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Musik verbindet - Bandonion-Orchester Bettenhausen
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1908
- Ort: Theater des Osten / Restaurant Belz
- Vom: 02.04.2015
- Themen: Musik, Parteien, Vereine und Verbände
Der Erfinder des Bandonions gab dem Instrument seinen Namen. Der Krefelder Heinrich Band baute es 1848. Mehrere Ausführungen wurden von ihm entwickelt, schließlich entstand das sogenannte Einheitsbandonion mit 144 Tönen. Gedacht hatte es Band als Instrument für die einfachen Leute. Auswanderer brachten es nach Lateinamerika, wo es zum typischen Tangoinstrument wurde. Aus dem Spanischen stammt die andere Schreibweise: Bandoneon. In vielen Städten Deutschlands gab es im letzten Jahrhundert Orchester, die die Bandonionmusik pflegten. Auch in Kassel bestand bis in die 1990er Jahre ein Badonion Orchester das weit über die Grenzen der Stadt bekannt war.
Im Mai 1953 feierte des Bandonion Orchester Bettenhausen sein 45jähriges Bestehen mit einem Großkonzert in der Stadthalle in Kassel. Unter Leitung seines Dirigenten Fritz Kersting spielten als Gastvereine das Bandonion- Orchester „Edelweiß", Eisenach, der 1. Bielefelder Bandonion-Musikverein „Oktavia", das Bandonion- Orchester „Lyra", Hannover, und es sangen die Gemischten Chöre Besse und Landwehrhagen für die begeisterten Zuhörer in dem ausverkauften Saal.
Oskar Arnold gründete mit anderen Musikfreunden im Jahre 1908 das Bandonion-Orchester in Kassel-Bettenhausen. Als Vorsitzender des Vereins hatte er in den ersten Jahren in uneigennütziger Weise, oft verbunden mit privaten Opfern, den Grundstein für das damalige Ansehen des Bandonion-Orchesters gelegt. Weit über Hessens Grenzen hinaus galt Oskar Arnold als Pionier der Deutschen Bandonionmusik. Die musikalische Begabung gab er auch an seine Söhne weiter. Da konnte es nicht ausblieben das der Sohn Georg bereits mit 12 Jahren sämtliche einschlägigen Melodien intonierte. Seine vier Brüder machten es ebenso. Anfang der 1950er Jahre stellen die Arnolds wohl das stärkste Familienkontingent innerhalb des Bandonion-Orchesteres. Auch ein Enkel Arnolds war zu der Zeit bereits in die Fußtapfen der talentierten Familie getreten. Wichtig war nur, dass man flinke Finger und ein gutes Gehör hatte, dann konnte man es sich sogar leisten, auch ohne Noten zu spielen. Geübt wurde anfänglich im Wohnzimmer der Familie im Pfaffenstieg 2 in Bettenhausen. Das gesamte Orchester übte und spielte gemeinsam zu Auftritten mit weitgefächerten Repertoire, zu dem außer Volksmusik, Operettenmelodien, Märsche, Tango und Walzer gehörten, im Vereinslokal "Zur Römerhalle" und im Theater des Ostens. Hier kam es 1953 auch zur Gründung des Bundes der Deutschen Bandonion-Orchester.
Anläßlich der Bundesgartenschau trat 1955 das Bandonion-Ordrester Kassel-B., damals das einzige seiner Art in Hessen, mit einigen gemischten Chören auf. Die Kasseler Musiker waren weit über die Grenzen Hessens bekannt. Zum 50jährige Bestehen trat das Orchester 1958 ebenfalls in der Stadthalle Kassel auf. „Volksmusik kennt keine Zonengrenzen, denn sie ist die Sprache des Friedens", sagte der Vorsitzende des Bandonion-Orchesters Kassel-Bettenhausen, Erich Beck, bei der Begrüßung der 130 Volksmusiker, die aus Eisenach und Jena anlässlich der 50-Jahrfeier des Bettenhäuser Orchesters gemeinsam mit diesem zu einem Festkonzert sich in der Stadthalle zusammengefunden hatten. Die Leitung der Kasseler Volksmusiker hatte wie immer Fritz Kersting. Mit weiteren gemeinsamen Auftritten z. B. beim Volksmusiktreffen in Neustadt bei Coburg (Bayern) wurde bis zur Schaffung der Mauer 1961 die Brücke zwischen West und Ost gepflegt.
Als im April 1963 das Orchester sein 55. Gründungsjubiläum mit einem Konzert in der Stadthalle Kassel feierte war Fritz Kersting kurz zuvor verstorben und die Leitung hatte nun Hans Hitzel. Zum umfangreichen und abwechslungsvollen Programm gehörten auch Auftritte der Jugendgruppe des Bandonion-Orchesters und des Gemischten Chors 1861 Kassel-Bettenhausen unter Leitung von Paul Kleindienst.
Nach der Nutzungsänderung des T.d.O. zum Möbellager trat das Orchester ab den 70er Jahren häufig zu Konzerten im Philipp-Scheidemann-Haus auf. Der Vereinsvorsitzende Konrad Guse konnte auf eine gute Jugendarbeit stolz sein, denn zur Jugendgruppe zählten damals 15 Jungen und Mädel, die auf Akkordeon, Bandonion, Geigen und Schlagzeug ihr musikalisches Können zeigten. Das Orchester hatte inzwischen Zulauf aus ganz Kassel und nannte sich nun Bandonion-Orchester Kassel. Zu seinem 65jährigen Bestehen veranstaltete das Bandonion-Orchester Kassel am 21. und 22. April 1973 seine "Volksmusiktage" im Philipp-Scheidemann-Haus.
Der traditionsbewusste Verein hatte schließlich ab den 90er Jahren Nachwuchsprobleme. Nur noch elf Musiker umfasste das Orchester, davon sechs Bandonionspieler. bis auf zwei hatten alle das Rentenalter erreicht. Wilhelm Jungermann war mit 79 Jahren einer der ältesten Musiker im Kasseler Bandonion-Orchester. Er kannte die Gründungsmitglieder noch persönlich. Unter ihnen war bei der Gründung 1908 auch sein Onkel. Doch die guten alten Zeiten waren vorbei, die Bandonionmusik war bei den jungen Leuten in Kassel nicht mehr gefragt.
2015 gibt es in Deutschland nur noch wenige Städte mit Bandonion-Tradtitionsvereinen so z. B. in Essen, Halle und Dresden. Der Bandonion-Verein "THURINGIA" in Neustadt bei Coburg, mit dem das Orchster aus Bettenhausen gemeinsame Konzertauftritte hatte, feierte 2011 sein 100jähriges bestehen.
Editor: Erhard Schaeffer, März 2015
Quellen:
- HNA Artikel 1953, 1963 und 1973
- Geschichtskreis Bettenhausen früher und heute
- Bildband Bettenhausen, Wartberg Verlag Peter Wieden, 1989
- Heimatblatt 4.Jahrgang, Juni 1955
- www.bandonion-orchester-neustadt.de
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Kurzbeschreibung
Der Erfinder des Bandonions gab dem Instrument seinen Namen. Der Krefelder Heinrich Band baute es 1848. Mehrere Ausführungen wurden von ihm entwickelt, schließlich entstand das sogenannte Einheitsbandonion mit 144 Tönen. Auch in Kassel bestand bis in die 1990er Jahre ein Badonion Orchester das weit über die Grenzen der Stadt bekannt war.
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