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Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehren in Bettenhausen und Forstfeld
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1895
- Ort: Frw. Feuerwehr Bettenhausen/Forstfeld, DRK Bettenhausen/Waldau
- Vom: 18.03.2011
- Themen: Stadtteilkultur, Parteien, Vereine und Verbände
Die ersten Anfänge zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in Bettenhausen gehen auf das Jahr 1895 zurück. Über die Turnerfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Bettenhausen entstand eine straff organisierte Einsatzmannschaft, die den Feuerschutz in der eigenständigen Gemeinde sicher stellen konnte. Nach der Eingemeindung in die Stadt Kassel wechselte die Aufgabe in die Hände der Berufsfeuerwehr. Mit dem Zusammenbruch der öffentliche Verwaltung gründete sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine Freiwillige Feuerwehr, die bis heute für die Stadtteile Bettenhausen und Forstfeld ihre ehrenamtliche Aufgabe wahrnimmt. Die Vereinschroniken und die Entwicklung des Brandschutzes werden im Folgenden wiedergegeben:
1895: Am 05. Januar gründet sich aus den Reihen der Turngemeinde Bettenhausen als Unterabteilung die erste freiwillige Feuerwehr der aufstrebenden Ortschaft. Bis dahin wurden die Aufgaben des Feuerschutzes allein durch die Bürgerfeuerwehr (Pflichtfeuerwehr), der jeder gesunde unbescholtene männliche Bürger angehören musste, wahrgenommen. Die Kosten für die erste Ausrüstung der freiwilligen Wehr übernimmt die Ortsbehörde. Die Turngemeinde beteiligt sich mit 100 Mark.
1897: Ab sofort können auch unbescholtene Bürger ohne Mitgliedschaft in der Turngemeinde in die Turnerfeuerwehr eintreten. Die Führungsaufgaben blieben ausschließlich den Turngemeindemitgliedern vorbehalten.
1902: In diesem Jahr schiedet die freiwillige Turnerfeuerwehr als Unterabteilung aus und bildet einen eigenen Verein. Der Zuschuss der Turngemeinde muss zurückgezahlt werden. Die Kommandostellen wird weiterhin möglichst von Mitgliedern der Turngemeinde besetzt, während diese der Feuerwehr möglichst viele Mitglieder zuführt. Feuerspritze und weitere Ausrüstung werden im Spritzenhaus, Kirchgasse 66 ½, dem Gebäude der Kleinkinderschule untergebracht. Für die Bürgerfeuerwehr gibt es im Haus des Bürgermeisters Müller, Burgstaße 12, eine Station für Feuerlöschgeräte und in einer Scheune des Bürgermeisters eine Spritze.
1904: Mit der sich abzeichnenden Eingemeindung von Bettenhausen in die Residenzstadt Cassel macht man eine Bestandsaufnahme über alle selbstverwalteten Einrichtungen mit Immobilien und Inventar des Dorfes. Dazu gehört auch die Feuerwehr, die aus 200 Mann Bürgerfeuerwehr und einer 80 Mann starken Freiwilligen Feuerwehr besteht. Ihr stehen zur Verfügung:
- 2 Saug- und Druckspritzen
- 2 Hydrantenwagen
- 1 Mechanische Leiter (12m lang)
- 5 Standrohre
- ca. 800m Hanfschlauch
Zu dem Bestand zählen auch reichliche Uniformen und Ausrüstungsgegenstände. Die Feuerlöschgeräte stehen im Eigentum der Gemeinde oder sind von der Freiwilligen Feuerwehr (Wert 1009,17 Mark) beschafft. Die Alarmierung der Wehren geschieht durch Hornsignal. Sonstige Alarm- oder Melde-Einrichtungen gibt es nicht.
Für den Fall der Eingemeindung soll die Bürgerfeuerwehr aufgelöst und der Feuerschutz bis auf weiteres der Freiwilligen Feuerwehr (FF) übertragen werden. Bei größeren Bränden soll die Alarmierung durch Anschluss an das Feuermeldenetz der Stadt Kassel und Privatfeuermelder verbessert werden. Die Berufsfeuerwehr (BF) würde zukünftig bei Alarm in ihrer Zentrale Löschhilfe leisten.
1906: Bettenhausen wird eingemeindet und der Feuerschutz geht an die Stadt über. Die BF Kassel (1891 gegründet) besitzt eine Hauptwache in der Mauerstraße und eine zweite Wache in der Luisenstraße (Stadtkaserne), hat eine Personalstärke von 57 Mann und verfügt über modernes Gerät, Dampfspritzen und Magirusleitern. Die FF Bettenhausen ist weiterhin für ihren Stadtteil zuständig und wird auch über das Feuermeldenetz der BF alarmiert. Das Spritzenhaus der früher selbständigen Gemeinde in der Kirchgasse bleibt bestehen. Erst 1960 weicht das alte Gebäude neben der Kirche dem Neubau eines Evangelischen Gemeindehauses.
1907: Wird die neue Hauptwache der BF in der Nebelthaustraße / Westerburgstraße in Betrieb genommen.
1914: Mit der abgeschlossenen Modernisierung der BF Kassel mit Motorfahrzeugen werden die neu eingemeindeten Vororte in kürzester Zeit erreicht, sodass die wirkungsvolle Hilfe im ganzen Stadtgebiet gesichert ist. Die noch bestehenden freiwilligen Wehren (u.a.a. Bettenhausen) werden aufgelöst. Ab dem 1. April 1914 liegt der Feuerschutz allein in den Händen der BF. Dieser Zustand hält über den Ersten Weltkrieg hinaus bis zum Ende der Weimarer Republik an.
1930-1933: In Folge der Inflations- und Wirtschaftskrise muss bei der BF Kassel kräftig gespart werden. Die Wache Mauerstraße wird geschlossen und das Personal von 113 auf 93 Mann reduziert. Die Soforteinsatzstärke wird herabgesetzt. Zur Entlastung und als Reserve gründet man wieder eine freiwillige Feuerwehr in Bettenhausen.
1934: Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wird das Feuerlöschwesen umstrukturiert. Es kommt zur Einrichtung der Feuerlöschpolizei in Kassel. Zu deren Aufgaben zählen neben den originären Löschmaßnahmen auch die Brandverhütung, die Befreiung von Mensch und Tier aus Notlagen, die Beseitigung von Verkehrsbehinderungen und die Abwehr sonstiger Gefahren. Da die Personalstärke nicht erhöht werden soll, wird der Brandschutz durch Beschaffung moderner Geräte und Fahrzeuge sichergestellt.
1936: Durch die Eingemeindung von Harleshausen, Niederzwehren, Oberzwehren, Nordshausen Wolfsanger und Waldau wächst die Stadt auf über 200.000 Einwohner an. Nach Übernahme durch die Stadt bildet man eine einheitliche Freiwillige Feuerwehr (FF) zu der auch Bettenhausen gehört. Die FF-Kassel ist im Kreisfeuerwehrverband zusammen gefasst und in 5 Löschzüge und 3 Halblöschzüge gegliedert ist. Sie hat eine Stärke von 256 Mann. Die freiwilligen Feuerwehrmänner werden nach den Grundsätzen der BF ausgebildet. Ihre Notwendigkeit und ihren Ausbildungsstand stellen sie bei der Unterstützung der BF unter Beweis. Für die FF Bettenhausen kommt die Stunde der Bewährung bei der Brandkatastrophe im Fuldahafen am 14. September 1936. Bei der größten Feuersbrunst seit Jahren werden der große Hafenspeicher und die Getreidereinigungsanlage zerstört.
1938-1939: Auf der Grundlage das Reichsfeuerlöschgesetz kommt es zu einschneidenden Umstellungen. Aus der Feuerlöschpolizei wird die Feuerschutzpolizei mit grünen Polizeiuniformen und Polizeidienstbezeichnungen. Die Feuerwehr steht unter Aufsicht der SS Gerichtsbarkeit.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beginnt das schwärzeste Kapitel der Feuerwehr Kassel. Durch den zivilen Luftschutzdienst erfolgt die Unterstützung bei der Bekämpfung der Bände durch zahlreichen Bombenangriff in den Kriegsjahren. Dem Feuersturm im Oktober 1943 fällt die gesamte Altstadt zum Opfer und 10.000 Menschen verlieren ihr Leben.
1945: Der zweite Weltkrieg ist zu Ende, das Dritte Reich zusammengebrochen. Kassels Altstadt und viele große Fabriken, so auch die Fieselerwerke sind total zerstört. Brandmeister Otto Brunsch, Chef der Werkfeuerwehr Fieselerwerke, rettetet aus den Restbeständen der aufgelösten Werkfeuerwehr Fieselerwerke eine kleine Flader Viertakt Motorspritze, die auf einem Handkarren montiert ist. Er kann verantwortungsbewusste Kameraden der ehemaligen Werksfeuerwehr zum Neuaufbau eines freiwilligen Feuerlöschwesen gewinnen. Er beantragt über die sich nun im Aufbau befindliche Berufsfeuerwehr bei der Amerikanischen Stadtkommandantur die Gründung der Feuerwehr unter dem Namen "Freiwillige Feuerwehr Fieseler Siedlung" Die erste Unterkunft ist bei Kohlen Kimm in der Stegerwaldstraße. Dem ersten offiziellen Vorstand gehören folgende Kameraden an:
Ortsbrandmeister Otto Brunsch
Stellvertreter August Schulte
Schriftführer Alfred Putzer
Kassenwart Herbert Sommer
Gerätewart Wilhelm Hinterweller
1953: Im laufe des Jahres wird die „Freiwillige Feuerwehr Fieseler Siedlung“ in „Freiwillige Feuerwehr Kassel Bettenhausen Forstfeld“ umbenannt. Es fehlt noch immer ein eigenes Fahrzeug um den Tragkraftspritzenanhänger zu bewegen. Man ist auf die Unterstützung anderer Freiwilliger Feuerwehren oder privater Unternehmer angewiesen.
1968: Im August stellt man der Wehr das alte Wirtschaftsgebäude des Altenheim am Lindenberg, Faustmühlenweg 31, zur Verfügung. Damit geht die 23 jährige Suche nach einer eigenen, geeigneten Unterkunft zu Ende. In den folgenden Jahren bauen die Kameraden die Notunterkunft in Eigenarbeit von vielen tausend Stunden mit Unterstützung der Stadt Kassel, dem Land Hessen und der Hessischen Brandversicherungsanstalt zu dem heutigen Feuerwehrhaus um.
1970: Die Wehr erhält vom Bund ein Katastrophenschutzfahrzeug (LF 16 TS) zur Verfügung gestellte, was für den Brandschutz im Stadtteil ein großer Fortschritt ist.
1974: Wird der Fahrzeugbestand um 2 Tanklöschfahrzeuge (TLF 8) erweitert.
1985: Feiert die Freiwillige Feuerwehr Bettenhausen Forstfeld unter Wehrführer Rudi Denzin ihr 40jähriges Bestehen. Zu diesen Anlass bekommt sie endlich das langersehnte Löschgruppenfahrzeug (LF 8). Anfang 1989 wird das alte Löschgruppenfahrzeug (LF 16 TS) gegen ein neues ausgetauscht. Die FF Bettenhausen / Forstfeld kann jetzt den Brand- und Katastrophenschutz im Stadtteil zusammen mit der BF Kassel verstärkt wahrnehmen.
1995: Ist das Jahr des 50jährigen Bestehens, die Jubiläumsfeier wird unter dem Wehrführer Michael Spahn im Rahmen einer Kirmes durchgeführt.
2005: Durch die BF Kassel erhält die Wehr ein gebrauchtes Hilfeleistungslöschfahrzeug und verfügt seitdem über zwei Löschgruppenfahrzeuge (LF 16 TS und LF 16/12) und ein Manschaftstransportfahrzug (MTF). Die Einsatzabtilung ist 29 Mann stark und es gibt 15 Jugendfeuerwehrleute. Im Jahr 2005 rückt die Wehr zu 35 Einsätzen aus.
Durch die Wirren der Zeitgeschichte hat sich seit 1895 trotz vieler politischer und gesellschaftlicher Veränderungen über mehr als 110 Jahre im Kasseler Osten die Bereitschaft der Bürger zum freiwilligen und ehrenamtlichen Brandschutz zum Wohl der Gemeinschaft erhalten.
Textbeitrag: Karl Nolte, Kassel
Editor: Erhard Schaeffer, 2011
Quellen:
- 100 Jahre Berufsfeuerwehr Kassel, 1991
- VfB Kassel 1888- 1998, Jubiläums Festschrift, 1998
- 60 Jahre FF Bettenhausen Forstfeld, 2005
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Kurzbeschreibung
Die ersten Anfänge zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in Bettenhausen gehen auf das Jahr 1895 zurück. Über die Turnerfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Bettenhausen entstand eine straff organisierte Einsatzmannschaft, die den Feuerschutz in der eigenständigen Gemeinde sicher stellen konnte. Nach der Eingemeindung in die Stadt Kassel wechselte die Aufgabe in die Hände der Berufsfeuerwehr. Mit dem Zusammenbruch der öffentliche Verwaltung gründete sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine freiwillige Feuerwehr, die bis heute für die Stadtteile Bettenhausen und Forstfeld ihre ehrenamtliche Aufgabe wahrnimmt. Die Vereinschroniken und die Entwicklung des Brandschutzes werden im Beitrag wiedergegeben.
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