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Flugzeugabsturz der D-486 am Verkehrslandeplatz Kassel 1928

Die Brüder Walter und Werner Rieseler stehen neben einem einmotorigen Hochdecker, 1921

Brüder Walter und Werner Rieseler 1921
Foto: Arbeitsgemeinschaft Deutsche Luftfahrthistorik

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und des Flugzeugbauverbots in Deutschland wurden in den 1920er Jahren Flugzeuge der Firma Stahlwerk Mark, vor allem für Sportflieger entwickelt. Die Brüder Walter und Werner Rieseler waren die Konstrukteure dieser Firma. Antonius Raab, ein bekannter Kunstflieger dieser Epoche der Fliegerei, war ihr Chefpilot und Testflieger. Bei Erprobungs- und Betriebsflügen kam es nicht selten zu Flugunfällen. Im Folgenden wird über die Firmengeschichte und Einzelheiten wie über einen Unfall des Flugzeugs D-486 am Verkehrslandeplatz Kassel in 1928 berichtet. Die historischen Fakten sind auf Webseite der Arbeitsgemeinschaft Dt. Luftfahrthistorik pupliziert worden und werden hier in Teilen zittert:

Die Brüder Walter und Werner Rieseler betrieben zu Anfang der 1920er Jahre in Berlin-Johannisthal die Flugzeugbaufirma Stahlwerk Mark. In den Jahren 1920 – 1921 wurden die Typen R I und R II, kleine einsitzige Hochdecker, entwickelt und erfolgreich geflogen. Als Nachfolger entstand im Frühjahr 1922 das Muster R III mit einem Zweizylinder-Boxermotor Fabrikat Haacke von rund 30 PS.

Später sollte unter der Bezeichnung R V a 23 der stärkere Mercedes D II Motor (Leistung 120 PS / 88 kW) zum Einbau kommen. Über seinen Flug mit der R V 23 am 28.2.1924 von Breslau nach Berlin erstellte Chefpilot Antonius Raab einen Bericht „Der Flug mit der R V von Breslau nach Berlin hat den Beweis geliefert, dass die Maschine in der jetzigen Bauart keine Verkehrsmaschine, sondern nur eine Maschine ist, die sich sehr gut zum Absolvieren von Platzflügen eignet, wofür man allerdings keinen Sondertyp zu bauen braucht."

Neben den vordringlich benötigten Leistungsklassen von 30-35 PS für den Einsitzer und 55-60 PS für das zweisitzige Reise-/Schulflugzeug sah man auch ein deutlich größeres Triebwerk von etwa 110-120 PS vor.

Um ein Verkehrsflugzeug gleich mit abzudecken, wurden diesem gewünschten Leistungsspektrum entsprechend die Mark-Baer-Motorenfamilie als luftgekühlte Sternmotoren in drei verschiedenen Ausführungen von 35/39 PS bis 110/120 PS konzipiert. Nach dieser Weiterentwicklung schreibt Raab später: „Und dann flog ich die erste fünfsitzige Verkehrsmaschine Mark R V ein, ein sehr gutes Flugzeug.“

D-284 Notlandung in Berlin am 8. Juli 1923, die Maschine wird von Hand über den Platz gezogen, da hinter Zuschauer und Polizei
D-284 Notlandung in Berlin am 8. Juli 1923  Foto: Arbeitsgemeinschaft Deutsche Luftfahrthistorik

Notlandung Berlin R III 22, Werknummer 96, Zulassung D-284

In Deutschland wurde der kleine Mark-Eindecker durch eine spektakuläre Landung mitten in Berlin bekannt. Die D-284 wurde durch eine Notlandung im Zentrum von Berlin am 8. Juli 1923, die Stahlwerk Mark-Chefpilot Antonius Raab wegen einer angeblichen Motorstörung auf dem Prachtboulevard „Unter den Linden“ ausführte, deutschlandweit berühmt. Am 27.06.1925 stürzte die D-284 bei einem Flugtag in Görlitz ab. „Der Bekanntheitsgrad der Mark R III stieg enorm, und das wirkte sich positiv auf die Verkaufszahlen aus!“ schwärmte Raab in seinen Lebenserinnerungen und sprach von rund 70 Flugzeugaufträgen, welche die Landung eingebracht hätte.

Im Anschluss an die Internationale Luftfahrtausstellung Göteborg (ILUG), vom 4. bis 12. August 1923, fanden in Göteborg Internationale Flugwettbewerbe veranstaltet vom Königlich-Schwedischen Aero-Club statt. Hieran nahm auch das Stahlwerk Mark in der Kategorie „Sport- und Reiseflugzeuge“ mit zwei R III teil, geflogen von Raab und Carganico. Weil die Konkurrenz stärkere Motoren aufweisen konnte, mussten Raab mit dem 5. Preis und Carganico mit dem 6. Preis vorliebnehmen.

Die D-486 im Einsatz beim Hanseatischen Lluft-Loyd in Hamburg wird mit einem Traktor aus dem Hangar gezogen, ca. 1926
D-486 im Einsatz beim Hanseatischen Lluft-Loyd in Hamburg ca. 1926  Foto: Arbeitsgemeinschaft Deutsche Luftfahrthistorik

Notlandung und Flugzeugabsturz der D-486

Eine anderes Stahlwerk Mark R Va/23 Flugzeug, die D-486, kam bei der Hamburger Regionalfluggesellschaft „Hanseatischer Luft-Lloyd“ in den Einsatz. Als im Mai 1927 der Luft-Lloyd vor der Insolvenz stand, wurde das Mark-Flugzeug an die Hamburger Versicherungsgesellschaft Jauch & Hübener verpfändet. Im Spätsommer 1927 erwarb das neuentstandene Luftfahrtunternehmen Aero GmbH in Hamburg die D-486 aus der Konkursmasse und setzte sie fortan im Bedarfs- und Charterflugverkehr ein. Am Sonntag 17.6.1928, ging eine Notlandung nicht so glimpflich ab: Die D-486 führte anlässlich eines Flugwerbetages auf der Fichtenhain-Rennbahn in Heide (Holstein) Passagierflüge durch. Bei einem Start löste sich unmittelbar nach dem Abheben das rechte Laufrad. Der Flugzeugführer Hans Asmus wurde durch Abschießen einer Signalrakete von dem Missgeschick verständigt. Das Aufsetzen gelang auch verhältnismäßig gut, doch ließ sich zuletzt ein Überschlag nicht vermeiden. Passagiere kamen nicht zu Schaden, aber Asmus wurde leicht verletzt und das Flugzeug schwer beschädigt.

Der Blick in die Fertigungshalle der Raab-Katzenstein-Flugzeigwerke GmbH in Kassel 1920er Jahre, zeigt mehere Flugzeuge hintereinander aufgereiht
Blick in die Fertigungshalle der Raab-Katzenstein-Flugzeigwerke GmbH in Kassel 1920er Jahre  Foto: HNA Regiowiki

Antonius Raab, ein Mitbegründer der Kasseler Flugzeugindustrie, betrieb in den 1920er Jahren zusammen mit Kurt Katzenstein auf dem Gelände der alten Munitionsfabrik in der Lilienthalstraße in Kassel Bettenhausen die Raab-Katzenstein-Flugzeigwerke GmbH. In diesem Unternehmen wurde viel flugtechnische Pionierarbeit geleistet. Die Reparatur der beschädigten D-486 erfolgte in Kassel beim dortigen Flugzeugwerk. Hier kam es nach erfolgter Fertigstellung der Maschine am 13.07.1928 beim Abnahmeflug südöstlich des Verkehrslandeplatzes Kassel  zu einem folgenschweren Absturz.

Die Polizeiflugwache Kassel berichtete in ihrer Unfallanzeige Nr. 10 folgende Einzelheiten über den Unfall:

Unfallstelle: südöstlich des Verkehrslandeplatzes auf der Nürnberger Landstraße, etwa 150 m hinter der Straßenkreuzung nach Bergshausen.
Abnahmeflug: mit Herrn Ingenieur Hoch, Bezirksleiter der DVL
Flugzeugführer: William Otto Dohm, geb. 07.04.97
Flugzeugmuster: Stahlwerk Mark R Va/23, Werknummer 301, Motor Benz Bz III
Zulassung: D-486 (alte Zulassung, neu noch nicht wieder zugelassen)
Eigentümer und Halter: AERO GmbH, Hamburg
Vermutliche Ursache: möglicherweise Bedienungsfehler
Fluggäste an Bord: 3 Besatzungsmitglieder: 1 Flugzeugführer
Personenschäden: Niemand verletzt
Sachschäden: Flugzeug restlos, beide Tragdecks, Fahrgestell und Leitwerk zerstört, Rumpfhinterteil gestaucht.

Im Bericht steht weiter:

Absturz der D-486 südlich des Flugplatzes Kassel am 13.07.1928, als Fotocollage
Absturz der D-486 südlich des Flugplatzes Kassel, 13.07.1928  Foto: Günther Ott Arbeitsgemeinschaft Deutsche Luftfahrthistorik

Der Flugzeugführer Dohm startete am 13.07. mit dem bezeichnetem Flugzeug im Verkehrslandeplatz Kassel mit drei Passagieren zu einem Abnahmeflug.

Nach Angaben des Führers und der Zeugen ließ der Motor kurz nach dem Start an Touren nach. Er soll aber nach kurzem Drücken wieder auf normale Tourenzahl gekommen sein, sodass der Führer es für möglich hielt, das Flugzeug über die Baumreihe und die Telefonleitungen an der Nürnberger Straße südöstlich des Platzes wegzuziehen, um es jenseits derselben zu landen.

Dabei soll der Motor wieder stark an Touren nachgelassen haben, sodass das Flugzeug durchsackte, in die Leitungsdrähte geriet und mit dem rechten Tragdeck zuerst den Boden berührte und auf die Nürnberger Straße abstürzte. Personen wurden nicht verletzt, das Flugzeug wurde gänzlich zerstört.“

Nach dieser erneuten Bruchlandung gab die Aero GmbH das Flugzeug auf. Das Wrack blieb danach offenbar längere Zeit in Kassel. Es wurde zum Schrottwert zum Verkauf angeboten. Kunstflieger Antonius Raab verließ 1933 Kassel.

 

Editor: Erhard Schaeffer, April 2024

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft Deutsche Luftfahrthistorik, www.adl-luftfahrthistorik.de

  • HNA Regiowiki

Kurzbeschreibung

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und des Flugzeugbauverbots in Deutschland wurden in den 1920er Jahren Flugzeuge der Firma Stahlwerk Mark, vor allem für Sportflieger entwickelt. Die Brüder Walter und Werner Rieseler waren die Konstrukteure dieser Firma. Antonius Raab, ein bekannter Kunstflieger dieser Epoche der Fliegerei, war ihr Chefpilot und Testflieger. Bei Erprobungs- und Betriebsflügen kam es nicht selten zu Flugunfällen. Im Folgenden wird über die Firmengeschichte und Einzelheiten wie über einen Unfall des Flugzeugs D-486 am Verkehrslandeplatz Kassel in 1928 berichtet. Die historischen Fakten sind auf Webseite der Arbeitsgemeinschaft Dt. Luftfahrthistorik pupliziert worden und werden hier in Teilen zittert:

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