergeben werden.

Luftbild der zerstörten Stadt nach der Bombenacht im Oktober 1943 mit intakter Fuldabrücke
Luftbild der zerstörten Stadt nach der Bombenacht im Oktober 1943 mit intakter Fuldabrücke  Foto: Stadtmuseum Kassel

Angesichts der bevorstehenden Bundesgartenschau 1981 und dem erneut gestiegenen Verkehrsaufkommen musste die Brücke 1979 abgerissen und neu gebaut werden. Die neue Brücke kostete 10 Millionen Mark und ist  vorerst die letzte neue Verkehrsverbindung in den Osten der Stadt an dieser Stelle.

Ansichtskarte aus dem Stadtarchiv, zeigt die vierte Fuldabrücke wenige Jahre vor ihrem Abbruch.
Ansichtskarte aus dem Stadtarchiv, zeigt die vierte Fuldabrücke wenige Jahre vor ihrem Abbruch.  Foto: Stadtarchiv Kassel

Editor: Erhard Schaeffer, August 2012

Quellen:

  • Die Kasseler Unterneustadt 725 Jahre, Gerhard Böttcher 2008
  • Bettenhausen 1906-1956 Chronik, Kurt Klehm 1956
  • Paul Heidelbach, Kassel - Ein Jahrtausend hessischer Stadtkultur (1957).

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Kurzbeschreibung

Brücken über die Fulde waren schon immer die Lebensadern von Kassel in den Osten der Stadt. Die erste Nachricht über eine Fuldabrücke haben wir aus dem Jahre 1336.

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