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Kastell - vormals Jägerhaus
- Autor: Gerhard Böttcher
- Zeit: 1650-1699
- Ort: Jägerhaus / Kastell
- Vom: 05.06.2014
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Eines der bedeutungsvollen Gebäude der Unterneustadt ist zweifelsohne das Kastell, vormals das fürstliche Jägerhaus der Casseler Landgrafen. Die wechselseitige Geschichte dieses Gebäudes hat in den vergangenen 450 Jahren nicht nur vier bauliche Veränderung erlebt, sondern unterlag auch einer vielfachen Nutzungsänderung. Das Grundstücksareal befand sich allerdings immer im Besitz der Landgrafen und später der Stadtregierungen.
Wie aus der vielfachen Namensgebung ersichtlich, blickt diese Gebäudegruppe auf eine lange Geschichte zurück.
1381 von Landgraf Heinrich I. als „Jägerhaus” gebaut.
1540 wurde die baufällige Anlage von Landgraf Philipp durch einige Parzellen zur Mühle hin erweitert und erneuert.
1686 von Landgraf Karl als Kaserne und Magazin umgebaut. Bis auf das Hauptgebäude am Flussufer wurden alle damaligen Gebäudeteile abgerissen. Der Umbau dauerte bis 1766.
1756-1763 im 7 jährigen Krieg nutzen die Franzosen während ihrer viermaligen Besetzung das Jägerhaus als Kaserne, Lazarett und Fouragemagazin.
Die Zeichnung zeigt den Entwurf des hessischen Artillerieleutnant F.W. Selig, der als Erbauer des Kastells gilt.
1794-1797 wurde unter Landgraf Wilhelm IX. nach dem Bau der Wilhelmsbrücke, 1794 mit dem dritten Umbau begonnen. Allerdings übernahm er das Hauptgebäude an der Flussmauer, den nordöstlichen Seitenflügels und die Hoföffnung mit dem Flachgiebelportal. Der zur Straße hin liegende Südflügel wurde abgerissen und als oberirdische Kasematten umgebaut.
Was ursprünglich von Wilhelm IX. als Artillerie-Kaserne, mit den Kasematten zum Brückenschutz angedacht war, wurde etwas später zum Staatsgefängnis, der „Hessischen Bastille” ausgebaut.
1807-1813 im „Königreich Westfalen” unter „König Jerome”, füllten sich die Gefängniszellen mit Fahnenflüchtigen und Aufständischen, die Zellen waren regelmäßig überfüllt.
1830-1852 unter Kurfürst Wilhelm II., füllten sich wiederum die Zellen mit politischen Gefangenen der revolutionären Bewegung der 1830er Jahre.
Dr. Gottlieb Kellner, Herausgeber der politischen satirischen Zeitung „Die Hornisse”, Adam Trabert und Friedrich Murhard, gehörten wohl zu den bekanntesten politischen Gefangenen dieser Zeit. Die spektakuläre Flucht von Gottlieb Kellner 1852, war jahrelang Stadtgespräch.
Mit der Annektion 1866 der Preußen war das Kastell bis 1919 Militärgefängnis und wurde dann dem Magistrat der Stadt übergeben.
Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 wurde das Kastell Volksspeise-Anstalt und Verwaltung der Hitlerjugend und des BDM (Bund Deutscher Mädel).
Das Luftbild zeigt das Kastell bis zur Zerstörung 1943, lediglich die Kasematten blieben verschont. Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 1951 wurde nach historischer Vorlage auf den Fundamenten des Kastells vom Hochbauamtsleiter Werner Noell (1952/53) auf dem L-förmigen Grundriss das HAUS der JUGEND als erstes Jugendhaus der Stadt Kassel nach dem Krieg aufgebaut. Dies war der fünfte Neu- oder Umbau auf dem Grundstücksareal, auf dem wahrscheinlich schon vor 1100 ein Fährübergang mit Fährhaus zur linken Fuldaseite stand.
1985 wurde das Haus in Gedenken nach dem ersten Oberbürgermeister der Stadt nach 1945, in WILLI-SEIDEL-HAUS, kurzzetig umbenannt. Inzwischen trägt es wieder seinen alten Namen HAUS der JUGEND.
Text: Gerhard Böttcher
Editor: Erhard Schaeffer, Mai 2014
Quellen:
- Bau-und Kunstdenkmäler Reg, Bez. Cassel Dr. ing. Dr. phil. A. Holtmeyer
- Holtmeyer Kassel Stadt S. 426
- Neuber Hessenland 1906 S.271
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Kurzbeschreibung
Eines der bedeutungsvollen Gebäude der Unterneustadt ist zweifelsohne das Kastell, vormals das fürstliche Jägerhaus der Casseler Landgrafen. Die wechselseitige Geschichte dieses Gebäudes hat in den vergangenen 450 Jahren nicht nur vier bauliche Veränderung erlebt, sondern unterlag auch einer vielfachen Nutzungsänderung. Das Grundstücksareal befand sich allerdings immer im Besitz der Landgrafen und später der Stadtregierungen.
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