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Die Forstlehranstalt in Kassel-Waldau
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1750-1799
- Ort: Forstlehranstalt Waldau
- Vom: 19.09.2011
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Von 1798 bis 1815 bestand in der Kurhessischen Landgrafschaft, in Waldau nahe beim Casseler Forst, eine Forstlehranstalt. Diese Meisterschule stand unter Leitung des Oberforstmeisters Friedrich Ludwig Freiherr von Witzleben.
Die Gründe für die Errichtung einer eigenen forstlichen Lehranstalt waren personeller und fachlicher Art. In der Zeit um 1760 fehlte es in den Reihen der hessischen Forstbeamten an fachlich geschulten Personal, besonders in juristischen und kameralistischen Belangen. Vielerorts wurden diese Stellen daher mit Kräften aus dem europäischen Ausland besetzt. Eine grundlegende Reform der Ausbildung der Förster in Hessen sollte diesen Mangel ausgleichen.
Der damalige Oberforstmeister Friedrich Ludwig von Witzleben gründete 1798 deshalb die Forstlehranstalt zu Waldau um einen verbesserten theoretischen Unterricht für Forstbeamte zu etablieren. Die forstlichen Anwärter auf die höhere Forstverwaltung sollten in der Lehranstalt auf ihre spätere akademische Laufbahn vorbereitet werden. Bei der Gründung und beim Aufbau der Lehranstalt wurde er von dem Marburger Staatswissenschaftler Johann Heinrich Jung-Stilling unterstützt.
Bei den ersten Jahrgängen der Forstschüler handelte es sich zunächst durchweg um Angehörige des sog. Jägerkorps. Ihre theoretische Ausbildung in der Lehranstalt umfasste einen zweijährigen Kurs in Rechtschreibung, die Abfassung schriftlicher Protokolle und Aufsätze, Trigonometrie, Geometrie und Arithmetik sowie die sog. niedere Forstwissenschaft. Im Laufe der Jahre kamen noch die Fächer Forstverfassungslehre sowie Bau- und Holzkunde hinzu. Das Kurfürstentum Hessen investierte allerdings wenig in die Ausstattung der Lehranstalt. Auf Grund der engen räumlichen Verhältnisse konnten von 1798 bis 1806 nie mehr als acht Schüler gleichzeitig die Lehranstalt benutzen. In den Anfangsjahren fehlte es an qualifiziertem Lehrpersonal. Um einen geregelten Unterrichtsbetrieb gewährleisten zu können, griff man auf zwangsverpflichtete Forstbeamte aus der näheren Umgebung und auf fachfremde Seiteneinsteiger zurück.
Der forstliche Schwerpunkt Friedrich Ludwig von Witzlebens (* 9. Mai 1755 in Wolmirstedt; † 16. März 1830 in Kassel) lag in der Förderung der Ausbildung von jungen Forstanwärtern. Dies manifestierte sich besonders durch die Gründung der Forstlehranstalt zu Waldau.
Ein enger Mitarbeiter von Witzlebens war Johann Caspar Harnickell (*1751 im Hof Hälgans bei Hersfeld; † 1827 Oberkaufungen) Er entstammte einer der ältesten hessischen Forstfamilien. Seine Vorfahren waren bereits im 15. Jahrhundert im Seulingswald tätig. Nach schulischer Ausbildung, Jägerlehre und Militärdienst bei dem hessischen Feldjägercorps in Waldau zeichnete er sich durch gute Kenntnisse und vielseitige Fähigkeiten (Forst, Jagd, Mathematik, Vermessung) aus. Er bewährte sich als „reitender Förster“ in Holzhausen / Reinhardswald als Ausbilder junger Forstleute. 1795 übertrug man ihm die Oberförsterstelle Oberkaufungen, wo ihm die Aufsicht über die Forste Rottebreite, Oberkaufungen, Helsa, Quentel, Wellerode und Crumbach und später in der Forstlehranstalt von Waldau daneben die praktische Ausbildung der dortigen Forstschüler oblagen.
Einer der seine Ausbildung an der Forstlehranstalt absolviert hat, war Johann Christian Hundeshagen (* 10. August 1783 in Hanau; † 10. Februar 1834 in Gießen) ein deutscher Professor und Forstwissenschaftler. Nach dem Abitur durchlief Hundeshagen eine zweijährige forstliche Lehre und besuchte die Forstlehranstalt in Waldau und Dillenburg. Dort unterrichtete ihn Georg Ludwig Hartig. Anschließend studierte er in Heidelberg Kameral- und Naturwissenschaften und wurde danach Forstamtsaccessist (heute: zweiter Beamter) beim Forst- und Salinenamt Allenburg. Darauf folgte eine Tätigkeit in Hersfeld, in der er sein umfassendes praktisches Wissen erwarb. In dieser Zeit wurde auch sein Sohn Karl Bernhard (1810-1872) geboren, der später als reformierter Theologe ebenfalls Hochschullehrer werden sollte.
Bis zum Jahr 1767 war der Jägerei- und Falknerhof an dem Ort der Forstlehranstalt noch im Gebrauch. Die Forstlehranstalt wurde in Folge der Befreiungskriege 1815 wieder geschlossen, 1816 nach Fulda verlegt und zur Staatsanstalt deklariert. Das Gebäude der Lehranstalt steht noch heute im Ortskern von Waldau in der Nürnberger Straße. Der Straßenname - Am Försterhof - unweit davon weist auf die historische Nutzung hin.
Friedrich Ludwig von Witzleben war ein bedeutender deutscher Forstmann, Staatsrat und Generaldirektor der Domänen, Forste und Gewässer in Hessen, sowie Verfasser forstlicher Fachliteratur. Im Kaufunger Wald oberhalb von der Krankenanstalt Oberkaufungen befinden sich noch heute ein Gedenkstein, der bereits 1818 zum 63.Geburtstag von Witzlebens von seinem Mitarbeiter, Johann Caspar Harnickell, dort errichtet wurde. Nicht weit davon entfernt weist eine Infotafel auf sein Wirken und seine Verdienste rund um die Forstwirtschaft hin. Ein weiterer Gedenkstein befindet sich an der Straße von Nieste nach Kleinalmerode etwas zurück am Straßenrand am Kilometerstein 715. Witzleben wurde auf dem alten Casseler Friedhof neben der Lutherkirche beerdigt.
Das Gebäude an der Nürnberger Straße im Ortskern von Waldau überstand meherer Kriege und steht noch heute im Stadtteil Waldau. In 1949 zog die Firma Hans Hess, Fuhrunternehmen, in das alte Forsthaus ein. Schon 1962 wurde die Firma aufgegeben.
Text und Bilder: Gerhard Werner, 2011
Editor: Erhard Schaeffer, September 2011
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Kurzbeschreibung
Von 1798 bis 1815 bestand in der Kurhessischen Landgrafschaft, in Waldau nahe beim Casseler Forst, eine Forstlehranstalt. Diese Meisterschule stand unter Leitung des Oberforstmeisters Friedrich Ludwig Freiherr von Witzleben.
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