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Ein Schattendasein
- Autor: Bernd Schaeffer
- Zeit: 1988
- Ort: Dorfplatz an der Losse
- Vom: 24.06.2016
- Themen: Bildende Kunst/Ausstellungen, Künstler, Chronisten und Biografen
Beim Gang über den neugestalteten Dorfplatz in Bettenhausen findet man an einer schattigen Stelle nahe der Losse eine abstrakte Plastik. Da am Aufstellungsort keine Tafel mit Name und Beschreibung des Objektes zu sehen ist, hat sich der Autor über Internet und Zeitungsartikel kundig gemacht, um das Geheimnis des Kunstwerkes zu lüften.
Im Rahmen der Dritten Kasseler Bildhauerwerkstatt, 1988, wurde der Ostberliner Künstler Siegfried Krepp (*1930 Lauchhammer, † 2013 in Berlin) engagiert, um während einer dreiwöchigen offenen Bildhauerwerkstatt auf dem Bettenhäuser Dorfplatz eine Skulptur anzufertigen. Mit großem Aufwand wurde Mitte August 1988 ein Block (220 x 100 x 100 cm) fränkischen Muschelkalks unter Anleitung des Künstlers auf dem Platz abgelegt. Nach dreiwöchiger harter Arbeit konnte das Werk am 10. September 1988 präsentiert werden. Auf seiner Homepage nennt es der inzwischen verstorbene Siegried Krepp einfach „Fluss“. Die Bettenhäuser Bevölkerung konnte die abstrakte Figur lange Zeit nicht als Kunstwerk einordnen, sehr schnell war der Spitzname „Robbe“ im Umlauf. Ärgerlicher war auch die Auseinandersetzung zwischen dem Künstler und den örtlichen Gremien. Nachdem die ARGE Bettenhausen über Spenden den Kaufpreis von etwa 10.000 DM aufgebracht hatte, dauerte es fast zehn Jahre bis nach einer nicht enden wollenden Diskussion der „richtige“ Sockel und ein „passender“ Standort für die Skulptur gefunden wurde.
Es hat den Anschein, dass die Bettenhäuser inzwischen mit dem Kunstwerk ihren Frieden geschlossen haben. Kaum beachtet fristet die 205 x 80 x 80 cm große Figur ein Schattendasein am Rande des Dorfplatzes in der Nähe der Losse. Auch die anfängliche Graffiti-Wut hat nachgelassen. Was der Plastik zu gönnen wäre, ist eine Tafel mit der Beschreibung, wer sie geschaffen hat und wie sie heißt!
Wer war Siegfried Krepp?
Siegfried Krepp wurde am 3. Juli 1930 in Lauchhammer in der Oberlausitz 60 km nördlich von Dresden geboren. Nach Verwaltungslehre und Tätigkeiten als Maschinenschlosser und Dekorateur begann er 1951 ein Kunststudium u.a. an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ostberlin. Von 1958 bis 1960 war er Meisterschüler bei Fritz Cremer an der Akademie der Künste. Von 1958 bis zum Untergang der DDR in 1990 war er Mitglied im Verband Bildender Künstler.
Zu Krepps wichtigsten Arbeiten gehören die Relief-Stele zum Denkmal deutscher antifaschistischer Spanienkämpfer im Volkspark Friedrichshain (1966–1969), die Reliefgestaltung am Südportal des Berliner Doms (1978–1984, eingebaut 1992) und das Meister-Eckhart-Memorial an der Erfurter Predigerkirche (1991–1998). Studienreisen führten ihn nach Bulgarien, Rumänien, Polen, die Sowjetunion, Italien, Finnland und Frankreich.
Seine bildhauerischen, stadtgeschichtlich oft sehr bedeutenden Arbeiten im öffentlichen Raum sind an zahlreichen Plätzen Berlins und in anderen Städte zu finden.
„Mir war das Bemühen um persönliche Integrität gegenüber alles vereinnahmenden Bedingungen vergangener Jahre immer wichtig. Diese beiden Ansätze waren und sind es vermutlich, die mich das, was ich denke und fühle, in Bildhauerei haben umsetzen lassen. Sie haben mich geradezu dazu gezwungen, mir einen Kopf über Probleme zu machen, die mein und das Leben anderer wesentlich beeinflußten. Daraus Plastik zu machen ist eine Schwierigkeit. Wer aber hat sie nicht, wenn für ihn Herausforderungen der Zeit unausweichlich sind. Oft haben sich für mich diese Probleme als die gleichen erwiesen, wie sie für Generationen vor uns bestanden; eine Sisyphosarbeit also und eine, die einen merkwürdigerweise dennoch erfüllt.“
(S. Krepp im Oktober 1989)
Arbeiten von ihm befinden sich unter anderem im Besitz der Nationalgalerie Berlin.
Siegried Krepp starb am 23. Oktober 2013 in Berlin.
Autor und Editor: Bernd Schaeffer, Juni 2016
Quellen:
- Internet: siegfried-krepp.de, aufgerufen 23.06.2016
- HNA Ausgaben: 1988-08-19, 1988-09-12, 1994-09-13, 1995-04-04, 1997-10-24.
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Kurzbeschreibung
Beim Gang über den neugestalteten Dorfplatz in Bettenhausen findet man an einer schattigen Stelle nahe der Losse eine abstrakte Plastik. Da am Aufstellungsort keine Tafel mit Name und Beschreibung des Objektes zu sehen ist, hat sich der Autor über Internet und Zeitungsartikel kundig gemacht, um das Geheimnis des Kunstwerkes zu lüften.
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