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Andrea C. Ortolano oder das „Gemüsegärtchen“ mit den vielfältigen Begabungen?
- Autor: Elke Resch
- Zeit: 1958
- Ort: Heiligenröder Straße
- Vom: 16.02.2022
- Themen: Theater/Darstellende Kunst, Künstler, Chronisten und Biografen
Fragen Sie im Kasseler Osten wer sich hinter dem „Gemüsegärtchen“ verbirgt, dann wissen die Bettenhäuser*innen gleich wer damit gemeint ist, und nicht nur da!
Schon aus dem Namen „Ortolano“ wird eine Kurzgeschichte, in der Übersetzung heißt er: “Kleines Gemüsegärtchen”. Der zweite Ehemann dieser außergewöhnlichen und vielseitig begabten Frau trug diesen Namen. Er war ein junger Mann aus Brasilien, der in den Vereinigten Staaten von Nordamerika studierte. Schon seine Vorfahren aus Sizilien trugen diesen wohlklingenden Namen. Ihrem Vornamen Andrea folgt ein großes C. Punkt. Seit dem 16. Jahrhundert trägt jede erstgeborene Frau in ihrer Familie den Namen „Charlotte“.
Ihr Vater Georg Siodla sang als Tenor am Kasseler Staatstheater, das heißt, ein Elternteil war schon mit einer musikalischen Begabung gesegnet. So kam sie selbst auch zunächst als Kinderstatistin zur Bühne und blieb dieser letztendlich über 40 Jahre treu.
Wohnhaft in Waldau, einem Stadtteil im Kasseler Osten, startete sie ihre Karriere mit 7 Jahren, indem sie auf Kindergeburtstagen ein Kasperletheater mit ihrem Spiel zum Leben erweckte. Später gründete sie eine Mädchen-Pfadfinder Gruppe und leitete viele Jahre den Kindergottesdienst. Heute lebt A. C. Ortolano in Bettenhausen, in der Gartenstadt Eichwald, wo sie in 1998 eingeheiratet hat.
Ihr ausgeprägtes Talent, leicht Sprachen zu lernen, bescherte ihr zunächst eine Anstellung als Simultandolmetscherin, eine Form des Dolmetschens, bei der die Verdolmetschung fast gleichzeitig mit dem Ausgangstext produziert wird. Dazu erlernte sie Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Französisch.
In den USA studierte sie Sprachen und Psychologie. In dieser Zeit brachte sie ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt.
Vorübergehend wandte sie sich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, genannt Mormonen, zu. Aber seit 2007 findet sie ihre religiöse Heimat wieder in der evangelischen Kirche und engagiert sich im Kirchenvorstand der evangelischen Jakobuskirche, Teil der Trinitatisgemeinde, im Eichwald.
Schon in den 1990er Jahren hatte sie ihr Fernsehdebut in dem Film “Plötzlich und unerwartet”, eine Geschichte aus dem Kriminalmilieu. Auch als Märchenerzählerin, speziell von Grimms Märchen, ist sie mit ihrer klaren, weichen Stimme eine begehrte Interpretin.
Als Vertreterin des Landes Hessen buchte sie das Goethe-Institut in Tokio für ein Zehntage-Gastspiel. Zur Aufführung kamen deutsche Märchen auf Japanisch. Sie lernte, die Märchen auf Japanisch zu erzählen, ohne die Sprache zu verstehen.
Viele Theaterstücke schrieb sie selbst, sie ist Autorin, Regisseurin und Darstellerin in einer Person. Nicht selten entdeckt man in ihren Stücken kleine biografische Einspielungen über ihr Leben und ihre Familie.
Die Geschichten über Charlotte von Lengsfeld, Charlotte von Stein oder auch Katharina von Bora sowie Constanze Mozart stammen von ihr und dabei spielte der Vorname mit C. immer eine wichtige Rolle. Alle diese Stücke spielt sie selbst und die Premieren fanden regelmäßig in Bettenhausen statt.
Anfänglich wurde sie über die Wahl ihrer Spielorte belächelt. Kirchen, aber auch die Josef-von Eichendorff-Schule, waren ihr Theaterplatz. Ein langjähriger musikalischer Begleiter, der viele Theaterstücke mit seinem Klavierspiel bereicherte, war Gerd Hallaschka, der ehemalige Schulleiter der Josef-v.-Eichendorff-Schule.
Den Märchenweihnachtsmarkt in Kassel ließ sie mit eigenem Programm, z.B.: “Dornröschen erzählt aus dem 100jährigem Schlaf”, wieder aufleben. Auch als Comedy-Figur “Lotte Moser”, die Frau mit dem besonderen Blick auf alle Lebenslagen, begeisterte sie immer wieder ihre Zuschauer im Fernsehen und bei Live Auftritten.
Insgesamt 20 Jahre lehrte sie „Darstellendes Spiel“ mit Schüler*innen ab dem 10. Lebensjahr. An der offenen Schule Waldau 14 Jahre und sechs Jahre in Zierenberg an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule.
Ihr großes Repertoire zeigt sie als Schauspielerin, Stadtführerin, Märchenerzählerin und Lehrerin in Kassel und dem Umland. Sie bietet 20 verschiedene Themen, Führungen und Ausflüge an. Auch auf der deutschen Märchenstraße von Hanau (Brüder Grimm) bis zu den Bremer Stadtmusikanten war sie präsent. Eine Besonderheit von A. C. Ortolano ist, dass sie europaweit ohne Sprachprobleme als Märchenerzählerin auftreten kann.
Für die evangelische Trinitatisgemeinde und der Siedlergemeinschaft Bunte Berna Gartenstadt Eichwald e.V. in Bettenhausen organisiert sie Busfahrten, sowie Musicalbesuche in Bad Hersfeld und Fulda. Der Kinderschutzbund, wie auch andere caritative Einrichtungen wissen ihr Talent zu schätzen und buchen sie gern als Märchenfrau.
Zunehmend fragen Brautpaare an und wünschen sich von ihr eine in freier Rede geführte Trauung.
Eine ganz neue Facette ihres Schaffens sind Trauerreden für Menschen, die an ihre Verstorbenen erinnern und gedenken wollen und sich ihr anvertrauen.
Und bei allem, was sie tut ist sie dankbar.
Text und Editor: Elke Resch, im Juli 2021
Quelle: Persönliche Erzählungen und Fotos Frau Andrea C. Ortolano
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Kurzbeschreibung
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