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Schule "Am Lindenberg" in Forstfeld
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 1949
- Ort: Schule Am Lindenberg
- Vom: 25.10.2021
- Themen: Stadtentwicklung, Schulen und Kindergärten
Die Schule Am Lindenberg hieß zunächst Schule Am Togoplatz. Ab 1950 fand Unterricht in einer Baracke des "Junkers-Lager", im Volksmund Lettenlager, als Filiale der Bürgerschule Rinaldstraße, statt. Ab 1953 war der erste Bauabschnitt am Togoplatz fertig, 1955 ein weiterer. Für fast 800 Kinder standen 14 Räume zur Verfügung, 1956 kam noch die Turnhalle dazu. Bis 1977 war die Schule eine Grund- und Hauptschule. Ab August 1980 war sie eine reine Grundschule.
In einer Festschrift schrieb 1956 der damalige Schulleiter Dietrich: ''Die Bürgerschule 'Am Togoplatz' ist die jüngste der drei Volksschulen im Stadtteil Bettenhausen. Das schnelle Wachstum der am Ostrand Bettenhausens sich ausdehnenden Siedlungen (Lindenberg, Erlenfeld usw.) drängte schon gleich nach Beendigung des zweiten Weltkrieges zu einer Lösung der Schulfrage. 1949 pachtete die Stadtschulverwaltung eine am Forstbachweg gelegene Baracke der ehemaligen Junkerswerke und baute sie für Schulzwecke um. Ab Ostern 1950 wurden in den entstandenen sechs Klassenräumen die Grundschulkinder des Bezirks unterrichtet [Das kann nicht stimmen: nach Aussage von Zeitzeugen gab es in der Baracke 2 Klassenräume und eine Lehrerwohnung]. Die neue Schule blieb vorläufig als Filialschule mit der Bürgerschule Rinaldstraße (Bürgerschule 25 bzw. Losseschule) verbunden.
Der Plan, den Siedlungen eine eigene Schule mit eigenem Schulgebäude zu geben, blieb bestehen. Im Februar 1953 konnte der erste Bauabschnitt fertiggestellt und der neu errichtete Schulpavillon mit acht Klassenräumen bezogen werden. Die Schule erhielt den Namen "Am Togoplatz". Die Freude war groß, und doch war das Haus viel zu klein für die herbeiströmende Kinderschar. Für 789 Kinder in 24 Klassen standen nunmehr 14 Räume (einschließlich der in der Baracke am Forstbachweg) zur Verfügung. Das bedeutete Schichtunterricht mit all' seinen Unannehmlichkeiten und Nachteilen. Kinder, Eltern und Lehrer hofften auf den Weiterbau, und diese Hoffnung wurde erfüllt. Am 1. April 1955 bezogen wir den inzwischen fertiggestellten Hauptbau, der neben 10 Klassenräumen uns auch einen vorzüglich ausgestatteten Physikraum und eine moderne Schulküche schenkte.
Gesamtanlage und Einrichtung der neuen Schule sind mustergültig und machen die Arbeit für Kinder und Lehrer schöner und freudiger. Wenn in diesem Jahre die Turnhalle entsteht und, so hoffen wir, dass im nächsten Jahr der dritte Bauabschnitt in Angriff genommen wird, dann ist dem Bezirk mit dem Gesamtschulbau eine ideale Erziehungs- und Kulturstätte geschenkt worden. Sie mit dem rechten Geist zu füllen, in ihr das Wahre, Edle und Schöne zu pflegen, soll und wird Aufgabe aller derer sein, die in dieser Schule wirken dürfen."
Dr. Günther Schnell schreibt in einer Ausgabe der Forstfelder kleinen Zeitung:
Man mag es kaum glauben, aber vor 30 Jahren sorgte ein Artikel in der Boulevard-Zeitung "Neue Revue" für Aufsehen in ganz Deutschland - und dabei hatte es so harmlos mit einem Artikel in der Hessischen Allgemeinen am 28. November 1967 begonnen. Dort war unter der Überschrift "Die meisten Kinder sind unterernährt" zu lesen, daß über die Hälfte der 523 Kinder, die damals die Schule Am Lindenberg besuchten, unterernährt seien. Dies war die Antwort auf eine Anfrage des SPD-Stadtverordneten Wilhelm Asbrand. Die Untersuchung ergab ferner, daß 200 der Schulkinder nur zwei warme Mahlzeiten in der Woche erhielten und 264 ein Untergewicht von mehr als einem Kilogramm hatten. Die Forderung von Seiten der Politik: Die Schule Am Lindenberg müsse zu einer Ganztagsschule umgestaltet werden, was einen Zuschuß von 90.000 DM pro Jahr und mindestens sechs weitere Lehrkräfte erforderlich machen würde. Dies hatten 80 % der Eltern schon drei Jahre vorher befürwortet, geschehen war jedoch noch nichts.
Wie dieser Artikel der "Neuen Revue" zur Kenntnis gelangte, läßt sich nicht mehr so recht feststellen, fest steht jedoch, daß in der Ausgabe Nr. 51 vom 17. Dezember 1967, also gerade passend zur Weihnachtszeit, unter dem Titel "Die Kinder von Kassel" breit und mit zahlreichen Bildern über die Schule Am Lindenberg berichtet wurde. Dort heißt es: "Wir beweinen die von Napalmbomben verbrannten Kinder von Vietnam. Wir bedauern die Skelette der halbverhungerten Kinder in Indien. ... Wir - die Deutschen, die 1967 fast zwei Milliarden Mark für die Entwicklungshilfe ausgaben, weil wir glauben, den Hilfsbedürftigen fremder Länder durch Kredite, Maschinen und Lebensmittel unter die Arme greifen zu müssen. Wir sollten uns mehr um das Entwicklungsland Deutschland kümmern. Um Kinder, die in unserem vielgepriesenen Wohlfahrtsland in Baracken leben, in viel zu engen Betten mit Geschwistern schlafen, hungrig in die Schule gehen, selten ein warmes Mittagessen bekommen. Die auf dem Schulhof ohnmächtig werden, weil ihre Mütter sie nicht pflegen und ernähren können."
Harte Worte also, die ihre Wirkung in der Weihnachtszeit nicht verfehlten. Da die "Neue Revue" auch gleich zu einer Paketaktion aufrief, rollten ab dem 20. Dezember bis weit in das Jahr 1968 hinein ganze Paketberge auf das Forstfeld zu.
Die Verteilung bereitete anfangs Schwierigkeiten, wollte man doch nur den wirklich Hilfsbedürftigen die Gaben zukommen lassen. 30 bis 40 Pakete waren es täglich, die in den Anfangstagen der Aktion eintrafen, und mit mehreren hundert Briefen wurde den Spendern gedankt (Hessische Allgemeine vom 23.Dezember 1967: ''Paketflut rollt zum Lindenberg"). Im Januar 1968 wurde noch einmal Fazit in der "Neuen Revue" gezogen: ''Soviel Hilfe haben wir noch nicht erlebt".
Auch die Stadt reagierte nun schnell. Noch im Februar 1968 beschloß der Magistrat, die Schule Am Lindenberg in eine Ganztagsschule umzuwandeln, und am 9.Oktober 1968 war es soweit: Zusammen mit den Schülern probierte der Oberbürgermeister Dr. Branner das erste Essen aus der Schulküche. Wenn auch zu Beginn nur 180 Kinder an dem Essen teilnehmen konnten - die erste Kasseler Ganztagsschule war geboren.
Generationen Forstfelder Kinder kennen diese Skulptur vor dem Haupteingang der Schule Am Lindenberg. Bildhauer Heinz Wiegel formte diese Plastik bei der Lauckhardtschen Zementwarenfabrik in Weimar bei Kassel. Wiegel will mit dieser Plastik, bei der eine Bärenmutter ihr Junges zwischen den Tatzen schützt, "Kunst und Vokstümlichkeit vereinen...auf der Plastik sollen die Kinder der Togo-Schule herumklettern und herumrutschen können". Die Plastik wiegt 60 Zentner und ist 1,85 m lang und 1,60 m hoch (Quelle: HA Juli 1955).
Editor: Falk Urlen, Oktober 2021 nach der aufgelösten Website "www.forstfeld.de"
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Kurzbeschreibung
Die Schule Am Lindenberg hieß zunächst Schule Am Togoplatz. Ab 1950 fand Unterricht in einer Baracke des "Junkers-Lager", im Volksmund Lettenlager, als Filiale der Bürgerschule Rinaldstraße, statt. Ab 1953 war der erste Bauabschnitt am Togoplatz fertig, 1955 ein weiterer. Für fast 800 Kinder standen 14 Räume zur Verfügung, 1956 kam noch die Turnhalle dazu. Bis 1977 war die Schule eine Grund- und Hauptschule. Ab August 1980 war sie eine reine Grundschule.
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