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Ernst Koch-Zement aus der Pulvermühle
- Autor: Gerhard Böttcher
- Zeit: 1800-1849
- Ort: Pulvermühle / Herkulesbrauerei
- Vom: 10.06.2016
- Themen: Firmen- und Industriegeschichte, Bedeutende Persönlichkeiten
Ernst Koch, Pulver- und Cement-Fabrik, gehörte zweifelsohne mit zu jenen Kasseler Unternehmen, die im frühen 19. Jahrhundert an der industriellen Entwicklung Kassels einen wesentlichen Anteil hatten. Die bedeutende Mühle der Unterneustadt, die Hellemühle, ist später als Pulvermühle durch die Familie Koch in die Geschichte der Neustadt eingegangen. Diese wurde im Siebenjährigen Krieg niedergebrannt, von der Familie Koch 1797 wieder aufgebaut und ab 1809 als Gyps- und Cementfabrik benutzt.
Ernst Martin Koch wurde am 21. Dezember 1786 in der Pulvermühle vor der Unterneustadt geboren. Sein Vater, Schreinermeister und Pulvermüller Adam Koch und dessen Ehefrau Catherine Elisabeth geb. Feyge, betrieben die Mühle ab 1797. Vorher war sie im herrschaftlichen Besitz und wurde von Adam Koch auf Erbpacht erworben.
Die Mühle war mit einem Stampfwerk ausgestattet, dass mit Hilfe von sechs Stempeln feines Schießpulver für die napoleonischen Truppen und ihre Verbündeten herstellte. Ernst Koch der nach dem Tode seines Vaters (1809) als 23-jähriger die Mühle übernahm bekam, nach Ende der napoleonischen Herrschaft (1813) und dem einkehrendem Frieden, erhebliche wirtschaftliche Probleme. Der Bedarf an Schießpulver ging zurück. Ernst Koch musste den Betrieb vorerst einstellen.
Um weiter seine Familie zu ernähren, bemühte sich Koch seine Produktion zu erweitern, neben Schießpulver, er war der einzige der kurhessischen Armee, stellte er Sprengstoff und Feuerwerkskörper her. Eine weitere Produktionspalette war die Herstellung von ungebrannten pulverisierten Streu- und Düngegips. Er war lange Jahre ein führendes Mitglied des Kesseler Handels- und Gewerbevereins. Sein Interesse galt auch der Ziegelherstellung, was u. a. mit seinem Bruder, dem Kasseler Stadtzimmermeister, Georg Adam Koch, der auch Anteilseigner der Möncheberger Gewerkschaft war, zusammenhing. Seine Firma betrieb vor den Toren Kassels eine große Ziegelei. Anteilseigner waren die Firma Henschel sowie der Bergfachmann Schwarzenberg. Mit Schwarzenberg verband ihn nicht nur die Loge sondern auch der Verein für Naturkunde.
Die Wurzeln des damals berühmten „Hessischen Zement“ liegen in dieser Ziegelei. Das Rohmaterial der Ziegeln stammte aus dem Tonvorkommen im Umfeld der Ziegelei. Das Material aus der Oberfläche im Tonabbau war mit leicht eisenhaltigem Kalkmergel durchsetzt. Koch fand heraus, dass beim hohen Erhitzen sich der Mergel in einen hydraulischen Zement verwandeln ließ. Er erhärtet durch die chemische Reaktion mit Wasser (Hydratation) und bleibt danach fest. Es gelang ihm den bekannten Chemiker Justus von Liebig für seine Sache zu gewinnen, der dem Zement die Eigenschaft eines künstlichen regenerierten Kalksteins zusprach. (Pdf zum herunterladen im Anhang)
Mit dem Bau des neuen Gießhauses, das Carl Henschel 1837 mit dem Kochschen Zement bauen ließ, folgte ein regelrechter Auftragsboom. Das kreisförmige Gießhaus dient heute der Universität Kassel als Vortragshalle.
Als Ernst Koch am 17. Oktober 1860 im Alter von 74 Jahren starb übernahm sein Sohn Georg (1824-1871) die Leitung des Familienunternehmens. Mit dem frühen Tod von Georg Koch im Alter von 47 Jahren ereilte das Unternehmen ein folgenreicher Schicksalsschlag. Drei unmündige Kinder konnten das Unternehmen nicht weiterführen. Nach über sechs Jahrzehnten wurde die Firma 1872 liquidiert, alle Gebäude wurden von der Bierbrauerei Gebr. Sumpf erworben, deren Nachfolger ab 1895 die Herkules Brauerei und spätere 1972 die Binding Brauerei war. Seit 2005 steht auf dem Gelände ein Baumarkt.
Text: Gerhard Böttcher
Editor: Erhard Schaeffer, Mai 2016
Quelle: Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel
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Kurzbeschreibung
Ernst Koch, Pulver- und Cement-Fabrik, gehörte zweifelsohne mit zu jenen Kasseler Unternehmen, die im frühen 19. Jahrhundert an der industriellen Entwicklung Kassels einen wesentlichen Anteil hatten.
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