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Die Anatomie - Theatrum Anatonicum -
- Autor: Gerhard Böttcher
- Zeit: 1750-1799
- Ort: Unterneustadt
- Vom: 26.05.2014
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Die Anatomie befand sich 1776 noch im Kunsthaus und war eine Einrichtung des „Collegium Carolinum”. Das neue Anatomiegebäude, ursprünglich als Dienstwohnung für den Platzmajors bestimmt, befand sich am Leipziger Tor. Samuel Thomas Soemmering wirkte als Professor und Anatom in der Zeit von 1779 bis 1784 am Anatomischen Theater.
Die Anregung ein Anatomisches Theater zu bauen, kam Friedrich II., während seiner Italienreise 1776, nach einer Besichtigung des Anatomischen Theaters in Bologna. Er beauftragte Simon Louis dy Ry, das Haus für den Platzmajor noch während der Bauphase umzugestalten. Das Gebäude wurde am 14. August 1779 eingeweiht. Die klinische Ausstattung des Theatrum besorgte der Professor Samuel Thomas Soemmerring, der von seinem Freund Professor Georg Forster, dem Landgrafen empfohlen wurde. Das Haus am Leipziger Platz No. 9, ab 1802 Unterneustädter Kirchplatz, war das erste anatomische Institut in Deutschland. Es besaß eine Art Bühne mit einem schwenkbaren Seziertisch auf der die „Zergliederungs-Kunst” den Studenten und auch einem zahlenden Publikum auf den höher liegenden Zuschauer Rängen zelebriert wurde.
Mit dem 1763 gegründeten Findelhaus und der ersten Babyklappe auf dem europäischen Festland, sowie dem Accouchierhaus Ausbildungsstätte für Geburtshelfer, bestand eine unmittelbare Verbindung. Die zahlreichen Totgeburten im Accouchierhaus wurden für wissenschaftliche Untersuchungen an die Anatomie geliefert.
Soemmerrring selbst wohnte in seiner Kasseler Zeit (1779-1784) in der Anatomie. In dieser Zeit hinterließ Soemmerring 270 Präparate die bis auf das Elefantenskelet, nach dem Abriss der Anatomie (1787) und dem original getreuen Wiederaufbau in Marburg, in die dortige Universität übergingen. Der sogenannte „Goethe-Elefant”, prägt die Beziehung Goethe zu Kassel durch dessen wissenschaftliche Abhandlung über den Zwischenkieferknochen. 1783 besuchte Goethe die Anatomie mehrmals und bat 1784 Soemmerring, ihm den Elefantenschädel nach Eisenach und Weimar auszuleihen.
Als 1783 die Nachricht durch die „Fürstl. Hessen-Casselische Staats- und Gelehrten Zeitung” vom ersten Ballonversuch der Gebrüder Montgolfier, in Kassel bekannt wurde, erweckte das auch die Aufmerksamkeit von S.T. Soemmerring und seines Freundes Georg Forster, der in der Leipziger Straße wohnte. Beide mit dem Göttinger Pysiker C.G. Lichtenberg bekannt, experimentierten sogleich in der Anatomie, um einen Wasserstoffballon im Kleinen nachzuahmen. Für einen Versuch standen ihnen hier alle physikalischen und chemischen Möglichkeiten zur Verfügung. Am 30. September hatten sie einen Kubus von 85 cm Durchmesser fertiggestellt, als ein fremder Besucher den Anatomiesaal betrat. Es war Goethe, der zur Anatomie gekommen war um Soemmerring kennenzulernen und ihn in den nächsten Tagen regelmäßig besuchte.
Soemmerring schrieb später: „Der gute Mann half mir noch füllen, allein die Übereilung machte den Versuch nicht gelingen”.
Der erste Versuch der im Zimmer stattfand misslang. Am 18. November fand ein weiterer Versuch im Freien statt, „Eine Blase voll inflammabler Luft stieg hoch, daß sie den Blicken entschwand”, heißt es in dem Bericht der Zeitung „Petites affiches de Cassel”.
"Am Unterneustädter Kirchplatz - im Garten der Anatomie, der zur Dienstwohnung des Professors gehörte, ist jedenfalls die Stelle zu suchen, von der aus Soemmerring den ersten Ballon in Kassel steigen ließ. Es ist auch der erste in ganz Deutschland, soweit wir wissen." Zitat: Robert Friderici ehemaliger Leiter des Stadtarchivs
Seit 2005 befindet sich an dem Standort der ehemaligen Anatomie am Unterneustädter Kirchplatz neben der gleichnamigen Haltestelle das QVC-Gebäude .
Text: Gerhard Böttcher, März 2013
Editor: Erhard Schaeffer, Mai 2014
Quellen:
- Stadtarchiv Kassel
- Samuel Thomas Soemmering, Stadtsparkasse Kassel
- Simon Louis du Ry, Stadtsparkasse Kassel
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Kurzbeschreibung
Die Anatomie befand sich 1776 noch im Kunsthaus und war eine Einrichtung des „Collegium Carolinum”. Das neue Anatomiegebäude, ursprünglich als Dienstwohnung für den Platzmajors bestimmt, befand sich am Leipziger Tor. Samuel Thomas Soemmering wirkte als Professor und Anatom in der Zeit von 1779 bis 1784 am Anatomischen Theater.
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