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Zehntscheune eines der ältesten Gebäude Kassels
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1450-1499
- Ort: Zehntscheune Waldau
- Vom: 24.02.2018
- Themen: Stadtteilkultur, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Die Zehntscheune wurde 1464 erbaut und urkundlich 1484 erstmals erwähnt. Bis zum 16. Jahrhundert diente der Renaissancebau als Abgabeort für den „Zehnt“, also die zehnprozentige Steuer in Form von Naturalien der Bauern. Diese brachte der Scheune den Namen ein. Anschließend wurde sie zur Zeit von Landgraf Moritz als Jagdzeughaus zur Aufbewahrung von Jagdgeräten genutzt. Nach der Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg existiert nur die Hälfte der ursprünglichen Größe des Scheunengebäudes. Sie steht heute unter Denkmalschutz.
Wer von Kassel kommend einst die alte Nürnberger Straße nach Waldau fuhr, sah schon am Ortseingang das mächtige Fachwerkgebäude rechts neben der Straße. Noch heute steht der Renaissancebau als eines der ältesten Gebäude Kassels im alten Ortskern das Stadtteils Waldau. Doch von den einst 1200 Quadratmetern sind nach der Zerstörung durch Bomben im Zweiten Weltkrieg nur noch ca. 600 übrig geblieben. Die alten Grundmauern lassen die gesamte Länge heute noch erkennen. Das Besondere an der Scheune ist ihre Bauart in Mehrständerbauweise. In dem alten Fachwerk, das mit rötlichem Bruchstein ausgesetzt ist, atmet die Geschichte.
Im 15. Jahrhundert wurde hier das von der Kirche und von den weltlichen Herrschern unter Berufung auf das Alte Testament zum Unterhalt des Klerus geforderte Zehnt eingelagert. Die reichen Waldauer Bauern lieferten 10 Prozent ihres Ertrages dort ab. Der weltliche Herrscher über Nieder- und Oberhessen war damals Landgraf Heinrich III (1458–1483) er ließ die Scheune errichten. Sie diente bis ins 16. Jahrhundert diesem Zweck. Unter Landgraf Moritz dem Gelehrten (1592–1627) erfuhr der Zweckbau eine Nutzungsänderung. Es wurde Jagdzeughaus nebst Jäger- und Falkonierhof für die Jagd im Forst, Eichwald und Kaufunger Wald. Im Jahr 1717 wurde es erstmals in größerem Umfang renoviert. Als Jagdzeughaus beherbergte es während der Jagdtage Meute und Pferde. Unter Landgraf Karl (1670–1730) wurde das Jägerhaus an der Fulda in der Unterneustadt überflüssig und ebenfalls nach Waldau verlegt.
Später stand das große Gebäude leer, man wusste nichts damit anzufangen, bis es wieder der eigentlichen Bestimmung übergeben worden. In der Zeit der Fremdherrschaft durch die Franzosen (1807 – 1813) war es ein großes Futtermagazin. Für kurze Zeit lag in ihm auch eine Abteilung der Kurhessischen Leibhusaren. Später im 19. Jahrhundert ging die Scheune in den Besitz der kurhessischen Finanzbehörde über und diente weiterhin als Lagerhaus für Erntevorräte.
Bei den Bombenangriffen auf Kassel wurde das inzwischen 480 Jahre alte Gebäude schwer getroffen und zu Hälfte zerstört. Es kam eine Zeit des Leerstands. Ab 1976 folgte eine gewerbliche Nutzung durch Firmen.
Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude steht seit 2004 für Waldauer Vereine und Verbände offen. So feiern die Waldauer regelmäßig im Oktober die „Entenkirmes“ um und in der Scheune. 2010 wurde schließlich der „Förderverein Zehntscheune Waldau“ zur Förderung von Denkmalschutz und -pflege sowie zum Erhalt des Gebäudes gegründet.
Seit 2012 wird die Zehntscheune in Kassel-Waldau Schritt für Schritt saniert. Aber der Sanierungsbedarf an der Scheune ist groß. Gut die Hälfte der Deckenbalken und ein Drittel der Fassadenbalken muss ausgetauscht werden. Deshalb wird noch viel Zeit vergehen, bis das historische Gebäude im alten Glanz erstrahlt.
Eine Erinnerungstafel des Arbeitskreises "Waldauer Geschichte(n)" befindet sich an der Giebelwand.
Editor: Erhard Schaeffer, Februar 2018
Quellen:
- Förderverein Zehntscheune Kassel e. V., Joachim Bonn
- Arbeitsgruppe Waldauer Geschichte(n)
- Kasseler Post
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Kurzbeschreibung
Die Zehntscheune wurde 1464 erbaut und urkundlich 1484 erstmals erwähnt. Bis zum 16. Jahrhundert diente der Renaissancebau als Abgabeort für den „Zehnt“, also die zehnprozentige Steuer in Form von Naturalien der Bauern. Diese brachte der Scheune den Namen ein.
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