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Joachim Schauerhammer erinnert sich an seine Kindheit in der Bäumerstr. (Radestr.) 42
- Autor: Falk Urlen
- Zeit: 1937
- Ort: Radestrasse
- Vom: 10.10.2017
- Themen: Jugend- und Kindheitserinnerungen, Menschen erzählen
Die Familie Pitzius, Tochter und Schwiegersohn von Joachim Schauerhammer, schenkten ihrem Vater zu dessen 80. Geburtstag eine Fahrt zu den Stätten seiner Kindheit, nachdem sie in „Erinnerungen-im-Netz.de“ den Bericht über die Siedlergemeinschaft Forstfeld gelesen hatte. Nach 75 Jahren sah Joachim Schauerhammer sein "Geburtshaus" (Bild unten) wieder und war gerührt.
Er erzählte: "Ich bin am 22.05.1937 in der Bäumerstr. 65 geboren, sagte er. Wahrscheinlich gab es dort eine Filiale des Roten Kreuzes." Dieses Missverständnis war entstanden, weil die Geburtsurkunde in der damals üblichen Sütterlinschrift geschrieben war, die heute kaum noch jemand lesen kann. Diese Schrift war 1911 von Ludwig Sütterlin im Auftrag des preußischen Staaten entwickelt worden, um den Schulkindern das Erlernen des Schreibens zu erleichtern. In den 50er Jahre wurde sie in der Schule noch geübt.
In der Geburtsurkunde fand sich die folgende Passage:
„Der Vorstand des Krankenhauses vom Roten Kreuz in Kassel zeigte an...
daß von der Margarethe Anneliese Schauerhammer, geborenen Fiedler, Ehefrau des Schlossers Ludwig Valentin Schauerhammer, wohnhaft in Kassel, Bäumerstr. 65, bei ihrem Ehemann zu Kassel in vorbezeichneter Anstalt am 22. Mai des Jahres tausend neunhundert siebenunddreißig vormittags um zweidreiviertel Uhr ein Knabe geboren worden sei und daß das Kind den Vornamen Joachim erhalten habe.“
Wahrscheinlich hat die Familie Schauerhammer (Bild oben links) zunächst in der Bäumerstr. 65 gewohnt und ist später in die Nr. 42 umgezogen. Im Kasseler Adressbuch von 1938 ist nur die Adresse Bäumerstr. ab 1938 zu finden.
Vater Valentin Schauerhammer war bei der Firma Gerh. Fieseler GmbH. als Schlosser angestellt und arbeitete hier, nachdem er einige Fortbildungskurse absolviert hatte, als "Startmonteur". Startmonteure machten die Flugzeuge, mit denen geflogen werden sollte, startbereit, überprüften die Motoren und bauten evtl. noch fehlende Instrumente ein. Heinrich Peter sprach von nachzurüstenden Uhren, die sonst verschwunden wären. Dann ließen sie die Motoren warmlaufen. Sie durften die Flugzeuge auf dem Platz bewegen, zum Startplatz rollen, sie durften sie aber nicht fliegen, obwohl viele das konnten. Die Häuser in der Radestr. gehörten zu der "Fieseler-Siedlung", eine Siedlung mit Mietwohnungen und Häusern, die von den Gerhard-Fieseler-Werken Werksangehörigen zur Verfügung gestellt wurden.
Oben: Startmonteur Heinrich Peter beim Warmlaufen des Superstorchs .
Joachim Schauerhammer erzählt weiter: "1943 wurden wir wegen der Bombenbedrohung evakuiert, meine Mutter und die Kinder gingen zurück zu ihren Eltern in Thüringen, nach Schleiz. Auch mein Vater war bei Schleiz geboren. Bereits 1941 hatte er einen Reisepass erhalten, in offizieller Mission fuhr er 1944 über Frankreich nach Spanien, ich weiß aber nicht, was er dort machte."
Das sind Ausschnitte aus dem Reisepass von Valentin Schauerhammer, die Hakenkreuze wurden überzeichnet aus Angst, dass die sowjetischen Besatzungssoldaten den Pass, der ja jetzt ein Erinnerungsstück war, einziehen würden. Die Familie wußte nicht, was er in Spanien zu tun hatte. Jetzt stieß ich im Buch von Rolf Nagel auf die Lösung dieses Rätsels. Er war beim Auswerten von Übergangsmeldungen auf Fakten gestoßen, die er auf Seite 200 folgendermaßen beschreibt:
"Am 24. Januar [1944] begann eine große Überführungsaktion von zwölf Störchen des Baumusters Fi 156 C-3a/trop nach Spanien… Die Strecke führte von Kassel zur Abfertigung nach Fritzlar und von dort nach Freiburg. Am nächsten Tag ging es weiter über Lyon bis Perpignan. Nach einer Übernachtung flog die Gruppe das Ziel, den Flugplatz Sabadell, zehn Kilometer nördlich von Barcelona an. Bis zum 28. Januar führten…Überführungsflieger dort die Maschinen den Interessenten des Militärs vor und übergaben dann die Störche.“
Am 18. Januar hatte Valentin Schauerhammer bereits den Eintrag in den Reisepass erhalten, nach Spanien auf dem Landweg zu fahren, um bis zum 10. Februar wieder zurückzukehren. Wahrscheinlich musste er hier als Startmonteur die überführten Störche betreuen.
Nachdem das Werk 1945 geschlossen worden war, fuhr mein Vater mit dem Fahrrad nach Schleiz zu seiner Familie.
Autor und Redaktion: Falk Urlen (10/2017)
Fotos: Familienalbum Schauerhammer, Falk Urlen
Literatur: Rolf Nagel, Thorsten Bauer: Kassel und die Luftfahrtindustrie seit 1923, S. 200; ISBN-Nr.: 978-3-87064-147-4
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Kurzbeschreibung
Die Familie Pitzius, Tochter und Schwiegersohn von Herrn Schauerhammer, schenkten Joachim Schauerhammer zu dessen 80. Geburtstag eine Fahrt zu den Stätten seiner Kindheit, nachdem sie in „Erinnerungen-im-Netz.de“ den Bericht über die Siedlergemeinschaft Forstfeld gelesen hatte. Nach 75 Jahren sah Joachim Schauerhammer sein "Geburtshaus" wieder und war gerührt.
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