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Sozialer Wohnungsbau in Bettenhausen in den Jahren 1918 – 1939
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1918
- Ort: Dorfplatz an der Losse
- Vom: 23.04.2019
- Themen: Stadtentwicklung, Siedlungsgesellschaften / Genossenschaften
Allgemeine Lage des sozialen Wohnungsbaus: Die Frage der Versorgung mit bezahlbaren Wohnungen war schon immer ein zentrales Thema staatlicher und kommunaler Politik. In bestimmten Krisenzeiten, besonders nach dem I. und II. Weltkrieg und nach dem Zuzug von Migranten aus dem Osten und der Aufnahme von Kriegs- und sonstigen Flüchtlingen im Jahre 2015 ist die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum nicht vom Tisch, die Situation hat sich zunehmend verschlechtert. Ebenfalls zugespitzt hat sich die heutige Situation durch den Anstieg der Single – Haushalte in Kassel. Der in den vergangenen Jahrzehnten fast zum Erliegen gekommene „soziale Wohnungsbau“ mit den Begleiterscheinungen wie Wohnraumknappheit und ständig steigenden Mietpreisen zeigt Parallelen zu der historischen Situation der früheren Zeiten auf. Soviel zur früheren und aktuellen heutigen Situation. Durch die Eingemeindung von Bettenhausen in das Stadtgebiet Kassel im Jahr 1906 standen mit einem Male enorme Freiflächen für die Errichtung von Industrieanlagen und für den dringend benötigten, bezahlbaren Wohnungsbau zur Verfügung.
Die in Bettenhausen angesiedelten Firma Salzmann & Comp. in der Sanderhäuser Straße erkannte frühzeitig bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert die Möglichkeit, die in der Firma beschäftigten Facharbeiter mit ihren Familien in der Nähe des Betriebes sesshaft zu machen und sie damit an die Arbeitsstätte zu binden. durch Wohnungsbau in Salzmannshausen. Die Entstehung der „Cassel – Bettenhäuser - Gemeinnützigen Baugesellschaft mbH“ reicht in das Jahr 1910 zurück, jedoch lässt sich die Tätigkeit ihres Begründers, des Kommerzienrats Heinrich Salzmann, auf dem Gebiet des Wohnungsbaus und der Wohnungsfürsorge in Kassel bereit bis in das ausgehende 19. Jahrhundert verfolgen.
Auch die Hessische Heimstätte begann 1928 in Zeiten der großen Wohnungsnot mit dem Bau der ersten von insgesamt 136 Wohneinheiten an der Leipziger Straße, dem Kunigundishof und der Großalmeröder Straße. Dafür musste aber, da sie selbst keinen Wohnungsbesitz haben durfte, die „Hessenheim – Wohnungsbau GmbH“ gegründet werden.
Die „Kleinhaus-Baugenossenschaft“ erwarb ein Teil des Geländes an der Gecksbergstraße in der heutigen Eichwald – Siedlung im Jahr 1918 und teilte die Gesamtfläche auf ca. 100 Mitglieder auf. Leider wurde die Genossenschaft im Jahr 1921 aufgelöst. Die ca. 100 Mitglieder gründeten noch im gleichen Jahr eine neue Genossenschaft die sie „Baugenossenschaft Eichwald“ nannten. Der größte Teil der Mitglieder waren Arbeiter, deren erklärtes Ziel es war, sich ein Eigenheim zu schaffen.
Da bis zum Jahr 1924 keine öffentliche Förderung durch Hypotheken möglich war, baute man zunächst durch gegenseitige Hilfe und finanzierte die Baustoffbeschaffung über einen Baufonds, in den die Mitglieder wöchentlich einen Teil ihres Arbeitslohns einzahlten. Nachdem der Baugenossenschaft ab 1924 Hauszinssteuer-Hypotheken zur Verfügung standen, errichtete sie bis zum Jahre 1933 70 Eigenheime mit insgesamt 170 Wohnungen. Nach 1918 gründeten eine Vielzahl von gewerkschaftlichen Unternehmen, die Wohnungsbau betrieben, verschiedene Gesellschaften oder Genossenschaften. Diese schlossen sich bereits damals zusammen, so z.B. die „GEWOBAG“ und die „Heimat-AG“ wovon letztere im Jahre 1925 vom „Gewerkschaftsbund der Angestellten“ gegründet wurde und bereits 1929 zu den größten Siedlungsbaugesellschaften Deutschlands zählte. Nach der Machtübernahme Hitlers wurden die Vermögen der gewerkschaftlichen Unternehmen von der „Deutschen Arbeitsfront (DAF)“ beschlagnahmt und zentralisiert. Später ging dann im Zusammenhang mit der der Umbenennung der „Gemeinnützigen Kleinwohnungsbaugesellschaft GmbH Groß Hamburg“ in „NEUE HEIMAT, Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft der Deutschen Arbeitsfront im Gau Hamburg mbH“ das Unternehmen „NEUE HEIMAT“ hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dann zentralisierte Unternehmen an die Gewerkschaften zurückgegeben.
Die Häuser an der „Lilienthalstraße Nr. 86, 88, 90, 92 und 94“ kamen erst später in den 50er Jahren in den Besitz der „NEUE HEIMAT“. Sie wurden vermutlich in Kooperation von gewerkschaftlichen Unternehmen, Kasseler Industriebetrieben und der städtischen Wohnungsfürsorgegesellschaft im Jahr 1923 errichtet. Es handelte sich um 31 Wohnungseinheiten mit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 60 – 80 qm. Bei diesem Besitz handelt es sich ursprünglich um Werkswohnungen, die im Jahre 1955 von der „NEUE HEIMAT“ gekauft wurden. Leider endete das Kapitel „NEUE HEIMAT“ im Jahre 1982 mit einem Skandal. Der aus Kassel stammende Geschäftsführer des Gewerkschaftskonzerns, Albert Vietor, hatte zu diesem Zeitpunkt das marode Unternehmen für eine DM an den Berliner Brotfabrikanten Horst Schlesser verkauft. Doch die Gläubigerbanken akzeptierten diesen Deal nicht. Der DGB musste die „NEUE HEIMAT“ mit Verlust zurückkaufen. Sie wurde liquidiert und nach Marktwert verkauft – vor allem an die Bundesländer. Die „NEUE HEIMAT“ war Geschichte. In Bettenhausen war vor allem der ehemalige Wohnbesitz der „VOLKSFÜRSORGE Vers.“, der von der NEUE HEIMAT verwaltet wurde, in der Eichwaldsiedlung betroffen. Aber auch ein riesiger Wohnbesitz in Waldau und in der Brückenhofsiedlung. Im Jahr 1932 nahm die „Casseler Wohnungsfürsorge GmbH“, aus der später die GWG der Stadt Kassel m.b.H.“ hervorging, die Bautätigkeit an der General-Emmich-Straße (heute Steinigkstraße) auf und errichtete zunächst 2 Wohngebäude mit den Hausnummern 21, 23, 25 und 27 mit insgesamt 16 Wohneinheiten. Weitere Wohnhäuser der Siedlung „An der General-Emmich-Straße“ oder Städtischen Siedlung (im Volksmund Afrika-Siedlung) wurden in den Jahren 1937 / 1938 errichtet.
Autor: Wilfried Strube, Kassel
Editor: Erhard Schaeffer, April 2019
Quelle: Most/Schiller, Wohnungsbau während der Weimarer Republik
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Kurzbeschreibung
Die Frage der Versorgung mit bezahlbaren Wohnungen war schon immer ein zentrales Thema staatlicher und kommunaler Politik. Der in den vergangenen Jahrzehnten fast zum Erliegen gekommene „soziale Wohnungsbau“ mit den Begleiterscheinungen wie Wohnraumknappheit und ständig steigenden Mietpreisen zeigt Parallelen zu der historischen Situation der früheren Zeiten am Beispiel von Bettenhausen auf.
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