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Wie der Lindenberg zu Forstfeld kam
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 1997
- Ort: Siedlergemeinschaft Lindenberg 1
- Vom: 31.03.2020
- Themen: Stadtentwicklung, Menschen erzählen
Anfang 1995 stellte die „Siedlergemeinschaft Lindenberg I“ beim Ortsbeirat Forstfeld eine Anfrage, ob der Lindenberg verwaltungsmäßig nicht Forstfeld zugeordnet werden könne. Der Sprecher, Erich Bing, begründete den Wunsch damit, dass der lokale Lebensmittelpunkt (Kirche, Einkaufszentrum, Schulen, Haus Forstbachweg) für die Lindenberger eindeutig Forstfeld sei. Die Vorsitzenden anderer Vereine bestätigten diesen Eindruck. Der Magistrat machte daraufhin drei Vorschläge und am 16.09.1996 stimmte die Stadtverordnetenversammlung diesem Wechsel zu. Nebenstehend die Stadtbezirke des Kasseler Ostens.
Anfang 1995 stellte die „Siedlergemeinschaft Lindenberg I“ beim Ortsbeirat Forstfeld einen Anfrage, ob der Lindenberg verwaltungsmäßig nicht Forstfeld zugeordnet werden könne. Der Sprecher, Erich Bing, begründete den Wunsch damit, dass der lokale Lebensmittelpunkt (Kirche, Einkaufszentrum, Schulen, Haus Forstbachweg) für die Lindenberger eindeutig Forstfeld sei. Die Vorsitzenden anderer Vereine bestätigten diesen Eindruck.
Der Forstfelder Ortsvorsteher wies darauf hin, dass ein solcher Anschluss mit dem Ortsbeirat Bettenhausen detailliert abgesprochen werden müsse, brachte aber zum Ausdruck, dass einem Anschluss aus Forstfelder Sicht nichts entgegenstünde. Ein entsprechender Beschluss wurde dann einstimmig auch so gefasst.
Inzwischen unterbreitete der Magistrat drei Vorschläge, wie der Stadtteil Forstfeld in Zukunft zugeschnitten sein könnte. Beim ersten Vorschlag sollte alles so bleiben wie es war. Der zweite Vorschlag nahm das Gebiet zwischen Leipziger Straße bis zur Losse dazu.
Beim dritten Vorschlag sollte die Leipziger Straße bzw. die Straßenbahntrasse die Grenze sein, auf diesen Vorschlag einigten sich die Ortsbeiräte.
Die Überschrift zum Artikel in der HNA zu einer Bürgerbefragung vor dem EDEKA-Markt war: „Gefühlsmäßig bin ich Forstfelder“. Hier lässt die Zeitung Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen:
Elfriede Frey: "Hier geh‘ ich einkaufen, die Kinder gehen zur Schule und ich schnuddel mal mit den Leuten, nach Bettenhausen kann ich noch nicht mal mit dem Fahrrad fahren“, weil die Leipziger Straße ein zu gefährliches Pflaster sei.
Heinrich Triebstein, Ortsbeiratsmitglied in Bettenhausen, widerspricht, er hat auch schon viele Flugblätter verteilt. „Das ist Landraub“ sagt er: „Eine All-Parteien-Koalition im Forstfeld möchte gern den Lindenberg übernehmen“.
Falk Urlen erwidert: „Ich weise das mit Empörung von mir, die Bürger sollen das selbst entscheiden“. Ansonsten „halten wir uns als Ortsbeirat aus der Diskussion heraus, die Lindenberger sind uns natürlich herzlich willkommen".
Viele sind aber auch für den Verbleib bei Bettenhausen, man hört Stimmen wie: „Nie im Leben würde ich das akzeptieren“, „Es soll alles so bleiben, wie‘s gewesen ist“, „Ich kann gar nicht verstehen, was das Theater soll“, „Wir sind doch immer Bettenhäuser gewesen“.
Erich Bing, der Initiator des Wechselwunsches, meint: „Die Sache ist seit vielen Jahren aktuell und die Leipziger Straße ist doch eine natürliche Grenze zwischen den Ortsteilen“.
Hans-Jochem Weikert, SPD-Vorsitzender von Bettenhausen, hatte sich in einer Pressemitteilung geäußert, er meinte, dass mit einer Abtrennung des Lindenbergs eine über Jahrzehnte gewachsene Verbindung zerstört würde. Die Leipziger Straße würde eher verbinden als trennen. Gemeinsam von Forstfeldern und Bettenhäusern würden genutzt: die Bezirksstelle Ost, die Josef-von-Eichendorff-Schule, das Polizeirevier, das Stadtteilzentrum Agathofstraße, die Caritas-Diakoniestation. Er folgert daraus, dass darum die Stadtteile Bettenhausen und Forstfeld sinnvollerweise zusammengelegt werden sollten.
Diese mobile Redaktion fand am 13.10.1995 während der Abstimmung der Bewohner des Lindenbergs über den Wechsel statt. Diese fand vom 04.10.95 bis zum 13.10.95 in der Filiale der Stadtsparkasse statt.
Von den 2078 Bewohner*innen des Lindenbergs nahmen 771 an der Abstimmung teil. Für eine Veränderung stimmten 324 (42,8 %), dagegen stimmten 290 (38,3 %). 14 Stimmen waren ungültig. Wenn man jetzt die Zahlen addiert, fehlen aber 143 Menschen, die an den Wahlen teilgenommen haben. Diese hatten sich für eine „Große Lösung“ ausgesprochen, also der Zusammenlegung der Ortsbezirke und nicht für oder gegen eines Wechsels; insofern wurden sie nicht für oder gegen einen Wechsel gezählt. Das gab zwar Grund intensiver Diskussionen, das Ergebnis änderte sich dadurch aber nicht.
Aufgrund dieses Ergebnisses schlug der Magistrat im folgenden Jahr der Stadtverordnetenversammlung vor, dieses Bürgervotum anzuerkennen, was dann am 16. September 1996 auch geschah. Seit 1997 gehört der Lindenberg zum Stadtteil Forstfeld.
Damit wurde, erstmals in der Geschichte der Stadt Kassel, einem Bevölkerungsbegehren zur Änderung der Ortsbezirksgrenzen stattgegeben.
Um den Lindenberger Bürgerinnen und Bürgern das Umgewöhnen etwas zu erleichtern, erhielt die Ortsteilzeitung “Forstfelder kleine Zeitung” einen neuen Titel:
Dem Ortsbeirat, der 1997 gewählt wurde, gehörten an:
Holger Bernhofen, (SPD); Günther Böck (FWG); Hans Peter Faber (Bündnis 90/Die Grünen); Gisela Klapp (SPD); Hayo Künnecke (CDU); Brigitte Ledderhose (SPD); Michael Nolte (CDU); Falk Thiele (SPD); Falk Urlen (SPD).
Falk Urlen wurde zum Ortsvorsteher gewählt. Er erklärte, dass das “demokratische Team Forstfelds”, der Ortsbeirat , nur schlagkräftig für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger arbeiten könne, wenn weitgehende Einigkeit herrscht. Hierzu wolle er seinen Teil beitragen.
Bettenhausen behielt mit seinen ca. 8300 Einwohnern weiterhin 11 Ortsbeiratsmitglieder, Forstfeld mit seinen ca. 6800 Einwohnern weiterhin 9.
2013 führte ich mit Erich Bing ein Interview für die Sendung "Radio Forstfeld" im "Freien Radio Kassel".
Ungefähr die Hälfte des Interviews behandelte die zuvor beschriebenen Inhalte. Interessant sind dabei doch einige Hintergrundinformationen, die sich im Gespräch herausschälten.
Anschlließend sprachen wir über weitere Forstfelder Inhalte und Probleme.
Ich stelle das gesamte Interview in diesen Beitrag für diejenigen, die sich noch gerne an Erich Bing erinnern.
Autor und Redaktion: Falk Urlen
Quellen: Eigene Erinnerungen, Aufzeichnungen und Dokumente, HNA-Beiträge
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Kurzbeschreibung
Anfang 1995 stellte die „Siedlergemeinschaft Lindenberg I“ beim Ortsbeirat Forstfeld eine Anfrage, ob der Lindenberg verwaltungsmäßig nicht Forstfeld zugeordnet werden könne. Der Sprecher, Erich Bing, begründete den Wunsch damit, dass der lokale Lebensmittelpunkt (Kirche, Einkaufszentrum, Schulen, Haus Forstbachweg) für die Lindenberger eindeutig Forstfeld sei. Die Vorsitzenden anderer Vereine bestätigten diesen Eindruck. Der Magistrat machte daraufhin drei Vorschläge und am 16.09.1996 stimmte die Stadtverordnetenversammlung diesem Wechsel zu.
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