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Der Sportclub Schwarz Weiss Kassel 1924 e.V.
- Autor: Wilfried Strube
- Zeit: 1924
- Ort: Unterneustadt
- Vom: 11.01.2021
- Themen: Sport, Parteien, Vereine und Verbände
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg machte sich erneut eine große Sportbegeisterung in Deutschland bemerkbar. Aus dieser Bewegung heraus wurde 1920 in Würzburg die „Deutsche Jugendkraft“ durch Prälat Carl Mosterts ins Leben gerufen.
Am 15. März 1924 wurde auch in Kassel ein DJK-Verein (Verein des katholischen Sportverbandes in Deutschland) gegründet, mit dem Namen Schwarz- Weiss Kassel 1924 e.V.
Er war einer der drei in Kassel entstandenen DJK-Vereine. Die drei Buchstaben DJK stehen für Deutsche Jugendkraft.
Hauptsächlich wurde der Fußballsport betrieben. Wie überall in diesen Anfangsjahren des Fußballsports, mussten die Tore auf ein freies Stück Wiese getragen werden, das als Spielfeld diente. Gespielt wurde damals auf einem Gelände in der Nähe der heutigen „Hessenkampfbahn“. Später verlagerte sich der Spielbetrieb auf die fertiggestellten Sportstätten der „Waldauer Wiesen“, auf denen bis zum Ende des Vereins, Ende der 70er Jahre der Spielbetrieb aufrechterhalten wurde. Der aufblühende Sportverein hatte 1930 durch Erringung der Fußball-Bezirksmeisterschaft seinen ersten Höhepunkt zu verzeichnen. Jäh unterbrochen wurden sportlicher Erfolg und das Vereinsleben mit der Zwangsauflösung durch das Dritte Reich im Jahr 1935. In den Wirren dieser Zeit sind alle Unterlagen des Vereinsgeschehens verloren gegangen. Aus diesem Grunde war es leider nicht möglich, eine lückenlose Vereinsgeschichte zu erstellen. Erst nach dem 2. Weltkrieg fanden sich einige der früheren Sportkameraden wieder zusammen. Diesem Kreis schlossen sich auch ein Paar Sportfreunde aus den früheren Kasseler DJK-Vereinen, Blau-Weiß und Germania an um erneut den Spielbetrieb zu ermöglichen. Die ersten Jahre waren recht schwer und manche Niederlage wurde hingenommen, ohne dass die Freude am Fußballsport darunter litt. Im Gegenteil, der Verein wuchs und sein Name hatte bald wieder einen guten Klang im Sportgeschehen des Kreises Kassel.
Mittlerweile gab es außer Fußball noch eine Handballabteilung, eine Gymnastikgruppe und eine Tischtennisabteilung. Alle Abteilungen erfreuten sich einer regen Beteiligung. Für eine Meisterschaft reichte es zwar nicht mehr, aber mit der Zeit bildete sich ein solider Stamm von Sportlern die tapfer und gern im Sportgeschehen mitmischten.
Vereinslokal war zunächst die in der Unterneustadt beheimate Gaststätte „Zum alten Blücher“, welche sich an der Ecke Blücherstraße/Jahnstraße befand. Die Wirtin war Helga Drzisga. Später mussten wir umziehen, weil die Gaststätte „Zum alten Blücher“ den Betrieb einstellte. Wir waren dann in der „Salztorstraße“ bei der Wirtin Else Kistner, deren Gaststätte sogar einen Saal für Festlichkeiten des Vereins bot. Der Name der Gaststätte ist mir heute nicht mehr geläufig.
Im Jahr 1973, mit 32 Jahren, trat ich nach 3jähriger Fußballpause in den Verein ein, weil mir der Arzt geraten hatte, mich weiterhin sportlich zu betätigen. Ein naher Verwandter sprach mich bei einem Familienfest an und animierte mich, doch dem Verein beizutreten und in der „Alten Herren-Mannschaft“ zu spielen. Er hatte Erfolg und ich stellte nach einiger Zeit fest, dass dort ein großer Zusammenhalt herrschte und kameradschaftlich und menschlich alles passte.Ich wollte zunächst nur in der „Alten Herren“ spielen, aber keine sportlichen Großleistungen mehr vollbringen. Für mich hatten immer mein Beruf und meine Fortbildung im Beruf Vorrang vor dem Sport gehabt, so sollte es auch bleiben. Nach einiger Zeit war ich wieder in guter körperlicher Verfassung. Ab 1974 war ich von meinem Arbeitgeber, der „Neue Heimat Hessen“ in den Altstadtsanierungen in Marburg/Lahn und Bad Hersfeld eingesetzt worden, so dass ich an den Werktagen wenig Zeit zum Trainieren hatte. Der ständigen Reisetätigkeit war ich müde geworden, 4 Tage unterwegs und nur 1 Tag in Kassel das war stressig. Nach Marburg gab es noch keine Autobahn und die Fahrt auf der Bundesstraße 3 war wegen dem regen LKW – Verkehr kein Vergnügen. Als sich mir die Möglichkeit bot, ab 01.07.1977 in Kassel bei meiner früheren Ausbildungsfirma, der GWG der Stadt Kassel als Leiter der Rechtsabteilung meine Tätigkeit fortzusetzen, griff ich zu. Dort wurde sogar ein Betriebssport angeboten (Gymnastik und Tischtennis), so dass ich in kurzer Zeit wieder körperlich fit war. So kam es, dass ich in der „Alten Herren“ meinen Platz gefunden hatte. Der Spielerkreis war in solch einem Verein nicht sehr groß, so kam es auch immer wieder vor, dass man in der Reservemannschaft oder in der I. Mannschaft des Öfteren aushelfen musste. Mein Interesse war aber vorwiegend, am Sonntagvormittag zu spielen und mittags zu Hause zu sein. So bildete sich bald ein Kreis, der genauso dachte und so wurde vom Verein eine III. Mannschaft gemeldet.
In unserer Mannschaft spielten auch vier taubstumme Spieler mit, Opitz, Rudolph, Willius und Drönner. So erlernte ich die Zeichensprache soweit es für die Verständigung mit den Mitspielern notwendig war; nach einer gewissen Eingewöhnungszeit klappte es prima. Vor jedem Spiel wurden die Schiedsrichter entsprechend informiert und manche waren sogar bereit, zusätzlich zur Pfeife eine Fahne zu benutzen, um eine Spielunterbrechung anzuzeigen.
Als Anmerkung zu der Spielerbezeichnung „Alter Herr“ erlaube ich mir nachfolgende Erklärung. Was ist das, ein alter Herr...?
Der Altherren-Fußballer ist eine Mixtur, dessen Analyse schwer, wenn nicht gar unmöglich ist. Er hat von allem ein wenig: Von der Primadonna, von einem Prozesshansel, einem Heldenvater der Bühne, einem (noch immer) Supermann, einem wehleidigen Patienten. Ach was könnte man in Erinnerung an die vielen vergangenen Spiele noch alles aufführen... Im bürgerlichen Leben ist er ein Mann von 35 – 50, also in den besten Jahren (Die Guten sind vorbei, sagt der Spötter). Im Fußball - wo ein wenig mehr körperliche Frische und Fitness verlangt werden als beim Spaziergang mit der Ehefrau und Kind – ist dieser „Mann in den besten Jahren“ ein „Alter Herr“.
Wo bleibt da die Gerechtigkeit, meine Herren?
So lasst uns also weiter das harte Los tragen, unsere Chancen beim anderen Geschlecht sinken zu sehen, wenn sie erfahren, wohin wir am Samstagnachmittag gehen: Zum Altherren-Fußballspiel.
Es ist eine moderne Form des Eunuchentums, zu wissen wie es gemacht wird, aber es nicht mehr zu können. Oder wenigstens nicht mehr wie einst im Mai.
Mit dieser harten Tatsache konfrontiert, wird aus dem liebenswerten Kumpel während eines Fußballspiels oft ein Bösewicht auf Zeit.
Ein Querulant, der sich gegen die Erkenntnis wehrt, dass Theorie und Praxis nicht mehr auf einen Nenner zu bringen sind. Was läge also näher, als dem Mitspieler die Schuld aufzubürden, der in seiner Beschränktheit nicht in der Lage ist, den kühnen, eigenen Plänen und Läufen zu folgen. Was läge näher, als den Schiedsrichter zu schmähen und den Gegenspieler, der schon vor 10 oder 20 Jahren ein Hacker war, all` das Beteiligen, mit denen man eine Stunde später beim Bier zusammensitzt und sich prächtig versteht.
Bereits in der Umkleidekabine verwandelt sich nach dem Spiel der aggressionsgeladene Spieler wieder in einen Kumpel.
Nehmen wir alles ein bisschen leichter, die eigenen und der anderen Fehler. Messen wir unserem geliebten Fußballspiel die Rolle und Bedeutung zu, die es haben soll, nämlich der Gesundheit zu dienen und Spaß an der Freude bereiten!
Auch ein Hobby kann mit Passion und Ehrgeiz – in Maßen – betrieben werden. Und Ehrgeiz, darüber sind wir uns alle einig, muss schon dabei sein.
Autor und Fotos: Wilfried Strube, 2020
Editor: Joachim Schmidt, Januar 2021
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Kurzbeschreibung
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