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Unterneustädter Industriegeschichte, Kontorhaus Hafenstraße 76
- Autor: Gerhard Böttcher
- Zeit: 1902
- Ort: Hafenstraße
- Vom: 24.04.2025
- Themen: Stadtentwicklung, Industrie und Gewerbe
Vorderfront Hafenstraße 76
Foto: Gerhard Böttcher
Das Gebäude (Kontorhaus) Hafenstraße 76 wurde 1902 gebaut und steht unter Denkmalschutz. Es symbolisierte im 20. Jahrhundert einen Teil der Unterneustädter Industriegeschichte. Mit der Umsiedlung der Herkules-Brauerei aus dem Stadtgebiet, dem Bau des Kasseler Hafens sowie der Konsum-Zentrale, wurde die Erschließung des heutigen Hafenviertels dokumentiert.
Das Grundstück der Konsum- bzw. Coop-Genossenschaft, dass sich hinter dem Kontorhaus erschließt, weist eine sehr unterschiedliche Zeitgeschichte auf.
Das Luftbild zeigt das gesamte Areal der ehemaligen „Kasseler Konsumgenossenschaft-Coop“ (Stadt Kassel).
Am 12.12.1900 wurde in der Gaststätte „Bunter Bock“ in der Mönchebergstraße der „Konsum- und Sparverein“ gegründet. Für seinen Geschäftsbetrieb erwarb er das Grundstück an der Hafenstraße 76 und nannte sich „Konsum-Genossenschaft Kassel“.

Mit dem Bau eines zentralen Lagers, einer Bäckerei und eines Wohn- und Kontorhauses direkt am neuen Hafen, kaufte 1926/27 die Genossenschaft einen Teil des Nachbargrundstücks und errichtete einen Erweiterungsbau im Stil der Neuen Sachlichkeit. Es wurde vom Kasseler Architekten Karl Wittrock geplant und ausgeführt. Die dreistöckige Werkhalle im Bauhaus-Stil gehört heute zu den besterhaltenen Industriebauten der Bauhaus Schule und steht unter Denkmalschutz.
Die Konsum-Genossenschaft Kassel blieb bis zum Ende des 2. Weltkrieges selbstständig.
1986 firmierte sie als „co op Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft eG“, 1990 nannte sie sich „Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel“ und 1992 wurde der Name auf „KG Dortmund“ gekürzt. Die KG Dortmund hatte fast 500.000 Mitglieder. Ihr Umsatz betrug ca. vier Milliarden.
1997 stellten Wirtschaftsprüfer fest, dass die Bilanzen der Jahre 1994 bis 1996 einen Verlust von 95 Millionen Mark aufwiesen. Die Umsätze gingen nach Luftbuchungen und Täuschungen durch die Geschäftsführer ins Negative. Die DG-Bank kündigte die Kreditlinie.
Am 27. Juni 1998 beschlossen die Genossenschaftler, nach fast 100-jährigem Bestehen, die Auflösung der Lebensmittelkette. Das Gericht stellte fest, dass getrickst, aber nicht betrogen wurde. Damit kam das Management ungeschoren davon. Von insgesamt 14.000 Beschäftigten wurden lediglich 100 arbeitslos. Die Liquidation von Dortmund-Kassel dauerte zehn Jahre.
Die Filialen wurden an Edeka und Lidl-Kaufland veräußert. Das Areal Kassel in der Hafenstraße wurde von der Logistik-Firma BWG Reimer GmbH. & Co., Bremen gemietet und später erworben.
Heute stehen weite Teile leer und sind aufgrund ihres Raumangebotes und ihres baulichen Zustands nur bedingt für eine langfristige Nutzung geeignet.
2022 entschloss sich die Leitung der d15, die Ruangrupa, auch Standorte in den Kasseler Osten zu verlegen. Das Gebäude Hafenstraße 76, mit dem dreistöckigen Lagergebäude aus der Bauhaus Architektur von 1926, bot sich mit seinen offenen Flächen ideal als Ausstellungsfläche an. Durch diese Zwischennutzung wurde das Gelände im Zuge seiner Transformation belebt, so dass seine Potentiale sichtbar wurden.
Aktueller Stand 2024:
Es wurde eine städtebauliche Studie durchgeführt. Sie diente zur Untersuchung der Optionen für eine Entwicklung und Aufwertung des Areals. Im Rahmen eines engen Dialoges mit den Flächeneigentümern, der Stadt Kassel und der umliegenden Eigentümerschaft, sowie in Rückkopplung mit der Stadtteilöffentlichkeit, wurden zunächst Ideen und ein städtebauliches Konzept für die künftige Nutzung und bauliche Maßnahmen entwickelt. Diese flossen in die übergeordnete Rahmenplanung zur Entwicklung des Hafenareal ein.
Das künftige KoopQuartier soll durch Öffnung und Durchwegungen sowie durch Grünverbindung mit den umliegenden Nutzungen verknüpft werden und sich in die heterogene, durch Einzelhandel, Gewerbe und Wohnen geprägte Nachbarschaft, einfügen. Hierdurch besteht die Chance, die umliegenden unterschiedlichen Bereiche des gesamten Hafenareals besser miteinander zu verbinden, eine nachhaltige und Klima angepasste Freiraumentwicklung anzustoßen und einen ersten wichtigen Transformationsimpuls für das gesamte Hafenareal zu setzen.
Die Entwicklung des KoopQuartiers zielt auf grundlegende Umgestaltung des Areals zu einem urbanen, lebendigen Stadtbaustein, welcher sich durch Nutzungsvielfalt auszeichnet sowie die beiden auf dem Gelände vorhandenen Kulturdenkmäler besser sichtbar macht und neu belebt. Ziel ist es, Wohnen und Arbeiten räumlich und funktional zu verknüpfen und somit ein neues Quartier in der nördlichen Unterneustadt zu schaffen. Die aus der Studie abgeleiteten planungsrechtlichen Empfehlungen sind Grundlage des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans.
Vorlage Nr. 101.19.1016 vom 29.1.2024: „Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen: Dem ‚Städtebaulichen Rahmenplan Hafenareal‘ (Stand November 2023) wird zugestimmt.“
Verfasser: Gerhard Böttcher, 2025
Quellen:
Literatur:
- Lebensmittelzeitung vom 30.5.1995, 09.06.1995, 11.08.1995
- Geschichte Konsum: Wikipedia
- Geschichte Bauhaus Architektur: Wikipedia
- WDR vom 27.06.2013 https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7596.html
- Rahmenplan Hafenareal, Stadt Kassel
Fotos:
- Archiv Gerhard Böttcher
- Rahmenplan Hafenareal, Stadt Kassel
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Kurzbeschreibung
Das Gebäude Hafenstraße 76 wurde 1902 gebaut und steht unter Denkmalschutz. Es symbolisierte im 20. Jahrhundert einen Teil der Unterneustädter Industriegeschichte. Mit der Umsiedlung der Herkules-Brauerei aus dem Stadtgebiet, dem Bau des Kasseler Hafens sowie der Konsum-Zentrale, wurde die Erschließung des heutigen Hafenviertels dokumentiert.
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