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Chronik der Hilfsschule III in Kassel Bettenhausen bis 1945
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 1888
- Ort: Agathofstraße
- Vom: 29.06.2020
- Themen: Erlebte Geschichte, Schulen und Kindergärten
Die Kasseler Hilfsschule III in der Agathofstr. war ursprünglich Nebenstelle der Kasseler Hilfsschule in der Schillerstr. Bereits 1888 begann diese mit einer Klasse in einem Gartenhaus an der Wolfhager Straße. Später hatte sie ein eigenes Haus in der Schillerstraße 2. Die Nebenstelle in der Agathofstraße 48 wurde 1932 selbständig. Die Entwicklung dieser Schule wird in der abrufbaren Chronik von mehreren Bearbeitern geschildert, zunächst bis 1945, später dann fortgesetzt. In diesem Beitrag soll der erste Teil der Entwicklung dargestellt werden, da sich in ihm auch die Entwicklung der deutschen Geschichte verfolgen lässt. Hier soll nur eine kurze Inhaltsübersicht gegeben werden, zum intensiveren Studium kann das Original heruntergeladen werden.
Der Chronist beginnt mit einer Kurzfassung der Chronik der Kasseler Hilfsschule, die Ostern 1888 als Hilfsklasse für „nicht ganz vollsinnige“ Kinder geschaffen worden war. Kasseler Lehrer waren nicht bereit, diese Klasse zu übernehmen, so dass Lehrer Fritz Hagen, der sich gerade für Kassel gemeldet hatte, mit dieser Aufgabe betreut wurde. Zunächst war sie in einem Gartenhaus in der Wolfhager Str. beim Frauenbildungsverein untergebracht, ab 1894 in der Giesbergstr 11 und ab 1903 in der Schillerstr. 2 in einem eigenen Haus.
Es werden jetzt die hier tätigen Lehrer aufgezählt, wie auch die Anzahl der Schülerinnen und Schüler; so wurden 1892 64 Kinder, 1920 148 Knaben und 113 Mädchen, in der Zweiganstalt in Bettenhausen 48 Knaben und 26 Mädchen unterrichtet. 1931 waren es 183 Knaben und 97 Mädchen, in Bettenhausen 42 Knaben und 33 Mädchen.
1913 war die Zweiganstalt zunächst in der Bürgerschule 25 in Bettenhausen untergebracht und nach einigen Jahren in der alten Bettenhäuser Volksschule, Agathofstr. 48, ab 1923 wurde sie wieder in die Bürgerschule 25 ("aus Sparsamkeitsrücksichten") zurückverlegt, 1923 ging es wieder zurück in die alte Volksschule.
Danach werden wieder die Lehrerinnen und Lehrer und die Schulärzte aufgezählt, der Gesundheitszustand der Schüler und Schülerinnen wird geschildert. Die Kinder bekamen Milch und warmes Essen (Quäkerspeisung), für arme Kinder gab es warme Schuhe und Strümpfe, für „Rückenschwächlinge“ Orthopädisches Turnen. Es werden Wanderungen, Brausebadbesuche und Schwimmunterricht aufgeführt.
1924 wurde die Sütterlinschrift eingeführt, ein Schulgarten wurde angelegt. Weiter geht es um Schulstrafen, Fürsorgeerziehung, Ferien, Sparmaßnahmen, Fahrgeldersatz, Lehrergehälter, Elternversammlungen.
Erst über 10 Jahre später wurde die Sütterlinschrift auch für diese Chronik verwandt.
[Das erschwerte das Lesen dieser Chronik für jüngere Leser erheblich, deshalb hat unser EriN Mitglied Wilfried Strube den gesamten Text in Maschinenschrift dargestellt. Auf der herunterladbaren PDF sind Originaltext und Übertragung nebeneinander bzw. untereinander gesetzt.]
1932 erhielt die Schule ihre Selbständigkeit. Am 08.03.1933 ist zu lesen: „Schulausfall wegen des günstigen Ausfalls der Reichs– und Landtagswahlen“. Das Dritte Reich warf seine Schatten voraus. Die Reichstagseröffnungsfeier wurde in der Bürgerschule 26 im Radio angehört, da die Hilfsschule selbst keinen Rundfunkempfänger hatte. Am 14.03.1933 erhielt die Schule eine „Hitler-Flagge“, schreibt der Chronist. Dagegen war der ausgehängte "Aufruf der Reichsregierung" (gebt mir 4 Jahre Zeit) von unbekannter Hand entfernt worden.
Im Folgenden wird der laufende Schulbetrieb geschildert, so z. B. wie der Kurt S. „ein Taugenichts und Schulschwänzer“ aus einem Schulfenster sprang und nach der Heilung in Hephata untergebracht wurde oder am 28.06.1933 der Hinweis des Schulleiters auf die „Bedeutung des Tages der Wiederkehr der Unterzeichnung des Versailler Diktats“ mit Halbmastbeflaggung. Aus den Veranstaltungen geht schon hervor, welche neuen Schwerpunkte durch die neue Regierung gesetzt wurden und auch in Zukunft noch werden.
Die Lehrer G. und H. „mußten eine Ariererklärung an den Schulaufsichtsbezirk II einreichen“.
Alle Lehrkräfte wurden in den Wintermonaten 1933 in einem Oberkursus des Luftschutzes ausgebildet. In der Schule gab es dann einen Luftschutzobmann und einen Luftschutzhauswart.
Es wird über den Gesundheitszustand der Lehrer, deren Gehalt, die (Zwangs-)Spenden zum Winterhilfswerk geschrieben. 1935 gingen 91 Schülerinnen und Schüler in die Schule. Probleme mit Kopfläusen, Impftermine, die (Nicht)-Bedeutung von Jungvolk und BDM [Bund deutscher Mädchen] für die Schülerinnen und Schüler dieser Schule. Die aufgelisteten Themen der Schulveranstaltungen sprechen für sich.
Im Folgenden werden diverse Zeitungsausschnitte beigelegt.
Bei Bombenangriffen 1943 starb ein Mädchen aus der Bäumerstraße (heute: Radestr.) und aus der Wißmannstraße „Auch sie starben für Deutschland“ schrieb der Chronist. Die meisten Lehrer aber hatten ihre gesamte Habe verloren. „Der Schüler Wolfgang W. geb am 28.03.1934, General-Emmich-Str. 27 verlor seine Mutter …, seinen Bruder Heinz und seine Schwester Edith. Sein Vater war kurze Zeit vorher am 14.09.1943 zu Italien gefallen“.
Nach diesem Angriff wurden die Kasseler Schulen aufs Land verlegt. Die Lehrer kamen an Schulen im Landkreis. Am 3. April wurden die Kinder in das geschlossene „KLB-Lager“ überführt. Hier wird die Problematik in diesem Lager ausführlich geschildert.
Damit schließt 1944 der erste Teil der Chronik.
Sie können diese Chronik als PDF-Datei herunterladen, als etwas verkleinertes Original und ergänzt mit der Darstellung in verarbeitbarem Text.
Interessant könnte dieses Original für jetzige Lehrerinnen und Lehrer sein, die hier die Kasseler Entwicklung der Hilfsschulen sehr gut dargestellt finden. Ebenso werden Studierende und Lehrende eine authentische Quelle für weitere Studien erhalten.
Autor und Redaktion: Falk Urlen
Das ursprüngliche Format des Chronik-Buches war Folio, also 35 cm hoch, d. h. höher als A4, insofern mussten die Seiten zwei Mal gescannt, zusammengesetzt und dann verkleinert werden. Das ist manchmal noch zu erkennen. Die beigefügten Zeitungsausschnitte sind z. T. noch nicht zu erkennen. Daran wird gearbeitet.
Unser Mitglied Wilfried Strube hat dann den gesamten Text mit einem Textprogramm in den Computer eingegeben, so dass man ihn jetzt ausdrucken bzw. nach Stichworten suchen kann. So ist er jetzt auch lesbar für die Interessierten, die die Sütterlin-Schrift nicht mehr lesen können. Vielen Dank Wilfried!
Dokumente zum Herunterladen
- Chronik der Hilfsschule 3, original, Teil1 [pdf-Datei; Größe 69,34 MB]
- Chronik der Hilfsschule 3, original, Teil 2 [pdf-Datei; Größe 84,36 MB]
- Chronik der Hilfsschule 3, zweite Fassung [pdf-Datei; Größe 127,71 MB]
- Urfassung der Chronik in Sütterlinschrift, mit Übersetzung aktuelle Schrift von Wilfried Strube [pdf-Datei; Größe 23,55 MB]
Wo spielt dieser Beitrag?
Kurzbeschreibung
Die Kasseler Hilfsschule III in der Agathofstr. war ursprünglich Nebenstelle der Kasseler Hilfsschule in der Schillerstr. Bereits 1888 begann diese mit einer Klasse in einem Gartenhaus an der Wolfhager Straße. Später hatte sie ein eigenes Haus in der Schillerstraße 2. Die Nebenstelle in der Agathofstraße 48 wurde 1932 selbständig. Die Entwicklung dieser Schule wird in der abrufbaren Chronik von mehreren Bearbeitern geschildert, zunächst bis 1945, später dann fortgesetzt. In diesem Beitrag soll der erste Teil der Entwicklung dargestellt werden, da sich in ihm auch die Entwicklung der deutschen Geschichte verfolgen lässt. Hier soll nur eine kurze Inhaltsübersicht gegeben werden, zum intensiveren Studium kann das Original heruntergeladen werden.
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