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Die Burg zu Waldau - Raubschloss, Kloster oder Wasserburg?
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1400-1449
- Ort: Am Försterhof
- Vom: 05.07.2011
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Berichte von einem Raubschloss oder Kloster zu Waldau, dass vor dem Leipzigertor an der Straße nach Nürnberg lag, sind ohne geschichtliche Grundlage. Vielmehr stand in dem Dorfe eine landgräfliche Wasserburg, die als Vorwerk des fürstlichen Renthofes in Cassel betrachtet wurde. In ihrer Gesamtanlage glich die Burg zu Waldau dem 1476 vom Landgrafen Heinrich III. neu erbauten Schloss zu Friedewald und war wie dieses von einem breiten Wassergraben umgeben.
Die Wasserburg in Friedewald bei Bad Hersfeld ist in seinen wesentlichen Teilen mit den vier Rundtürmen, den Resten eines Palas und dem Innenhof mit Brunnen als Ruine noch erhalten. Umgeben von einem breiten Wassergraben, lässt sich anschaulich erkennen wie die Burg zu Waldau ausgesehen haben könnte.
Die Burg zu Waldau bestand nachweislich seit Anfang des 15. Jahrhunderts. In einem Teil hatte der landgräfliche Jägermeister Henne Fleck 1463 seinen Wohnsitz, nachdem die Burg unter Landgraf Wilhelm I. ihre strategische Bedeutung für den Casseler Renthof verloren hatte. 1484 übergab Wilhelm „die Kemnade zu Walde“ seiner Schwester Anna mit ihren Äckern, Wiesen und Gärten als Dank für die Dienste an seiner Mutter, der Landgräfin Mechthilde. Philipp der Großmütige verkauft das Anwesen mit Rückkaufrecht und gestattet den neuen Besitzern, den Schlossbau um eine oder zwei Scheunen zu erweitern. 1598 wurde das neue Wohnhaus des Falkners zu Waldau gebaut. In ihm wohnte die Familie von Stockheim.
Größere Absichten mit dem Bau hatte Moritz der Gelehrte (1592-1627). Er machte eine Bestandsaufnahme. Danach hatte die alte Anlage die Form einer Wasserburg. Ein breiter Graben mit Zufluss aus dem Waldbach (dem heutigen Wahlebach) umgab die Mittelinsel umschlossen von einer Mauer mit vier runden Ecktürmen. Der Zugang erfolgte über Brücken auf der Ost- und der Westseite durch Mauertore. Die Mitte nahm der eigentliche Wohnbau, ein Massivbau, der durch Fachwerkwände in zwei Nebengebäude geteilt war, ein. Er zeichnete selbst Entwurfsskizzen für die Umnutzung zum Jagdschloss. In der Regentschaft Moritz des Gelehrten wurde ein Teil des Grabens verfüllt und an das Falknerhaus anstoßende private Gebäude dazugekauft. Ebenfalls entstanden Jagdhundeställe, aber der Ausbau zum Jagdschloss als Vierflügelbau im Stil eines herrschaftlichen Renaissancebaues und mit geräumiger Hofanlage nach seinen Entwürfen erfolgte nicht.
Bei der Belagerung Kassels im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurden die Burg und das Falknerhaus zerstört. Reste der alten Burg wurden abgebrochen, ohne dass Pläne für einen Neubau vorlagen. Die Steine dienten z. T. zum Ausbau des Schlosses Weißenstein (Schloss Wilhelmshöhe).
Ein Neubau eines Jagdadjutantenhauses auf den alten Fundamenten unter Einbeziehung der Südmauer und den beiden Ecktürmen mit einem Aufbau aus Fachwerkwänden erfolgte erst 1728. Unter Landgraf Karl wurde das Jägerhaus in der Unterneustadt überflüssig. und in das benachbarte Waldau verlegt. Das dortige Jagdzeughaus nebst Jäger- und Falkonierhof in der Straße nach Cassel (heutige Nürnberger Straße) lag näher am Forst als das in den engen Gassen gelegene Jägerhaus. Die Reste des Grabens wurde gänzlich verfüllt. Ein neuer Zwinger entstand 1733 und ein neuer Hundestall 1736. Bis zum Jahr 1767 war der Jägerei- und Falknerhof noch im Gebrauch. Es wurden die Hunde zur Parforcejagd (Form der Hetzjagd), als auch die Falken zur Reigerbeitze (Vogeljagd) abgerichtet und "aufbewahrt".
Heute ist von der Burg lediglich die Südmauer der Umwehrung in einer Länge von 26 m mit den beiden Ecktürmen und den Anschlussstücken der Ost- und Westmauer erhalten. Die spärlichen etwa 3 m hohen Türme dienten beim Bau der Försterei als massives Untergeschoss des Fachwerkbaues. Nur eine vermauerte Schießscharte am Ostende der Südmauer, eine nicht mehr offene Tür, sowie die schmalen teilweise zugesetzten Öffnungen des Eckrondells scheinen dem Ursprung anzugehören. Das Gebäude ist nun unter Wahrung des Denkmalschutzes restauriert und zu Wohnzwecken ausgebaut worden. Die Anschrift, "Am Försterhof", weist auf die ehemalige Nutzung hin.
Wenn Sie mehr zum Schloss Friedewald und die Wasserburg im Kreis Herfeld-Rotenburg wissen wollen, können Sie sich eine Info im Anhang dazu downloaden.
Editor: Erhard Schaeffer, 2011
Quellen:
- Gesamtanlage Orstkern Waldau , Denkmalbuch der Stadt Kassel, 1979
- „Die Burg zu Waldau“, Hessenland 1907, Ernst Wenzel Wilhelmshöhe
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Kurzbeschreibung
Berichte von einem Raubschloss oder Kloster zu Waldau, dass vor dem Leipzigertor an der Straße nach Nürnberg lag, sind ohne geschichtliche Grundlage. Vielmehr stand in dem Dorfe eine landgräfliche Wasserburg, die als Vorwerk des fürstlichen Renthofes in Cassel betrachtet wurde. In ihrer Gesamtanlage glich die Burg zu Waldau dem 1476 vom Landgrafen Heinrich III. neu erbauten Schloss zu Friedewald und war wie dieses von einem breiten Wassergraben umgeben.
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