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Das über die Brücke fließende Wasser - Die Eichwasserleitung
- Autor: Bernd Schaeffer
- Zeit: 1500-1549
- Ort: Quellgebiet der Eichwasserleitung
- Vom: 02.05.2011
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Das Alter der Eichwasserleitung von den Losseauen bis in den Kasseler Renthof, auf der westlichen Seite der Fulda, kann nicht mit Bestimmtheit belegt werden. Angenommen wird, dass nach Fertigstellung der ersten steinernen Fuldabrücke (1513) das geschätzte Wasser vom Fuße des Eichwaldes in Teile der Stadt Kassel geleitet wurde. Auch nach Einführung der zentralen Wasserversorgung der Stadt Kassel in 1872 blieb die Eichwasserleitung am Netz. Erst 1904 wurde sie stillgelegt und nur noch von der Engelhardtschen Blaudruckerei (Kadruf) genutzt.
Die Eichwasserleitung hatte ihren Ursprung auf der Südseite des Eichwaldes wo Muschelkalk über wasserundurchlässigen Tonschichten liegt und das Wasser zu Tage tritt. Die Landesherrschaft, mit Sitz im Schloss auf der Westseite der Fulda, bemühte sich schon im 16. Jahrhundert um eine Versorgung mit dem qualitativ guten Wasser aus dem Eichwald. Zu jener Zeit bezogen wesentliche Teile der Stadt Kassel das Wasser aus den höher gelegenen Gebieten des Habichtswaldes - z. B. über die Drusel.
1513 nach Fertigstellung der ersten steinernen Brücke über die Fulda wurde der Auftrag zum Fassen der Quelle und dem Bau der Eichwasserleitung vergeben.
Um aus den Niederungen des Eichwaldes auf die westliche Fuldaseite zu kommen, wurde die Eichwasserleitung über die Fuldabrücke geführt, was als „das über die Brücke fließende Wasser“ zum Wahrzeichen der Stadt Kassel wurde.
Die Leitungen bestanden aus Erlen- oder Eichenholzheistern, welche mit Spezialbohrern und großem handwerklichen Geschick ausgehöhlt wurden. Bohranlagen für diese Holzrohre (Teuchel oder auch Deichel genannt) befanden sich in der Unterneustädter Mühle und später (1710) auch in der Bettenhäuser Papiermühle. Die drei Kilometer lange Leitung aus Holzrohren setzte sich innerhalb kurzer Zeit mit Süßwasseralgen zu und musste üblicherweise nach drei Jahren gereinigt werden. Das führte dazu, dass sie nur oberflächlich verlegt war und im Winter regelmäßig zufror.
Da das Eichwasser für die schnell wachsende Bevölkerung nicht ausreichte, ließ der Landgraf 1704 am Nordfuße des Lindenbergs in den Wiesen der Losse stärkere Quellen im sogenannten feinen, weißen Meeresende fassen, eine neue Quellkammer bauen und das dort gewonnene Wasser in die Eichwasserleitung leiten. Das Wasser versorgte Teile der Unterneustadt und endete im Renthof in der Nähe des Schlosses, wo der Apollobrunnen den Endpunkt der Leitung bildete. Eine weitere Verteilung des Wassers in andere Teile der Altsatdt war in damaliger Zeit wegen der Höhenverhältnisse nicht möglich.
In der Nähe der Quellkammer in der Losseaue stand das Fischhaus. Hier hatte der landgräfliche Brunnen- und Fischmeister seinen Sitz. Er versorgte den Hof und Teile der Bevölkerung mit Frischfisch. Damit die Fische ihren modrigen Teichgeschmack verloren, wurden sie in acht mit frischem Lossewasser gespeisten gemauerten Bassins längerer Zeit gewässert. Diese Becken wurden erst 1928 zugeschüttet.
Einen wichtigen Umbau erfuhr die Eichwasserleitung 1726/27. In diesen Jahren wurden die Holzrohre durch eiserne Gussrohre ersetzt. Die Rohre stammten aus den herrschaftlichen Eisenhütten in Veckerhagen und Holzhausen bei Homberg.
Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde die Eichwasserleitung durch Feindeinwirkung unterbrochen. Die wiederhergestellte Leitung bekam (1764) zum Schutz vor Fremdeinwirkung eine neue Führung. Sie verlief nun vom Leipziger Tor in einem Bogen um den Unterneustädter Kirchplatz und dann über die Fuldabrücke zum Renthof.
Auslaufstellen befanden sich im Armen- und Waisenhaus, auf dem Rädermarkt, im Jägerhaus, im Renthof und am Unterneustädter Tor dem Wachhaus gegenüber.
Als 1794 die alte Fuldabrücke abgerissen wurde und einem Neubau weichen musste, verlegte man auch die Eichwasserleitung gut 50 Meter flussabwärts über die neue Brücke. Auf dem Wege zur Unterneustadt gab es mehrere Abzweige zu neuen Abnehmern darunter zwei Färbereibetriebe, das Zuchthaus und die Charité in Bettenhausen. Hinzu kamen öffentliche Zapfstellen in der Bädergasse, in der Mühlengasse und im Bereich der Kreuzung Leipziger Straße/Waisenhausstraße. 1809 wurde auch der Siechenhof an die Eichwasserleitung angeschlossen.
1872 führte die Stadt Kassel die zentrale Wasserversorgung ein und erschloss im Niestetal neue leistungsfähige Quellgebiete. Die Eichwasserleitung blieb noch bis 1904 in Betrieb. Danach nutzte nur noch die Engelhardtsche Blaudruckerei (Kadruf) das Wasser aus der an ihrem Betriebsgelände vorbeiführenden Leitung.
Die alte Eichwasserleitung hatte ausgedient und hinterließ keine heute (2011) noch erkennbaren Spuren.
Die damals noch eigenständige Gemeinde Bettenhausen errichtete 1899 für 150 000 Goldmark eine Wasserversorgung in der Losseaue. Dabei wurde das Vorhandensein eines Grundwasserstroms in den mittleren Schichten des Buntsandsteins des Lossetals genutzt. Die ursprünglich eingerichteten drei Kesselbrunnen wurden schon 1911 umgebaut. Drei Rohrbrunnen förderten das Wasser aus größeren Tiefen und waren mit einer Leitung von 175 mm lichte Weite untereinander und mit der Brunnenstube im Maschinenhaus verbunden. Ab 1912 pumpte eine mit Drehstrom arbeitende Zentrifugalpumpe mit einer Leistung von 100 m³/h das Wasser über eine 650 m lange Druckleitung in den Hochbehälter auf dem Lindenberg. Mit einem Wasserstands-Fernmelder arbeitete das System automatisch.
Auch heute noch gewinnt die St. Werke AG in den Wiesen zwischen der Losse und dem Eichwald aus mehrere Tiefbrunnen Trinkwasser für die Stadt Kassel. Davon zu sehen sind mehrere blaue Hinweisschilder, Schutzzäunen und die verschlossenen Maschinenhäuschen
Editor: Bernd Schaeffer, 05/2011
Quellen:
- Kasseler Wasserbaumitteilungen Heft 15, A. Hoffmann, B. Raabe, Herkulesverlag Kassel, 2004
- Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Bd VI, A. Holtmeyer, 1923
- Das Eichwasser, Bettenhäuser Heimatblatt, 1955/1, B. Jacob, 1955
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Kurzbeschreibung
Das Alter der Eichwasserleitung von den Losseauen bis in den Kasseler Renthof, auf der westlichen Seite der Fulda, kann nicht mit Bestimmtheit belegt werden. Angenommen wird, dass nach Fertigstellung der ersten steinernen Fuldabrücke (1513) das geschätzte Wasser vom Fuße des Eichwaldes in Teile der Stadt Kassel geleitet wurde. Auch nach Einführung der zentralen Wasserversorgung der Stadt Kassel in 1872 blieb die Eichwasserleitung am Netz. Erst 1904 wurde sie stillgelegt und nur noch von der Engelhardtschen Blaudruckerei (Kadruf) genutzt.
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