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Käpten Ziege und sein Dampfer „Elsa“

Elsa

Ernst Ziege
Foto: 100 Jahre Kasseler Hafen

Wenn sie noch existieren würde, dann würde sie im Jahre 2016 einhundertfünfundzwanzig Jahre alt. Jedenfalls ist die Elsa den älteren Kasseler Bürgern noch lebhaft in Erinnerung als Vergnügungs-Schaufelraddampfer.

1892 wurde der kohlebefeuerte Dampfer mit Schraubenantrieb von Brügmann & Friedeborn gebaut und mit dem Namen Gustav in Dienst gestellt. Seine Existenz wird das erste Mal am 16. August 1895 im Casseler Tageblatt erwähnt: „Bei seiner ersten Fahrt von Hann Münden nach Kassel hatte sich herausgestellt, daß seine Vier-Schrauben-Konstruktion für die Fulda ungeeignet war und zu tief ging.“

Also entschloß sich Eigner Julius Dehne, Hameln, das Schiff, welches ursprünglich für den Schleppdienst vorgesehen war, zu einem Hinterrad-Salondampfer umzubauen. Dies geschah auf einer Helling (Werft mit schräg abfallende Fläche für den Stapellauf) unterhalb des Kasseler Hafens. Danach wurde der Gustav von Kapitän Dehne umgetauft. Nach seiner ältesten Tochter hieß er nun „Elsa“.

Elsa
Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Die Elsa unternahm zusammen mit dem Schwesterschiff Lydia täglich „Lustfahrten“ in das Fuldatal. Der Ankerplatz war an der Schlagd neben der Wilhelmsbrücke. Während die Lydia noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Holland verkauft wurde, blieb die Elsa und fuhr bis 1914 weiter. Während der Kriegszeiten gab es keine Dampferfahrten und die Elsa rostete bis 1919 still vor sich hin. Im Jahr 1919 wurde die Elsa von Kapitän Ernst Ziege käuflich erworben, renoviert und wieder in Dienst gestellt. So wie früher erfreute sie sich allseitiger Beliebtheit in der Kasseler Bevölkerng. Gerade das ruhige und nicht allzu schnelle Fahren des Dampfers machte eine Lustfahrt mit ihm zum Genuss. Käpten Ernst Ziege mit „Steuermannspatent der Fulda“ wurde besonders von der Jugend immer wieder mit Jubel empfangen. Beim Baden in der Fulda ließ es sich in den Wellen so herrlich schaukeln.

Elsa und baden in der Fulda
Baden in der Fulda  Foto: Werner Baus

Ernst Herwig berichtet dazu: „Als Kind wohnte ich in Salzmannshausen und wenn wir das Signalhorn der Elsa von der Hafenbrücke ertönen hörten fuhren wir mit den Rädern schnell zur Lossemündung ans Fuldaufer. Da konnten wir dann in die Wellen hinter dem Dampfer springen und uns richtig durchschaukeln lassen. Manchmal hielten wir auch das hölzerne Schaufelrad fest, das bedeutete Ärger mit dem Heizer, der uns wütend mit Kohlen bewarf.“

Elsa
Dampfer Elsa 1926 zur Feier 30 Jahre Fahrt ins Fuldatal  Foto: Werner Baus
Anzeigen HNA Dampfer Elsa
Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Während des Zweiten Weltkrieges fanden keine regelmäßigen Fahrten statt, aber Kapitän Ziege hielte seine Elsa stets sauber und hoffte auf bessere Zeiten. 1945 durften nach dem Allierten-Krontrolgesetz für die deutsche Bevölkerung keine Fahrten stattfinden. Die Elsa wurde von den Amerikanern für eigene Vergnügungsfahrten eingesetzt; Kapitän Ziege stand auch in diesen Jahren selbst auf der Kommandobrücke. Erst nach der Währungsreform 1948 gab es erneut Vergnügungsfahrten für alle.

Die Elsa fuhr von der Hafenbrücke bis zur "Grauen Katze" und dem Fuldagarten in Spiekershausen im schönen Fuldatal oder gar bis Hann. Münden. Besonders nachdem die veraltete Kohlebefeuerung mit dem Dampfkessel durch einen Dieselmotor ersetzt wurde.

Elsa
Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Regelmäßig gab es in den 1950er und 1960er Jahren in Kassel den Dampfer “Elsa” zweimal zu bestaunen. Als echtes Schiff auf der Fulda und im Zissel-Festzug in der Kasseler Innenstadt, wobei hier eine umgebaute Strassenbahn als “Elsa” diente.

Ernst Ziege starb im Oktober 1966. Das Schiff wurde zunächst von Kapitän Rehbein weiter betrieben bis 1971. In diesem Jahr verließ der gute alte „Schlickrutscher“ entgültig Kassel.

An den Dampfer Elsa erinnert heute noch eine Grafik an der Fassade des Eckhauses Schillstraße / Hafenstraße in der Unterneustadt in der Ernst Ziege einst wohnte.

Modell Dampfer Elsa im Museum
Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Ein maßstabgetreues Modell des Dampfers Elsa von Karl-Heinz Müller ist eines der Prachtstücke des Museums der Fuldaschifffahrt, das man Am Hafen 15 in Kassel besichtigen kann.

Editor: Erhard Schaeffer, Oktober 2015

Quellen:

  • 100 Jahre Marinekameradschaft 1893 e.V., Kassel 1993,
  • Herbert Schröder100 Jahre Hafen Kassel 1995
  • Werner Baus, Mittelgasse 1, 34298 Helsa Eschenstruth,
  • Museumsverein Fuldaschifffahrt e.V. Am Hafen 15, Kassel

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Kurzbeschreibung

Wenn sie noch existieren würde, dann würde sie im Jahre 2016 einhundertfünfundzwanzig Jahre alt. Jedenfalls ist die Elsa den älteren Kasseler Bürgern noch lebhaft in Erinnerung als Vergnügungs-Schaufelraddampfer.

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