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Der Siebenjährige Krieg im Kasseler Osten

Zeitgenössische Karte über den Kampfverlauf am Sandershäuser Berg

Zeitgenössische Karte über den Kampfverlauf am Sandershäuser Berg
Foto: Falk Urlen

General Contades
General Contades  Foto: @Falk Urlen

Der Siebenjährigen Krieg, der 1756 begann, war - sehr einfach ausgedrückt - ein Krieg zwischen Frankreich und England und ihren Verbündeten. Zu denen gehörte auf der einen Seite Preußen und auf der anderen Österreich. Der englische König war gleichzeitig Kurfürst von Hannover. Zwei Mal wurde Kassel in diesen Zeiten besetzt und jedes Mal spielte der Kasseler Osten, insbesondere der Forst, eine große Rolle und nahm dabei auch Schaden. 1757 lagerten hier über 20000 Soldaten, die - und deren Pferde - verpflegt werden mussten und 1758 auch wieder ca. 8000 Soldaten, die von hier aus ins Gefecht auf dem "Sandershäuser Berg" über Bettenhausen marschierten. Bei diesem Gefecht starben 3000 Soldaten.

Im Grunde war dieser Krieg, der im Jahr 1756 begann, bereits ein Weltkrieg; denn nicht nur in Europa gab es Konflikte zwischen Frankreich und England, sondern auch in Nordamerika.

Feldlager
Feldlager  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Preußen hatte die Provinz Schlesien erobert, welche Österreich zurückerobern wollte. Russland wollte nach Westen expandieren, der englische König war gleichzeitig Kurfürst von Hannover, also musste er auch diese Provinz vor den Franzosen sichern.

Am 15. Juli 1757 war Kassel an den französischen General Contades (Bild links,  Wikipedia "Louis Georges Érasme de Contades") übergeben worden. Seine Truppen, die über die Furt an der „Neuen Mühle“ gekommen waren,  lagerten mit über 20 000 Mann auf dem Forst. „Den 15ten Julii wurde sodann die Residenzstadt Cassel mit einer zahlreichen Garnison besetzt, die übrigen Truppen aber bezogen das nächstgedachter Stadt abgesteckte Lager, woselbst sie mehrentheils, bis gegen Ende der folgenden Wochen ausruheten, hiernächst aber sich, nach und nach, theils im Heßischen ausbreiteten, theils aber in das Hannoverische vorrückten, und sich wieder mit der Haupt-Armee vereinigten.“

Hessische Jäger in Uniform
Hessische Jäger in Uniform  Foto: @Falk Urlen

„Man konnte aber doch,  mit aller ersinnlichen Mühe und  Bereitwilligkeit, nicht verhüten, daß nicht unter anderen vorgefallenen Excessen, unter dem Vorwand, daß kein alt Heu zur Fütterung vorhanden sey, hin und wieder in denen Feldern stark fouragiret [Futter herbeigeschafft] und ganze Feldfluhren zu Grund gerichtet worden wären… Jetzt folgten Reqisitionen auf  Requisitionen [Beschlagnahmen von Sachgütern].“ 1)

Das wird dann im Wesentlichen Waldau und Bettenhausen getroffen haben.

Anfang Juli 1758 wurde Kassel erneut von den Franzosen besetzt. Sie hatten ihren Vormarsch auf Kassel in Hanau begonnen. Graf Johann Casimir von Isenburg-Birstein war beauftragt worden, die Franzosen zu beobachten und ihren Einmarsch in Hessen zu verhindern. Während Isenburg über etwa 6000 Soldaten verfügte, die aber noch keine Kampferfahrung hatten, Invalide und  Milizionäre waren, kämpften unter den Franzosen ca 8000 kampferfahrene Krieger, wobei die Zahlen in verschiedenen Publikationen erheblichen  Schwankungen unterliegen. Wegen dieser Übermacht unter dem Herzog von Brolio musste sich Ysenburg von Marburg über Ziegenhain und Kassel zurückziehen, um bei einer Anhöhe über dem Dorf Sandershausen, dem jetzigen (2018) Industriegelände, sein Lager aufzuschlagen.

Eine Gruppe von Soldaten blieb aber in Bettenhausen zurück. Decker 3) schreibt: „Um, wie man es nennen kann, die Fühlung an der Klinge zu behalten, blieb das Dorf Bettenhausen mit den 200 Hessischen Jägern und 60 Husaren besetzt“. Brolio setzte Isenburg nach, er hatte den Auftrag, diesen „unablässig zu verfolgen, und, wo er Widerstand finden sollte, diesen durch die Gewalt der Waffen aus dem Wege zu räumen, während die Armee in der Entfernung eines Tagesmarsches ihm folgen würde.“ Die Kavallerie der Franzosen lagerte auf dem Forst. Diese hätte die Bettenhäuser Soldaten mit Leichtigkeit besiegen können, bekamen aber nicht den Befehl dazu. „Das Bataillon Isenburg langte glücklich bei Bettenhausen an, die beiden Kanonen placirten sie sehr vorteilhaft neben der Brücke und hielten durch ihr Feuer die feindliche Spitze in achtbarer Entfernung.“

Karte mit Schauplatz der Schlacht
Schauplatz der Schlacht  Foto: @Falk Urlen

Am 23 Juli vormittags verließen die Franzosen Kassel „und gegen Mittag stieß ihre Spitze auf das besetzte Bettenhausen, und da das Dorf zu weitläufig gebaut ist, um von 200 Jägern ohne andere Reserve vertheidigt zu werden, so zogen sich diese hinter den Bach, der in zwei Armen durch das Dorf flißt, und besetzen die Brücken und zunächstliegende Gärten.“2)

Mit den nachgerückten Franzosen kam es am 23. Juli 1758 zur Schlacht am Sandershäuser Berg. Nahe Gut Ellenbach gingen die hessischen und hannoverschen Truppen in Stellung, teils am steilen und bewaldeten Hang zur Fulda, teils im Ellenbacher Grund. Das eigentliche Gefecht begann gegen 15 Uhr. Anfangs konnten sich Isenburgs Truppen behaupten und sogar eine Offensive starten, hatten aber den zahlenmäßig überlege­nen und kampferprobten Franzosen bald nichts entgegen­zusetzen. Am Abend musste sich Isenburg mit der Infanterie über die Fulda nach Münden zurückziehen, während die Kavallerie den Rückzug deckte. Gegen 22 Uhr erreichten die letzten Truppenteile Münden, ohne von den erschöpften Franzosen verfolgt zu werden.

Gefallene Soldaten im Siebenjährigen Krieg (nachgestellt)
Gefallene Soldaten im Siebenjährigen Krieg (nachgestellt)  Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Am 23. Juli 1758 starben bei Sandershausen schätzungsweise 3000 hessische, hannoversche und französische Soldaten. Der Kasseler Osten kam dabei glimpflich davon.

Editor: Falk Urlen, 2018

Literatur:

1) Dr. F. E. Th. Piderith; Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Kassel, Kassel 1844

2) Plans von Zwey und Vierzig Haupt-Schlachten, Treffen und Belagerungen des siebenjährigen Kriegs aus den seltesten und geprüstesten Quellen gezogen, mit den besten Werken über diesen Krieg sorgfæltigst verglichen und herausgegeben unter der Aufsicht von J. F. Roesch ..

3) E. v. Decker; Die Schlachten und Hauptgefechte des siebenjähren Krieges, Berlin, Posten und Bromberg 1836

Schlachtenbilder:
TV-Serie, Die Deutschen, es handelt sich hierbei um preußische Uniformen.

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Kurzbeschreibung

Der Siebenjährigen Krieg, der 1756 begann, war - sehr einfach ausgedrückt - ein Krieg zwischen Frankreich und England und ihren Verbündeten. Zu denen gehörte auf der einen Seite Preußen und auf der anderen Österreich. Der englische König war gleichzeitig Kurfürst von Hannover. Zwei Mal wurde Kassel in diesen Zeiten besetzt und jedes Mal spielte der Kasseler Osten, insbesondere der Forst, eine große Rolle und nahm dabei auch Schaden. 1757 lagerten hier über 20000 Soldaten, die - und deren Pferde - verpflegt werden mussten und 1758 auch wieder ca. 8000 Soldaten, die von hier aus ins Gefecht auf dem "Sandershäuser Berg" über Bettenhausen marschierten. Bei diesem Gefecht starben 3000 Soldaten.

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