Logo von Erinnerungen im Netz

Einführung der Reformation in der Neustädter Kirchengemeinde

Der Plan zeigt die Kirche mitten in der Unterneustadt 1646

Magdalenenkirche auf Merian Plan von 1646
Foto: Kirchgemeinde Kassel-Mitte, Pfarrbezirk Unterneustadt

In der katholischen Magdalenenkirche auf dem Marktplatz der Unterneustadt, ab 1794 Holzmarkt, wurde 1521 erstmalig die Messe in deutscher Sprache gehalten und das Abendmahl in beiderlei Gestalt gespendet. Diese Reformation war schließlich die Geburtsstunde der evangelischen Kirchengemeinde Kassel. Das Bekenntnis war lutherisch geprägt. Die erste derartige Messe hielt Pfarrer Johannes Kyrchan / Erhardi ,* 1491 Kirchhain, † 29.9.1572 Kassel, genannt Kirchhain, Pfarrer in der Neustadt von 1520-1572. Erst 1526 wurde unter Landgraf Philipp die Reformation offiziell eingeführt.

Philipp Melanchthon, Gemälde von Lucas Cranach 1543
Philipp Melanchthon, Gemälde von Lucas Cranach 1543  Foto: Kirchgemeinde Kassel-Mitte, Pfarrbezirk Unterneustadt

Der vorzeitige Schritt dieser frühen Einführung der Reformation beruht auf der freundschaftlichen Beziehung Kirchhains zum Reformator Philipp Melanchthon (*1497-†1560). Melanchthon selbst hielt in der Magdalenenkirche Predigten und auch eine Taufe ab, deren Ablauf in den Analen von Pfarrer Gonnermann (von 1888-1893) in der Zeitschrift Hessenland 1917 veröffentlicht wurde.

Der Reformator hat, wie erzählt wird, seinem Gastfreund einst ein Kindlein aus der Taufe gehoben und ihm ein Horoskop gestellt. Bei der Taufrede hat er dann rühmend betont, dass sein Patenkind ein großer Feldmarschall werde. Doch die ein wenig entrüstete Mutter bedeutete ihm, dass sein Patenkind doch ein kleines Mädchen sei, worauf Melanchthon abermals die Sterne nach dem Schicksal seines Patchens befragte und betrübt erklärte, das Kind werde als Jungfrau von 21 Jahren sterben.

Glücklicherweise ist die Prophezeiung nicht wahr geworden.

Die Unterneustädter Kirchengemeinde besitzt zwei von Melanchthon lateinisch, verfasste Bücher, die Pfarrer Kirchhain als Gastgeschenk von Philipp Melanchthon damals überreicht wurden.

Bereits Pfarrer Reinhard Hefenträger (Trygophorus),* 1519 Fritzlar, † 1595, Begräbnisort: Kassel-Altstadt, 1573-1584 Pfarrer in der Unterneustädter Gemeinde, teilt 1573 in der Magdalenenkirche beim Heiligen Abendmahl, statt der Hostie, Brot aus. Die allgemeine Einführung in der Landgrafschaft Hessen erfolgte erst 1605 durch Landgraf Moritz, der auch die Magdalenenkirche der französischen reformierten Gemeinde als Predigtstätte zuwies. Ihr erster Pfarrer war Nicolaus de Marbais.

Lateinische Urkunde aus dem Staatsarchiv Marburg
Lateinische Urkunde aus dem Staatsarchiv Marburg   Foto: Staatsarchiv Marburg

In einer lateinischen Urkunde aus dem Staatsarchiv Marburg ist über die erste Predigt in deutscher Sprache in Kassel zu lesen:

Concionatores 1576 (Prediger/Volksredner)

Die ersten neuen Apostel

1. Der Kirchhainer Johannes Eckardi ist der erste evangelische Prediger gewesen, hat sich auch als Feldprediger bei Ihrer Fürstlichen Gnad, Landgraf Philipp gebrauchen lassen. Hat im Jahr des Herrn 1521 zuerst eine deutsche Messe in der Neustädter Kirche gehalten. Ist im Jahre des Herrn 1572 gestorben.

2. Reinhard Trygophorus [?] Neuer Prediger ab 1573.

Text: Gerhard Böttcher

Editor: Erhard Schaeffer, Februar 2014

Quelle:

Wo spielt dieser Beitrag?

Kurzbeschreibung

In der katholischen Magdalenenkirche auf dem Marktplatz der Unterneustadt, ab 1794 Holzmarkt, wurde 1521 erstmalig die Messe in deutscher Sprache gehalten und das Abendmahl in beiderlei Gestalt gespendet. Diese Reformation war schließlich die Geburtsstunde der evangelischen Kirchengemeinde Kassel. Das Bekenntnis war lutherisch geprägt. Die erste derartige Messe hielt Pfarrer Johannes Kyrchan / Erhardi ,* 1491 Kirchhain, † 29.9.1572 Kassel, genannt Kirchhain, Pfarrer in der Neustadt von 1520-1572. Erst 1526 wurde unter Landgraf Philipp die Reformation offiziell eingeführt.

© Copyright 2018-2024 - Land Hessen