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Das Ende von wogenden Feldern und blühenden Gärten in Bettenhausen.
- Autor: Bernd Schaeffer
- Zeit: 1945
- Ort: Dorfplatz an der Losse
- Vom: 02.04.2021
- Themen: Stadtentwicklung, Industrie und Gewerbe
Wenn man einen aktuellen Stadtplan von Kassel in die Hand nimmt, moderne Menschen rufen dazu eine digitale Karte im Internet auf, und richtet den Blick auf den Teil der Stadt östlich der Fulda, so fällt sofort ins Auge, dass es außer den Grünzügen entlang der Fulda und der zufließenden Bäche sowie den ausgewiesenen Grünflächen kaum noch unbebaute Flächen gibt. Vor zwei Generationen bot sich noch ein ganz anderes Bild. Die Ortskerne der eingemeindeten Dörfer waren umringt von Feldern und Wiesen. Welche gravierenden Veränderungen zwischen 1945 und 1965 in Bettenhausen stattgefunden haben und wer damit zwangsläufig seinen Hof oder den Gartenbaubetrieb aufgeben musste, soll durch diesen Beitrag ohne Anspruch auf Vollständigkeit festgehalten werden.
Das alte Ackerbauerndorf Bettenhausen hat mit der vorindustriellen Ansiedlung von Mühlen und Handwerksbetrieben an der Losse und durch den Bau der dazugehörigen Mühlgräben sehr früh sein bäuerliches Gepräge verloren. Durch die Schaffung einer neuen Infrastruktur, z.B. den Bau von Eisenbahngleisen, befestigten Straßen und Brücken gingen zunehmend ortsnahe Felder und Gärten verloren.
Nach der Eingemeindung zur Stadt Kassel, in 1906, und der Gründung von Unternehmungen mit großem Flächenbedarf wie die Kasseler Druckerei und Färberei AG, der Kasseler Haferkakaofabrik Hausen & Co, AG, der Zündholzfabrik Otto Miram sowie der Textilfabrik Salzmann & Comp. setzte sich die obengenannte Entwicklung in immer stärkeren Maße fort. Ehemalige Gärten, Äcker und Wiesen in der Nähe des alten Dorfkerns wurden in Gewerbe- und Wohnflächen verwandelt und damit der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Die ansässigen Gärtner und Bauern wurden gezwungen auf die Bewirtschaftung der Flächen in der Ortsrandlage auszuweichen. Eine Entwicklung, die dem Grundgedanken eines arrondierten landwirtschaftlichen Hofes zuwiderlief und die Betreiber finanziell belastete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in Zeiten des Wiederaufbaus und des wirtschaftlichen Aufschwungs, wurde mit Förderprogrammen die Ansiedlung von Gewerbebetrieben in der Stadt Kassel intensiviert. Zur Deckung des damit einhergehenden Flächenbedarfs wandelte man mit Hilfe von Flächennutzungsplänen Ackerflächen, speziell im Kasseler Osten, in Gewerbe- und Siedlungsgebiete um.
Die Situation für die Bettenhäuser Landwirte und Gärtner veränderte sich unverkennbar zum Negativen. Als Gegenmaßnahme startete die hessische Landesregierung ein Programm zur Aussiedlung von landwirtschaftlichen Betrieben auf freiwilliger Basis. Die Hofbetreiber erhielten Ausgleichflächen im Landkreis Kassel und mussten mit ihren Familien in die stadtnahen Dörfer umziehen. Es gab jedoch auch Landbesitzer die sich für eine „moderne Dreifelderwirtschaft“ entschieden. Mit der Fruchtfolge: im ersten Jahr Getreide, im zweiten Jahr Kartoffeln und im letzten Jahr Baugebiet gaben sie ihren Hof auf. Sie lebten zukünftig als Privatier von den Erträgen der gut angelegten Gelder des Verkaufs oder vom Pachtzins ihrer Ländereien.
Heute (2021) gibt es in dem Kasseler Stadtteil Bettenhausen keinen Vollerwerbslandwirt und keinen Gärtner mit eigener Anbaufläche mehr. Die noch erhaltenen Hofstellen, in der Regel Dreiseithöfe, wurden zum Teil modernisiert und für Wohnzwecke umgebaut.
Noch vorhandene landwirtschaftliche Restflächen werden von Landwirten aus den angrenzenden Gemeinden z.B. Niestetal oder Kaufungen bearbeitet. Die langfristigen ökologischen Folgen der gesteigerten Flächenversiegelung sind noch nicht erforscht. Die Bemühungen zur Erhaltung von sogenannten Frischluftschneisen für den notwendigen Austausch von sauerstoffreicherer Luft aus den umliegenden Wäldern stehen erst am Anfang.
Die Ausweisung zusätzlicher Gewerbegebiete hat sich zunehmend auf die Region Nordhessen verlagert, da größere zusammenhängende Flächen innerhalb des Stadtgebiets Kassel nicht mehr zur Verfügung stehen. Umso wichtiger wäre es, die innerhalb der Grenzen der Stadt Kassel (auch in Bettenhausen) liegenden Industriebrachen zu sanieren und einer neuen Nutzung zu zuführen.
Die unten aufgelisteten Landwirte und Gärtner bewirtschafteten noch in der Zeit von 1945 bis ca. 1965 Flächen in Bettenhausen.
Liste der Landwirte und Gärtner, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Betrieb in Bettenhausen eingestellt haben.
- Hördemann, Johannes, Gärtner, Heiligenröder Straße 80, (später Omonsky)
- Keidler, Fritz, kfm. Angestellter, Rinaldstraße 19 (war 1960 nicht mehr als Landwirt aktiv, wahrscheinlich hat er die Ländereien verpachtet)
- Keidler, Paul, Landwirt und Gärtner, Steinbreite 11, war der letzte Markt-Beschicker aus Bettenhausen, ca. 20 Morgen
- Malcomes, Karl, Gärtner, Sanderhäuser Straße 60, (genannt: Schlottenkarle)
- Mentel, Konrad, Landwirt, Dorfstraße (Erfurter Straße) 20, ausgesiedelt vor 1960 nach Rothwesten, ca. 120 Morgen
- Metz, Georg, Gärtner, Osterholzstraße 128,
- Müller, August, Landwirt, Buttlarstraße 14, ca.70 Morgen
- Reinhardt, August, Landwirt u. Gärtner, Ringhofstraße 3, ausgesiedelt 1963 nach Oberkaufungen, ca. 75 Morgen
- Rininsland, Hermann und August, Gärtner, Lossestraße 142, ehemals Bickardt (ursprünglich Picard aus dem Hugenottendorf Mariendorf)
- Schäfer, Karl, Landwirt u. Gärtner, Burgstraße 15, bis in die 1990er Jahre als Gärtner aktiv
- Schweitzer, Georg, Landwirt, Buttlarstraße 16, ca. je 40 Morgen
- Schweitzer, Karl, Landwirt, Buttlarstraße 6, ca. 60 Morgen
- Sinning, Heinrich, Fleischermeister, Ringhofstraße 7, ca. 60 Morgen (hatte 1960 alle Ländereien verpachtet?)
- Stein, Joachim, Gärtner, Heiligenröder Straße 45
- Zufall, Fritz, Landwirt, Dorfstraße (Erfurter Straße) 24, , ausgesiedelt 1961 nach Rothwesten, mehr als 140 Morgen
(Anmerkung: Die angegebenen Flächen hat Hans Römhild geschätzt! Ein preuß. Morgen ist etwa 25 Ar bzw. 2500 Quadratmeter groß)
Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Verfasser ist an Hinweisen zur Ergänzung der Aufzählung interessiert.
Text und Editor: Bernd Schaeffer, April 2021
Quellen:
Kasseläner Klassik, Hrsg. Römhild, Hans, Verlag Schneider und Weber Kassel, 1965, ergänzt durch Namen und Adressen aus dem Kasseler Adressbuch von 1958
Im Anhang finden sie eine Liste der landwirtschaftlichen Betriebe in Bettenhausen, die in 1901 und in 1907 im Kasseler Adressbuch verzeichnet waren.
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Kurzbeschreibung
Wenn man einen aktuellen Stadtplan von Kassel in die Hand nimmt, moderne Menschen rufen dazu eine digitale Karte im Internet auf, und richtet den Blick auf den Teil der Stadt östlich der Fulda, so fällt sofort ins Auge, dass es außer den Grünzügen entlang der Fulda und der zufließenden Bäche sowie den ausgewiesenen Grünflächen kaum noch unbebaute Flächen gibt. Vor zwei Generationen bot sich noch ein ganz anderes Bild. Die Ortskerne der eingemeindeten Dörfer waren umringt von Feldern und Wiesen. Welche gravierenden Veränderungen zwischen 1945 und 1965 in Bettenhausen stattgefunden haben und wer damit zwangsläufig seinen Hof oder den Gartenbaubetrieb aufgeben musste, soll durch diesen Beitrag ohne Anspruch auf Vollständigkeit festgehalten werden.
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