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Eingemeindung des Dorfes Bettenhausen
- Autor: Geschichtskreis "Bettenhausen früher und heute"
- Zeit: 1906
- Ort: Altes Bürgermeisteramt
- Vom: 19.03.2009
- Themen: Stadtentwicklung, Bedeutende Persönlichkeiten
Mit der Eingemeindung von Bettenhausen im Jahr 1906 verliert das Dorf Bettenhausen durch Aufnahme in die Residenzstadt Cassel seine Eigenständigkeit. In einem Rückblick wird die über 760jährige Geschichte des Dorfes berichtet.
Als der letzte Bürgermeister von Bettenhausen, Landwirt Philipp August Müller, am 31. März 1906 seine Diensträume am Dorfplatz schloss, ging eine 761jährige Geschichte der selbstständigen Gemeinde Bettenhausen zu Ende. Am 1. April 1906 übernahm die Residenzstadt Kassel die Verwaltung von Bettenhausen.
Das vorletzte "Alte" Bürgermeisteramt befand sich im Privathaus des Landwirts, Bürgermeister und Standesbeamten Philipp August Müller in der Oberen Dorfstraße 23, heute Burgstraße 12. Ab ca. 1904 bis zum Tag der Eingemeindung am 1. April 1906 wurden die Räume des 1817 als Schulhaus errichteten Gebäudes am Dorfplatz in der Unteren Dorfstraße 66, heute Erfurter Straße 8, als letztes Bürgermeisteramt genutzt. Die letzte Gemeinderatssitzung fand am 19.03.1906 in Anwesenheit aller 24 Gemeindevertreter im Bürgermeisteramt am Dorfplatz statt. Der letzte Bürgermeister August Müller verlohr seine Ämter und war wie zuvor nur noch als angsehener Landwirt im neuen Stadtteil tätig. Er verstarb 1933 und fand in der Familiengrabstätte auf dem Bettenhäuser Friedhof, auf der auch seine Ehefrau Anna begraben wurde, seine letzte Ruhestätte.
Mit sicherer und eindeutiger Jahreszahl ist Bettenhausen (Bethnehüsun) erstmals in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Heinrich I. für das Chorherrenstift Weißenstein vom 31. August 1145 genannt. Dort bekundet er weitere Veränderungen im Güterbesitz des Klosters, danach haben Propst und Brüder zum Nutzen des Klosters 3 1/2 Hufen (1 Hufe = 30-33 Acker) in Bettenhausen (Bethnehüsun) mit ihrem Gelde von den Brüdern von St. Alban zu Mainz gekauft.
Das Dorf Bettenhausen gehörte mit zu den jüngsten Siedlungen unser Heimat. Es ist jene Gruppe von Ortsnamen auf -hausen mit einem entsprechenden vorgesetzten Eigennamen, wie sie gerade auch in Kasseler Raum neben älteren Siedlungen reichlich vorkommen. Man braucht nur an Ortsnamen, Vollmarshausen und ähnlich gebildete Namen zu denken. Man bringt den Namen Bettenhausen am ehesten zusammen mit dem Eigennamen der noch heute in Kassel und Umgebung als Familienname vorkommt. Evtl. stammt die Ableitung aber von den drei Bethen: Wilbeth, Barbeth und Anbeth, die alle drei germanische Göttinnen waren. Über der früheren Kultstätte wurde einst die Kirche von Bettenhausen errichtet. Heute noch zu sehen in der Kirche, sind drei Köpfe als Türkeilsteine gehauen.
Gründe der Eingemeindung
Um 1300 zählte Bettenhausen ca.150 Einwohner, in 1825 waren es bereits 881 Einwohner und 107 Häuser und am Tag der Eingemeindung immerhin schon 4255 Einwohner in 230 Häusern. Auf der Grundlage alter Metallgewerbe an der Losse war hier mit dem Bau der Kassel-Waldkappeler Bahn und der Anlage des Kasseler Fuldahafens dicht an der Grenze zu Bettenhausen um 1900 eine starke Industrie entstanden. Auch die Einwohnerzahl war von 3006 auf 4059 im Jahr 1905 angewachsen. Dies und ebenso, ja vor allem die Frage der geordneten Kanalisation, forderte eine gebieterische Vereinigung beider Gemeinden. Die schmutzigen, vielfach mit Chemikalien vermischten Fabrikabwässer, wurden in dieser Zeit unmittelbar in die Losse und die sonstigen die Gemarkung durchfließenden Bäche und Gräben ohne jede Klärung abgeführt. Die Probleme waren nur durch den Anschluss an das Kasseler Kanalisationsnetz zu lösen, in dem nämlich die "Bettenhäuser Abwässer" in die Kasseler Kläranlage geleitet, gereinigt und dann der Fulda zugeführt werden konnten.
Unter diesen und anderen Umständen stimmte am 08. März 1905 der Gemeinderat und am 08. Juni die Gemeindevertretung von Bettenhausen sowie am 18. November der Magistrat der Residenzstadt Cassel mit Unterschrift einer Vereinigung beider Gemeinwesen zu.
Für die "kleinen Leute" ergaben sich durch die Angliederung an Kassel einige Vorteile. Gemeindesteuerfreiheit für die Steuerpflichtigen der beiden unteren Steuerklassen, Wegfall der Feuerwehrabgabe und des sog. Kornbesoldungsbeitrages und der Lustbarkeitsteuer sowie der Verbilligung des Wasserbezuges. Gewerbliche Schlachtungen mussten allerdings zukünftig im städtischen Schlachthof von 1882 in der Mombachstraße ausgeführt werden; ab 1911 auch die privaten Hausschlachtungen.
Die Gemeindeschulen wurden mit dem Zeitpunkt der Vereigung stätische Schulen. Die Lehrer und Lehrerinen traten mit der Vereigung mit allen Rechten und Pflichten in den Dienst der Residenzstadt Cassel ein.
Die Haus und Grundbesitzer konnten sich angesichts einer zu erwarteten Wertsteigerung bei Immobilien für steuerliche Mehrbelastungen bei weitem entschädigt sehen.
Editor: Erhard Schaeffer, 2012
Quellen:
- Bruno Jackob: Die Geschichte des Dorfes Bettenhausen 1126-1927, Eigenverlag, Bettenhausen, 1927
- Kurt Klehm: Eine Chronik zur 50 Jährigen Eingemeindung von Bettenhausen 1906-1956, Eigenverlag, Bettenhausen, 1956
- Thomas Klein: Zur Geschichte der Kasseler Eingemeindungen, 1997
- Stadtarchiv Kassel: Bericht über die Einverleibung der Landgemeinde Bettenhausen in die Stadtgemeinde Cassel.1905.
- Helmut Schagrün, Privatarchiv
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Kurzbeschreibung
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